Die meisten grossen Stromkonzerne stecken in der Krise. Da macht auch die Repower, ein Zusammenschluss von Bündner Energieproduzenten, keine Ausnahme. Hilfe naht aus Zürich, wollen doch die kantonalen Elektrizitätswerke EKZ und ein UBS-Fonds grosse Anteile übernehmen. Allein die EKZ wlll sich mit 90 Millionen Franken einbringen, womt sie wichtigster Aktionär wäre.
SRF News: Die Strompreise sind im Keller, Investitionen in Stromkonzerne rentieren im Moment nicht - warum geben die Zürcher Elektrizitätswerke und der UBS-Fonds nun Geld?
Klaus Ammann: EKZ und UBS glauben, dass die Wasserkraft als zentrales Geschäft der Repower wieder rentieren wird. Angesichts der zurzeit tief bewerteten Wasserkraftwerke und der günstigen Aktien macht der Einstieg also durchaus Sinn.
Ist der Optimismus berechtigt?
Grundsätzlich schon. Die grosse Frage ist, wie bald die Wasserkraft wieder rentabel wird. Die Beteiligten müssen einen langen Atem haben. Repower für sich alleine hätte diesen langem Atem nicht, denn das Eigenkapital ist in den letzten Jahren wie Schnee an der Sonne geschmolzen. Mit der Kapitalaufstockung gibt es nun neue Reserven. Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt werden zeigen, wann mit Wasserkraft wieder Geld verdient werden kann. Zurzeit gibt es zu viel Strom aus Sonne und Wind wie auch aus Kohlekraft. Auch dümpelt die Wirtschaft eher vor sich hin. Das kann sich aber ändern. Es werden eher Kohlekraftwerke abgeschaltet, und auch AKWs gehen tendenziell vom Netz in Europa. So könnte die Nachfrage nach Strom wieder rasant steigen, etwa auch wegen der Elektroautos.
Es braucht also voraussichtlich viel Geduld – können sich die Geldgeber das leisten?
Die UBS macht keine genauen Angaben zu den Renditeerwartungen, aber ihr Fonds hat eine Laufzeit von acht Jahren. Die EKZ gehen auch von einer längeren Durststrecke aus. Sie können sich sicher solche längerfristigen Investitionen leisten, weil sie zurzeit zwar wenig Strom produzieren, aber mit der Stromversorgung gutes Geld verdienen – dank vieler privater Endkunden ohne Wahlmöglichkeit. Das Risiko ist da, aber sowohl die UBS wie auch die EKZ wollen sogar noch vermehrt solche Investments prüfen, wahrscheinlich auch beim Wasserkraft-Portfolio von Alpiq.
Was bedeutet es für Repower und Graubünden, wenn nun die Zürcher im grossen Stil mitmischen?
Es ist ein bisschen die Ironie der Geschichte: Im Jahr 2000 schlossen sich verschiedene Bündner Energieproduzenten zur Rätia Energie AG zusammen. Sie wollten damit ihre Kraftwerke vor dem Einfluss anderer Kantone und vor allem vor Zürich schützen. Später wurde daraus Repower. Aber das Unternehmen setzte auf die falschen Pferde: Im Ausland wurden Kohle- und Gaskraftwerke gekauft und auch AKWs betrieben. Dadurch wurde die Abhängigkeit von der einst lukrativen Stromproduktion zu gross, womit man nun trotzdem auf Geld aus Zürich angewiesen ist.Audio «Zürcher Elektrizitätswerke und UBS investieren in Repower» abspielen. Audio «Zürcher Elektrizitätswerke und UBS investieren in Repower» in externem Player öffnen.
Wahrscheinlich ist es aber vor allem ein emotionales Problem, denn EKZ und UBS ziehen zumindest offiziell zurzeit am gleichen Strick wie die Repower-Führung. Sie wollen das Unternehmen neu ausrichten, fokussieren auf das Bündnerland und auf ausschliesslich erneuerbare Energie. Auch der Repower-Hauptsitz soll in Graubünden bleiben.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.