Das Chat-Protokoll
Ich bin jetzt seit Ende April 2023 Typ 1 Diabetikerin und bin 33. Da noch zwei weitere Familienangehörige ( Vater und Schwester) Typ 1 Diabetiker sind, habe ich zwei Personen, die mich unterstützen können. Ich hadere nicht mehr damit und habe mich relativ gut arrangiert damit und suche auch keinen Fehler. Trotzdem nimmt mich Wunder: Die Vererbung ist doch eigentlich nicht so hoch, oder stimmt das so nicht mehr?
Peter Diem: Der Typ-1-Diabetes wird mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 3-5 Prozent von einem Elternteil auf ein Kind vererbt. Somit ist die Kombination «Vater plus 2 Töchter mit Typ-1-Diabetes» eher selten, aber nicht unmöglich.
Am 29. April 2023 habe ich einen HerzCheck-Test machen lassen (in einer Apotheke). Der HDL-Cholesterin Wert war 2.02, der Wert der Triglyzeride war 0.51 und der LDL-Cholesterin Wert konnte nicht gemessen werden. Laut Auskunft des Personals , weil er wohl zu hoch sei. Nun meine Frage: Im Mai wurde bei mir eine Urticaria Vaskulitis diagnostiziert. Nach dieser Diagnose wurden diverse Werte getestet und es kam nichts Negatives zum Vorschein. Ist es trotzdem möglich, dass die Vaskulitis etwas mit einem ev. zu hohen LDL-Cholesterin Wert zu tun hat?
Peter Diem: Ihr HDL-Cholesterin ist gut, die Triglyceride ebenfalls. Über das LDL zu spekulieren, ist nicht zielführend. Lassen Sie Ihre Blutfette beim Hausarzt kontrollieren.
Vor 11.5 Jahren erhielt ich (30) die Diagnose Diabetes mellitus Typ I, seit gut 10 Jahren nutze ich das OmniPod-Patch-Pumpen system und habe jeweils HbA1c-Werte zwischen 5.5 und 6.8. Gibt es präventive Untersuchungen (z.B. der Durchblutung), die über die regulären Kontrollen hinausgehen und sich ab einem gewissen Zeitpunkt empfehlen? Wenn ja, welche?
Peter Diem: Ich gratuliere zu der guten Diabeteskontrolle! Im allgemeinen werden 8 regelmässige Diabetes-Untersuchungen empfohlen: (1) HbA1c-Kontrolle (das Langzeitgedächtnis), (2) Blutdruckkontrollen, (3) Kontrolle der Blutfette, (4) augenärztliche Kontrolle der Augen, (5) Untersuchung der Nierenwerte, (6) Regelmässige Untersuchung der Füsse, (7) Untersuchung der Injektionsstellen (bei Insulintherapie), (8) Regelmässige zahnärztliche Untersuchungen. Einen zusätzlichen «Wunder-Test» kenne ich nicht.
Keine Frage aber ein Aufmunterung: Ich bin 66 Jahre alt und habe seit 1972 Diabetes Typ 1, lebe jetzt gut damit, früher war das anders. Keine Möglichkeit zur Blutzucker-Kontrolle ausser Urinstreifen, Spritze aus Glas in Alkohol eingelegt, mit Nadeln die ausgekocht werden mussten. Jetzt habe ich ein Glucose Sensor und kann fast alles essen, was ich will.
Peter Diem: Schön all diese Fortschritte der Diabetologie zu erleben! Ich selber habe 1974 mit meiner Dissertation zum Diabetes begonnen, und kann Ihre Einschätzung teilen. Mit Adolf Ogi: Freude herrscht!
Weshalb verordnen Ärzt lieber Insulin als die Ursache zu bekämpfen und eine Low Carb Diät mit gesunden Fetten zu fördern?
Nick Vonzun: Es gibt auch viele Ärztinnen/Ärzte, denen die Wichtigkeit der Ernährung bewusst ist, von daher würde ich diese Aussage nicht voll unterstützen. Ich denke, wenn dies der Fall ist, hängt es wahrscheinlich damit zusammen, dass viele Patient:innen nicht bereit sind Ihr Ernährungsverhalten zu verändern und Insulin dann die bequemere Lösung ist und z. T. auch an fehlendem Ernährungswissen oder Zeitmangel bei den Ärztinnen/Ärzten.
