Für Schweizer Unternehmen sind die USA der wichtigste Exportmarkt, wichtiger als das Nachbarland Deutschland. Für 56 Milliarden Franken verkaufen sie jährlich Güter und Dienstleistungen in die Vereinigten Staaten. Das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren.
Was, wenn Trump gewinnt? Steuern runter: Dieses Mantra wiederholt Donald Trump, wo er kann. Er sprach davon, die Einkommenssteuern abzuschaffen, die Unternehmenssteuern von 21 auf 15 Prozent zu senken. Schweizer Firmen, die stark in den USA investiert sind, vor Ort produzieren, könnte dies in die Hände spielen, sagt Simone Wyss Fedele, Chefin des Export- und Standortförderers Switzerland Global Enterprise. Mit tieferen Steuern und mit zusätzlichen Subventionen sei es durchaus möglich, «dass sie in der Tendenz besser fahren». Nicht nur Schweizer Grosskonzerne, sondern auch kleinere Firmen.
Trumps zweites Mantra: Zölle rauf. 60 Prozent auf chinesische Importe, bis zu 20 Prozent auf alle übrigen. Finanzprofessor Alfred Mettler relativiert den negativen Einfluss auf Schweizer Firmen: «Wenn Trump die Zölle wirklich querbeet erhöht, ist es ein relatives Spiel». Denn dann sind nicht nur Novartis und Roche gegenüber US-Firmen benachteiligt, sondern zum Beispiel auch asiatische Konkurrenten.
Was, wenn Harris gewinnt? Harris setzt auf ein Sammelsurium von Subventionen. Sie will die Unternehmenssteuern auf 28 Prozent erhöhen, stellt im Gegenzug Steuererleichterungen für Geringverdiener in Aussicht. «Für KMU, die aus der Schweiz in die USA exportieren, dürfte es besser sein, wenn Kamala Harris an die Macht kommt», sagt Wyss Fedele. Weil es dann weniger Zölle gebe. Und weil Harris für eine regelbasierte Welt stehe, für eine Machtpolitik der USA, welche über internationale Gremien wie die WTO laufe. «Das ist die Welt, in der die Schweiz ihren Einfluss geltend machen kann.»
Was bedeutet die Wahl für die Pharma-Industrie? Mehr als die Hälfte aller Exporte in die USA, 54 Prozent, stammen von der Chemie- und Pharmaindustrie. Die Biden-Regierung hat die Schraube zuletzt angezogen, mit Massnahmen, um die Preise teurer Medikamente zu senken. Mit einer Präsidentin Harris würde die Pharma-Industrie stärker an die Kandarre genommen, sagt Alfred Mettler, der lange in den USA lebte.
Ist das ein Risiko? «Der Umsatz könnte etwas zurückgehen». Dies, weil die Preise womöglich auf ein Niveau gesenkt würden, wie sie im Nachbarland Kanada gelten. «Aber es ist nicht so, dass die Schweizer Pharmaindustrie deswegen nicht mehr konkurrenzfähig wäre.»
Ist es für die Wirtschaft so entscheidend, wer das Rennen macht? Trump und Harris stehen für eine Wirtschaftspolitik, welche die heimischen Unternehmen schützt. «Der Wirtschaftsliberalismus, für den die USA einst wie ein Leuchtturm standen, ist bei beiden Kandidierenden nicht vorhanden», sagt FDP-Politikerin Christa Markwalder, die regelmässig Kontakt zur US-Politik und -Verwaltung pflegt. «Beide sind sehr protektionistisch, sehr interventionistisch.» Simone Wyss Fedele ergänzt: «Wir sind leider in einer machtbasierten Weltordnung angelangt». Das sei eine Schwierigkeit für Schweizer Unternehmen. «Aber sie werden sich anpassen.»