Die neuesten Enthüllungen werfen der Schweizer Grossbank Credit Suisse vor über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert zu haben. Die Fälle reichen von den 1940er Jahren bis 2010. Die CS weist die Vorwürfe «entschieden zurück».
Verhalten der Spitzen sorgt für Unmut
Die letzten Jahre standen die Grossbanken CS und UBS immer wieder im Fokus und der Kritik. Nicht nur wegen Geldwäscherei, Datenlecks, Steuerhinterziehung und daraus folgenden juristischen Auseinandersetzungen.
Auch das Verhalten der Spitzen der Grossbanken sorgten für Unmut: Da gab es Verstösse gegen Covid-Massnahmen, mutmassliche Spesenexzesse, Bespitzelung von Mitarbeitern durch Privatdetektive, umstrittene Rekordsaläre in dreistelliger Millionenhöhe oder heftigen Streit unter Spitzenmanagern.
Verspielen sie das Vertrauen?
Was heisst das für das Image der Schweizer Grossbanken? Für SP-Nationalrätin Samira Marti ist klar: «Das nagt am Vertrauen und dieses sinkt mit jedem Skandal.» Die «Managergilde» ist aus ihrer Sicht weit weg von den Menschen.
Anders beurteilt Jörg Gasser die Lage. Der Geschäftsführer der Schweizerischen Bankiervereinigung sagt: «Ja, ich habe Vertrauen. Die Banken sind sich bewusst, dass sie eine Verantwortung gegenüber der Schweizerischen Gesellschaft und der Wirtschaft haben. Aber diese Schlagzeilen sind nicht hilfreich und der Weg ist noch steil und lang.» Die Bankiervereinigung macht sich stark für einen sauberen Schweizer Finanzplatz.
Banken haben aufgerüstet
Schweizer Banken haben eine Meldepflicht, falls sie den Verdacht haben, Geld könnte aus strafbaren Handlungen stammen. Die Grossbanken haben in den letzten Jahren massiv in ihre Kontrollsysteme investiert und diesen Bereich stark ausgebaut.
Die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle ist klar angestiegen. Zwischen 2015 und 2019 waren es über 4700 pro Jahr. Von 2004 bis 2014 wurden jährlich 1100 Verdachtsfälle gemeldet. Diese Zahlen stammen aus einem Bericht des Bundes zur Bekämpfung der Geldwäscherei vom Oktober 2021.
Der Anstieg der Verdachtsfälle wird darauf zurückgeführt, dass das Bewusstsein bei den Banken gestiegen ist, dass Konten zur Geldwäscherei missbraucht werden könnten. «Die Banken melden lieber einmal zu viel als zu wenig», stellt Jörg Gasser von der Schweizerischen Bankiervereinigung fest.
Internationaler Austausch
Seit 2017 beteiligt sich die Schweiz am automatischen Informationsaustausch (AIA): Sie schickt Daten von Menschen, die im Ausland steuerpflichtig sind, an die Steuerbehörden der jeweiligen Länder – und erhält im Gegenzug Daten zu Auslandskonten von Schweizer Steuerpflichtigen. So soll Steuerhinterziehung verhindert werden.