Mit der alten Partei der Konservativen hätten die US-Republikaner nicht mehr viel gemeinsam, sagt Geschichtsprofessor Harold James. Unter Trump habe die Republikanische Partei «etwas Revolutionäres». Insofern gebe es in den USA derzeit eine Entwicklung – ähnlich wie in Deutschland in der Zwischenkriegszeit, also von 1918 bis 1939.
Trump ist nicht ideologisch, er richtet sich auf Transaktionen aus, also auf Deals.
Es gehe aber zu weit, Donald Trump deswegen gleich mit dem Nazi-Führer Adolf Hitler zu vergleichen, der den Zweiten Weltkrieg auslöste. «Vergleichen lässt sich Trump eher mit Silvio Berlusconi, als mit Hitler oder Mussolini», sagt der Kenner der europäischen Geschichte, der an der amerikanischen Elite-Universität Princeton lehrt.
Denn wie der italienische Ex-Ministerpräsident und Medienmogul Berlusconi sei auch Immobilienunternehmer Trump im Geschäftsleben gross geworden. Er sei auf Deals aus, orientiere sich nicht an einer Ideologie. «Trump ist nicht ideologisch, er richtet sich auf Transaktionen aus.» Das unterscheide ihn von faschistischen Diktatoren des 20. Jahrhunderts wie Adolf Hitler in Deutschland und Benito Mussolini in Italien.
Internationale Ordnung in Gefahr
Parallelen zur Geschichte sieht Harold James trotzdem: Damals wie heute habe es anti-internationalistische Tendenzen gegeben. Hitler habe mit dem Regelwerk des Völkerbunds aus den 1920er-Jahren gebrochen. Das sei eine multilaterale Welt gewesen. «Und das ist auch die Welt, die Donald Trump angreift.»
Der Princeton-Historiker ist besorgt, dass die Elite aus Politik und Wirtschaft die Gefahren dieser Entwicklung unterschätze – wie einst die Eliten die Gefahr von Nazi-Führer Hitler.
Wenn die höheren Zolltarife wirklich eingesetzt würden, wäre das ziemlich schlimm.
Es werde «bestimmt unangenehme Überraschungen geben», sagt James. Wenn Trump beispielsweise höhere Zölle auf Produkte aus Asien und Europa verhänge, dann werde das die Inflation anheizen, also die Produkte für die Konsumentinnen und Konsumenten deutlich verteuern. «Wenn die höheren Zolltarife wirklich eingesetzt würden, wäre das ziemlich schlimm». Auch die Schweiz würde dies wirtschaftlich schwächen, meint James.
Die Schweiz als Angriffsobjekt für Trump
Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre habe nämlich ebenfalls mit erhöhten Zöllen der USA begonnen. «Damals war beispielsweise die Schweizer Uhrenindustrie sehr stark betroffen», sagt der Wirtschaftshistoriker.
Der Umstand, dass die Schweizer Wirtschaft auf den Export ausgerichtet sei, mache sie verwundbar. «Die Schweiz ist ein Angriffsobjekt für Trump», warnt Harold James, weil sie einen hohen Handelsüberschuss mit den USA habe, also mehr nach Amerika exportiere, als sie von dort importiere.