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Wirtschaft Wann purzeln die Preise in der Schweiz?

Die Exportindustrie ist erschrocken, als die Nationalbank den Euro-Mindestkurs aufgegeben hat. Die Konsumenten hingegen freuen sich über den Frankenkurs, der dadurch in die Höhe geschossen ist. Bei den Detailhändlern beginnt nun das grosse Rechnen: Was wird wann und um wie viel billiger?

Klar ist: Die Preise für Früchte und Gemüse aus dem Ausland kommen am schnellsten ins Rutschen. Und zwar kräftig, sagt Alain Bollschweiler, Sprecher des Discounters Aldi: «Ab Dienstag werden bei Aldi Suisse die Preise für Ananas, Clementinen, Orangen, Rispentomaten und Peperoni alle um 50 Rappen gesenkt. Das heisst, das sind bis zu 50 Prozent Preisnachlass.»

Auch andere Detailhändler planen Preissenkungen in diesem Ausmass, wie eine Umfrage zeigt. Der Grund: Die Preise für Früchte und Gemüse werden auf Wochenbasis ausgehandelt. Wechselkurs-Schwankungen können bei der Preisgestaltung also rasch berücksichtigt werden.

Langfristige Verträge mit Markenherstellern

Anders sieht es bei Produkten aus, für die langfristige Lieferverträge bestehen. Diese müssen nun neu ausgehandelt werden, sagt Denner-Sprecherin Paloma Martino: «Wir werden jetzt sicherlich die Lieferanten kontaktieren. Insbesondere bei internationalen Markenherstellern denken wir, dass Preissenkungen drinliegen müssten. Und diese würden wir auch an unsere Kunden weitergeben.»

Die Verhandlungen sind im Moment aber schwierig, weil nicht klar ist, wo sich der Franken-Euro-Kurs über kurz oder lang einpendeln wird. Die befragten Detailhändler beteuern, sie würden die tieferen Einkaufspreise an die Kundschaft weitergeben – konkrete Zahlen wollen sie indes noch nicht nennen.

Für die Detailhändler ist es aber wichtig, dass sie die Preise rasch senken, denn sonst wird das Problem mit den Einkaufstouristen noch grösser, als es bereits ist, wie Paloma Martino von Denner sagt: «Die Frankenstärke wird dem Euro-Tourismus weiter Auftrieb geben, und damit den Detailhandel als Ganzes vor weitere Herausforderungen stellen.»

Zusätzlicher Nachholbedarf der letzten Jahre

Kritiker werfen den Detailhändlern und ausländischen Lieferanten vor, sie hätten bereits in den vergangenen Jahren die Wechselkurs-Gewinne nicht konsequent an die Kunden weitergegeben, sondern in die eigene Kasse gesteckt.

Der Ökonom und frühere Preisüberwacher Rudolf Strahm rechnet im «Blick» vor: Seit 2010 hätten die Preise als Folge der Wechselkurs-Veränderungen um rund 20 Prozent sinken sollen. Tatsächlich seien sie aber nur um vier Prozent gesunken.

Vorübergehend hatten einzelne Detailhändler deshalb Produkte von nicht kooperativen Lieferanten aus den Regalen verbannt. Vorderhand will sich noch niemand dazu äussern, ob die Situation nun wieder eskaliert. Zuerst werde hart verhandelt.

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