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Wirtschaft Volkswagens US-Chef im Büsserhemd vor dem Kongress

Volkswagens US-Chef Michael Horn hat nach eigener Aussage erst vor wenigen Wochen von gezielten Manipulationen des Autobauers bei Abgasmessungen in den USA erfahren.

Kein leichter Gang für den Volkswagen-Chef in den USA. Michael Horn musste unter Eid vor dem US-Kongress Rede und Antwort zum Abgas-Skandal stehen. «Im Namen unseres ganzen Unternehmens und meiner Kollegen in Deutschland möchte ich eine aufrichtige Entschuldigung anbieten», sagte Horn, bevor er in Washington ins Kreuzverhör der Abgeordneten genommen wurde.

Manipulationen auch in Europa

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Volkswagen hat gemäss Recherchen der ARD und der Süddeutschen Zeitung auch in Europa Emissionswerte manipuliert. VW habe auf Anfrage eingeräumt, die Abschaltsoftware auch in Europa eingesetzt zu haben. Die Steuerung

der betroffenen Fahrzeuge könne nicht nur die amerikanischen Abgastests erkennen, sondern auch den Europäischen Prüfzyklus NEFZ.

Der Volkswagen-Chef habe erst vor wenigen Monaten von gezielten Manipulationen des Autobauers bei Abgasmessungen in den USA erfahren. «Ich hatte keine Kenntnis davon, dass es einen ‹Defeat Device› in unseren Autos gab», sagte Horn bei einer Anhörung im US-Kongress aus. Erst kurz vor einem Treffen mit Vertretern der US-Umweltbehörde EPA am 3. September sei er über die Installation der «Defeat Device» genannten Software zum Austricksen der Emissionstests informiert worden.

Zuvor hatte Horn in einer vorab publizierten Stellungnahme erklärt, bereits im Frühling 2014 von möglichen Verstössen gegen US-Emissionsregeln erfahren zu haben. Ihm sei auch mitgeteilt worden, dass die EPA Strafen verhängen könnte. Horn sagte, er sei danach davon ausgegangen, dass die Ingenieure des Konzerns mit der EPA an einer Lösung arbeiteten. Von der Betrugs-Software, durch die die Abgasreinigung im Normalbetrieb deaktiviert wurde, habe er damals nichts gewusst.

Aufarbeitung dauert Jahre

Mitte September war bekanntgeworden, dass Volkswagen mit einer Software Abgaswerte bei Testverfahren manipuliert. «Volkswagen hat eine ganze Nation betrogen», sagte der demokratische Abgeordnete Fred Upton bei der Anhörung in Washington. Neben der Frage nach der Verantwortung in der Affäre wollten die US-Politiker vor allem wissen, wie VW die Probleme bewältigen wolle.

US-Chef Horn konnte zum Unmut der Abgeordneten hier zunächst wenig Konkretes antworten: «Die Untersuchungen dauern an – ich kann noch keinen konkreten Zeitplan anbieten.» Erst vor zwei Tagen hatte VW angekündigt, dass der Rückruf der etwa 480'000 vom Skandal betroffenen Diesel-Autos in den USA erst im Januar beginnen werde. Horn erklärte nun, er gehe davon aus, dass es mehrere Jahre dauern werde, bis die Probleme behoben seien.

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