Es war ein gutes Jahr für die Raiffeisen-Gruppe. Die Genossenschaftsbank erzielte 10 Prozent mehr Gewinn. Das sind 1.18 Milliarden Franken. Neulich wurde auch die Marke von zwei Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter geknackt.
Wir verdienen mehr, weil das generelle Zinsniveau auch gestiegen ist.
Das gute Geschäftsergebnis rührt auch von den Hypotheken; hier ist Raiffeisen Marktführer. Die Zinswende scheint Raiffeisen nicht viel anhaben zu können. Die Kundschaft zahlt aber mehr.
«Wir verdienen mehr, weil das generelle Zinsniveau auch gestiegen ist», gibt Raiffeisen-Chef Heinz Huber zu. Aber auch mit Kommissionen und Dienstleistungen verdient die Bank mehr.
Das Hauptgeschäft der Raiffeisen ist die Finanzierung von Häusern und Eigentumswohnungen. Die Zeiten, in denen die Bank der Konkurrenz Kunden abjagte, sind vorbei.
Im letzten Jahr konnte die Bank erstmals nicht wachsen und so nur ihren Marktanteil halten. 80 Prozent der Hypotheken haben lange Laufzeiten. Die meisten sind noch zu sehr guten Konditionen für die Kundinnen abgeschlossen.
Die Bank hingegen muss dieses Geld in Zeiten steigender Zinsen zunehmend teurer auftreiben. Huber ist aber nicht beunruhigt: «Die Refinanzierungskosten steigen natürlich.» Auf der anderen Seite hätten sie auch eine Bilanz und ein Zinsmanagement. Daher seien sie «relativ gut» abgesichert.
Das heisst: Wer jetzt neu bei Raiffeisen eine Hypothek abschliesst, muss tief in die Tasche greifen – im Durchschnitt dreimal mehr als vor einem Jahr. Das ist viel mehr als die Refinanzierungskosten der Bank.
Historisch gesehen ist dieses Preisniveau immer noch relativ tief.
Dass Raiffeisen an neuen Krediten nun übermässig viel verdient, streitet Huber nicht ab. Allerdings sei es der Markt, der diesen Preis vorgibt. «Historisch gesehen ist dieses Preisniveau immer noch relativ tief».
So weichen immer mehr Kunden in eine flexible Geldmarkt-Hypothek aus. Diese ist an den Leitzins der Nationalbank gekoppelt. Fix bleibt nur die vereinbarte Marge, die Raiffeisen – wie alle Banken auch – erhöhen konnte. «Kurzfristig ist das für uns eine attraktive Variante», sagt Huber, fügt aber hinzu, dass schlussendlich der Kunde seinen Entscheid treffen wird.
Hypothekengeschäft flacht ab
Für 2023 rechnet die Bank nicht damit, dass das Hypothekengeschäft abflacht. Und das, obwohl das Eigenheim wegen der gestiegenen Zinsen immer mehr ein Wunsch bleibt. Huber sagt, sie sähen nach wie vor eine leichte Steigerung, weil die Nachfrage gross und Angebot sehr knapp sei. «Es wird sich also nicht viel ändern».
Typische Raiffeisenkundinnen und -kunden möchten auch fürs Alter ansparen.
Zudem rechnet die Bank nicht damit, dass die Immobilienpreise merklich sinken werden. Das zweite Standbein der Raiffeisen sind Genossenschafterinnen und Genossenschafter mit einem regulären Bank- und Sparkonto. Das Vermögensverwaltungsgeschäft – also das Anlegen von Kundengeldern am Geld- und Aktienmarkt – ist aber nicht eine Stärke von Raiffeisen.
Hart umkämpfter Markt
Das möchte Huber nun ändern. Denn dieses Geschäft ist dank hohen Gebühren margenträchtig. Raiffeisen stünde primär zwar nicht für Anlagen, sagt Huber. «Wir stellen aber fest, dass typische Raiffeisenkundinnen und -kunden auch fürs Alter ansparen möchten und hier Anlagen tätigen.»
Ziel ist auch, Kleinsparende abzuholen. Die Eintrittsschwelle für die Vermögensverwaltung wird auf die Hälfte, 50'000 Franken, gesenkt. So will sich die Bank in diesem hart umkämpften Markt behaupten. Ob es ihr gelingt, ist offen. Früher, als sie dieses Geschäft mit Partnerbanken betrieb, blieb der Erfolg aus.