Gut drei Jahre nach Einführung des Euro-Mindestkurses verschärft die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Kampf gegen die Frankenstärke. Die Währungshüter führen Negativzinsen ein. Mit der Massnahme habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor allem die Grosskunden der Geschäftsbanken wie etwa Hedgefonds im Visier, die in Krisenzeiten schnell Geld verschieben, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan an der Medienorientierung.
Grosse Guthaben auf Girokonten der Notenbank werden künftig mit Strafzinsen von 0,25 Prozent belastet. Der Negativzins gilt ab 22. Januar 2015. Er wird nur auf jenem Teil des Giroguthabens erhoben, der einen bestimmten Betrag überschreitet. Der Freibetrag beträgt pro Kontoinhaber mindestens 10 Millionen Franken.
Mit der Massnahme strebt die SNB an, dass ihr Leitzins in den negativen Bereich fällt. Daher dehnt sie das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor auf −0,75 bis 0,25 Prozent aus und erweitert es auf seine übliche Breite von einem Prozentpunkt. Seit 2011 betrug das Zielband 0 bis 0,25 Prozent. Der nur indirekt von der SNB steuerbare Dreimonats-Libor notierte nahe Null.
Die Gründe für die Massnahme
Warum handelt die SNB gerade jetzt? Ein wesentlicher Faktor sei die Zuspitzung der Krise in Russland gewesen, sagte Thomas Jordan. In den letzten Tagen hatte der Rubel dramatisch an Wert verloren. Russland machen der Ölpreisverfall und die Sanktionen der EU und der USA zu schaffen.
Verunsicherte Anleger tragen ihr Geld daher massenhaft in den «sichern Hafen» Franken. Das wiederum setzt den von der SNB festgelegte Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken unter Druck.
SNB kämpft gegen Frankenstärke
«Wir mussten in letzten Tagen am Devisenmarkt intervenieren», sagte Nationalbankpräsident Thomas Jordan. Angaben zum Umfang und zum Zeitpunkt der Interventionen zur Schwächung der Schweizer Währung wollte er allerdings nicht geben.
Die SNB bekräftigte, dass sie die Euro-Kursuntergrenze weiterhin mit aller Konsequenz durchsetzen wolle. Der Mindestkurs bleibe das zentrale Instrument, um die unerwünschte Aufwertung des Frankens zu verhindern. In den letzten Tagen hätten verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt.
Die SNB will mit den Negativzinsen eines erreichen: Banken und andere Finanzunternehmen sollen weniger Geld in Franken halten. «Sie bestraft gewissermassen jene Banken, die bei ihr den Franken sicherheitshalber auf die hohe Kante legen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann.
Unmittelbar nach der Ankündigung von Mindestzinsen kletterte der Euro auf fast 1,21 Franken, bis gegen 11 Uhr verpuffte ein Teil des Effektes aber wieder und der Euro notierte bei noch 1,2042 Franken. In den letzten Tagen hatte er an der Marke von rund 1,2010 Franken und damit nahe am Mindestkurs geklebt.
Ich gehe davon aus, dass es für die Banken keinen Sinn macht, die Kleinsparer mit Negativzinsen zu belasten.
Ob der Schritt der SNB indirekt auch bei den Spar- und Anlagekonten von Bankkunden zu negativen Zinsen führt, wird sich zeigen müssen. «Ich gehe davon aus, dass es für die Banken keinen Sinn macht, die Kleinsparer mit Negativzinsen zu belasten», sagte Thomas Jordan. Für die Banken sei es interessant, einen robusten Anteil Depositkunden zu halten.
Allerdings könnten die Banken versuchen, über höhere Gebühren und Spesen die Negativzinsen der SNB weiterzureichen. Zunächst waren keine Stellungnahmen von Banken erhältlich.
Der SNB-Präsident erwartet keine grossen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Allerdings müssten die Banken müssen nach wie vor sehr vorsichtig sein bei Vergabe der Hypotheken, so Jordan.