In seiner früheren Wohngemeinde Lengnau im Kanton Aargau hat Roy Oppenheim das Projekt Doppeltür initiiert, das ausgehend vom jüdisch-christlichen Kulturerbe in der Region den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen fördert. Er wolle die Geschichte nicht kleinreden, sagte er einmal in einem Interview: «Wenn man mit einer anderen Religion konfrontiert wird, gehen die Spannungen zurück.»
Verständnis schaffen, einbeziehen statt ausgrenzen: Das war ihm wichtig. Und er konnte vermitteln – auch dank seiner Empathie, seiner offenen Haltung, sagen Weggefährten. Ein kluger Mann, interessiert, feinfühlig, weltoffen, kommunikativ bis ins hohe Alter.
Eine wichtige Stimme in ganz verschiedenen Kreisen
Einer, der mit ihm beruflich zu tun hatte, ist Mark Reinhardt, Geschäftsführer der Mummenschanz-Stiftung. Roy Oppenheim verfasste vor wenigen Jahren zum 50. Jubiläum ein Buch über diese Theatertruppe.
«Mich hat beeindruckt, wie gut er zuhören und einordnen konnte. Ich beschreibe ihn als einen empathischen Autor und auf der anderen Seite einen sehr akribischen Journalisten, der wirklich ins Detail gehen wollte und die Zusammenhänge kennen wollte. Das hat mich stark fasziniert an ihm», so Reinhardt.
Er war ein Mentor für uns.
Roy Oppenheim sei eine wichtige Stimme gewesen in ganz verschiedenen Kreisen – in der Religion, in der Kultur, in Medien – und immer wieder auch ein wichtiger Ratgeber und Motivator, sagt Verlegerin Annette Weber, die eng mit ihm zusammengearbeitet hat und auch das Mummenschanzbuch herausgab.
«Er war ein Mentor für uns. Er hat mich motiviert, verschiedene Publikationen anzugehen, und ich konnte mich immer sehr gut mit ihm austauschen.»
Papa Moll als Vermächtnis der Familie Oppenheim
Die Liebe zur Kunst und Kultur wurde ihm in die Wiege gelegt. Roy Oppenheim war der Sohn der Papa-Moll-Erfinderin Edith Oppenheim-Jonas. Die Mutter machte nie ein Geheimnis daraus, dass ihre eigene Familie Inspiration gewesen sei für die Geschichten.
Wenn man Papa Moll und Roy Oppenheim anschaut, dann gibt es doch vielleicht auch optische Parallelen.
Marc Reinhardt und auch andere sagen, die Ähnlichkeiten zwischen der Figur und dem Sohn seien augenfällig. «Es ist voller Liebe gemeint – aber wenn man Papa Moll und Roy Oppenheim anschaut, dann gibt es doch vielleicht auch optische Parallelen.»
Dass aus dem Auftrag von Pro Juventute in den 1950er-Jahren ein so grosser Erfolg wurde, konnte niemand voraussehen, erzählte Roy Oppenheim einst in einer Sendung von Radio SRF.
«Damals habe ich persönlich mit gar nichts gerechnet. Ich war ja noch ein 12-jähriger Bub.» Der Erfolg der Hefte sei für die ganze Familie eine grosse Überraschung gewesen. Papa Moll sei eine Erfolgsgeschichte geblieben. «Es gibt ja nicht viele Comicfiguren, die so lange durchgehalten haben.» Noch immer sei die Figur Papa Moll so präsent wie eh und je. «Es gibt Figuren, die ihre Zeit durchaus überleben. Papa Moll hat immer noch sein Publikum.»
Die Zeit überleben wird auch das Schaffen von Roy Oppenheim selbst: in Form seiner Kulturprojekte, seiner Bücher und der Menschen, die sich erinnern und von seinen gebauten Brücken erzählen.