Eigenwillig und einzigartig – das ist Patrick Marxer. Eigenwillig ist sein Outfit, das längst zu seinem Markenzeichen geworden ist, und einzigartig sind seine Produkte, die er in seiner Genussmanufaktur herstellt und in der Spitzengastronomie begehrt sind.
Niemand in der Schweiz produziert Sojasauce so wie er – ohne Soja, aber mit Erbsen. Extreme ziehen sich wie ein roter Faden durch Marxers Leben.
Zwei Länder – zwei Kontinente
Geboren und aufgewachsen ist der heute 64-Jährige in Pennsylvania, USA. Die Familie wohnte ausserhalb von Pittsburgh. Dort habe er im Bach Krebse gefangen und zum Leidwesen seiner Mutter Schlangen mit nach Hause gebracht.
Mit dem amerikanischen Way of Life konnte sich seine Mutter nicht anfreunden, deshalb sei die Familie nach elf Jahren in die Schweiz zurückgekehrt. Rückblickend ist er froh. «Ich möchte heute kein Amerikaner sein. Nein, danke», sagt Marxer dezidiert.
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Bild 1 von 10. Patrick Marxer hat zwei Schwestern und ist in Pittsburgh, USA, geboren. Bildquelle: zVg/Patrick Marxer.
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Bild 2 von 10. Als Kind hat er Patrick Marxer im Bach Krebse gefangen und der Mutter schon mal Schlangen nach Hause gebracht. Bildquelle: zvG/Patrick Marxer .
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Bild 3 von 10. Für das Räuchern seines ersten Lachses hat Patrick Marxer zwei Nächte im Dezember am Feuer im Wald verbracht. Bildquelle: zVg/Patrick Marxer.
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Bild 4 von 10. In der ehemaligen Spinnerei in Wetzikon ZH befindet sich die Genussmanufaktur von Patrick Marxer. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 10. Seit 2012 ist Patrick Marxer als Lebensmittelveredler selbstständig. Seitdem sind Bart und Hut sein Markenzeichen. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 10. Fermentieren braucht Zeit. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 10. Fernöstliche Aromen aus hiesigen Rohstoffen. Gerösteter Weizen und gekochte Erbsen sind die Rohstoffe für Marxers «Swiss Bio Erbsen Shoyu». Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 10. Für die Kürbiskern- oder Sonnenblumen-Pasten, die unter Aroma-Miso laufen, nimmt Marxer als Rohstoff Ölpresskuchen. Dieses Bruchmaterial aus der Lebensmittelproduktion verfüttert man meist Nutztieren. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 10. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Färberei der Spinnerei fermentiert Marxer seine Produkte. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 10. Sein absolutes Lieblingsgericht wächst im Kanton Graubünden. Bergkartoffeln mit Butter und Salz bezeichnet Patrick Marxer als seine Henkersmahlzeit. Bildquelle: SRF.
Mit dem Umzug in die Schweiz war Patrick Marxer erst mal gefordert. Der deutschen Sprache nicht mächtig, verschaffte er sich als guter Schwimmer Anerkennung. «Mein Start in der Schweiz war dadurch etwas einfacher, weil ich im Wasser der Held war.» In der ganzen Schule habe es niemanden gegeben, der ihn schlagen konnte. Nicht einmal die Lehrer.
Mein Leben ist exzessiv.
Es gab eine Phase, in der Patrick Marxer zehn Jahre lang exzessiv Triathlon betrieben hat. «Mein Leben ist exzessiv», sagt der gelernte Laborant, spätere Sozialarbeiter und heutige Lebensmittelveredler.
Als kleiner Bub habe er Mühe mit Laufen gehabt und brauchte spezielle Schuhe. Das habe sich herausgewachsen. Danach standen ihm Tür und Tor für sportliche Aktivitäten offen. «Der Triathlon hat mich fasziniert, weil immer alle gesagt haben: Wow!» Auf Langstrecken-Triathlon hat er gesetzt, weil ihm Kurzstrecken nicht behagten. Es ist kaum zu glauben, der ehemalige Ausdauersportler bringt heute 115 kg auf die Waage. «Ich bin ein ziemlicher Apparat.»
Legastheniker mit einem Sensorium für guten Geschmack
Patrick Marxer lebt mit einem Handicap. Als Legastheniker hat er erst mit zwanzig Jahren den ersten Roman gelesen. Heute sei er froh um Hilfsmittel wie ChatGPT oder Deepl. Damit könne er seine Legasthenie gut umschiffen. Sein Problem: Er schreibe einfach nicht oder viel zu wenig. Dafür probiert er umso öfter. Er weiss, wie etwas schmecken muss, damit es dem feinen Gaumen mundet. Ein geräucherter Bio-Zuchlachs zum Beispiel.
Dafür hat er vor Jahren schon im Wald das Zelt aufgeschlagen und im Dezember zwei Nächte das Feuer gehütet. Als Guerillia-Räucherer, sagt Marxer lachend. «Ich wusste, dass das funktioniert.» Vielleicht sei er ein wiedergeborener Neandertaler.
Das Tüfteln mit Lebensmitteln war Jahrzehnte ein Hobby von Patrick Marxer. Seit ein paar Jahren veredelt er alles Mögliche in seiner Genussmanufaktur in Wetzikon. Und was ist Marxers absolutes Lieblingsgericht?
Im siebten Himmel mit Bergkartoffeln
Es klingt bescheiden und ist doch extrem, wenn Patrick Marxer von seiner Henkersmahlzeit spricht. Mit Bergkartoffeln aus dem Bündnerland, einer guten Butter und Salz, sei er im siebten Himmel. Die Kartoffeln sind in der Höhe gewachsen und hätten dadurch eine ganz andere Stärke.
Im Vergleich zu Flachlandkartoffeln seien sie viel fester und hätten auch ein ganz anderes Aroma. «Es ist etwas vom Einfachsten, das man essen kann, aber in die absolute Exklusivität getrieben», meint Marxer. Genau das gefalle ihm.