Trotz des Widerstands von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hebt die türkische Zentralbank die Zinsen unerwartet kräftig an. Sie reagiert damit auf den jüngsten Kurszerfall der Lira.
Der Zinssatz, zu dem sich die Banken über Nacht Geld bei der Notenbank leihen können, liegt neu bei 12 Prozent. Bisher betrug er 7,75 Prozent. Den eigentlichen Leitzins hob die Zentralbank auf 10 Prozent von zuvor 4,5 Prozent, wie sie nach einer nächtlichen Krisensitzung mitteilte.
Kursverfall einstweilen gestoppt
Anleger hatten sich jüngst aus der Türkei und anderen Schwellenländern zurückgezogen. Sie rechnen damit, dass die Weltwirtschaft erlahmt und die USA ihre Geldpolitik wieder straffen wird. Verunsichert wurden sie auch vom Korruptionsskandal im Umfeld der türkischen Regierung. Hinzu kommt, dass die Türkei stark von ausländischem Kapital abhängt, was zu hohen Handelsdefiziten führt. Das Land leidet gegenwärtig unter einer hohen Inflation von 7,4 Prozent.
Am Montag war die türkische Lira auf ein Rekordtief im Vergleich zum Dollar gefallen. Die Zentralbank berief darauf eine Krisensitzung für Dienstag ein. Allein schon die Erwartung, dass sie die Zinsen erhöhen könnte, hatte den Kursverfall der Lira am Dienstag gestoppt. Der Kurs stabilisierte sich bei 2,26 Lira je Dollar. Nach dem Beschluss der Notenbank fiel der Dollarkurs auf 2,18 Lira.