Ich (59) hatte im letzten Juli eine massive Stoffwechselentgleisung und bin seither Diabetikerin. Um den Blutzuckerspiegel zu senken, musste ich zuerst Insulin spritzen und habe meine Ernährung sofort umgestellt.Dadurch konnte ich den Blutzuckerspiegel erfolgreich senken. Im August konnte ich das Insulin ganz absetzen und heute spritze ich einmal pro Woche Ozempic (nachdem ich Metformin nicht vertragen habe). Mit diesem Medikament und auch mit der Ernährungsumstellung und Bewegung konnte ich den Langzeit-Blutzuckerwert auf 6.2 % senken. Ich habe in den letzten Monaten 8 kg abgenommen, konnte die Blutdruck- und Cholesterinmedikamente (ich habe auch KHK) reduzieren, fühle mich allgemein sehr viel besser und bin motiviert, auch mithilfe dieses Medikaments diese Krankheit im Griff zu halten. Es stellen sich für mich für mein weiteres Verhalten folgende Fragen: 1) In letzter Zeit spüre ich Nebenwirkungen wie Verstopfung, Aufstossen und Magendruck. Soll ich diese noch eine Weile aushalten und schauen, ob sie vorbeigehen oder können diese Nebenwirkungen Schlimmeres auslösen? 2) Die Fachärztin im Spital hat mir geraten, Ozempic mein Leben lang einzunehmen, da ich sonst wieder zunehmen würde (das Gewicht spielt bei mir für beide Krankheiten eine Rolle) und da dieses Medikament sich auch positiv auf die Arteriosklerose auswirken würde. Meine Hausärztin hingegen glaubt auch an eine mögliche Verbesserung mit anderen Medikamenten. Unterstützen andere Medikamente (mit anderen Wirkstoffen) auch das Abnehmen oder Halten des Gewichts so wie Ozempic? 3) Gibt es einen Lichtblick bezüglich der Verfügbarkeit des Medikament Ozempic in Zukunft oder muss ich mich wirklich nach Alternativen umschauen?
Peter Diem: (1) Das sind typische Nebenwirkungen von Ozempic. Gefährlich sind sie nicht wirklich. Sollten Sie aber zusätzlich Bauchkrämpfe entwickeln, müsste man das dann allerdings abklären. (2) Von der Tendenz her stimmt die Aussage. Ich würde dies nicht ganz so unumstösslich formulieren. (3) Leider nein, zumindest für 2024! Novo Nordisk gibt an, dass sie neue Fabriken bauen.
Ich (w, 69 Jahre alt) bin seit 20 Jahren Typ 1-Diabetikerin. Ich bin 167 cm gross und das Gewicht liegt seit jeher zwischen 54 – 57 kg. Was mir auffällt: Seit ca. 2 Jahren dauert es immer länger, bis mein BZ auf das Essen bzw. die Insulininjektionen reagiert. Speziell am Abend finde ich dies schwierig, weil ich nie gut abschätzen kann, wie sich der aktuelle BZ-Wert auf die Nacht hin verändert. Ich bewege mich mindestens 2 Stunden am Tag, allerdings nur Wandern.
Nick Vonzun: Um eine kompetente Antwort zu geben, müsste ich wissen, was Sie genau essen, wie und welches Insulin Sie spritzen und wie sich der Blutzucker verhält. Im Alter verlangsamt sich schon etwas die Magenentleerung, so dass es sein kann, dass die Kohlenhydrate später ins Blut kommen, als in jungen Jahren. Es gibt aber auch noch andere Faktoren, die den Blutzuckeranstieg verlangsamen, z.B. wenn Fett, Proteine, Nahrungsfasern dabei sind, auch die Konsistenz der Nahrung hat einen Einfluss, wie schnell der Blutzucker danach ansteigt.
Ich bin 30 Jahre alt und bei mir wurde letztes Jahr während der Schwangerschaft Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Ich ernähre mich ausgewogen. Mit der Ernährung konnte ich den Zuckerspiegel im Rahmen halten und nach der Geburt war der Blutzuckerwert wieder in Ordnung. Ist eine Ernährungsumstellung empfehlenswert oder wie kann am besten vorgebeugt werden?
Nick Vonzun: Wenn es während der Schwangerschaft zu höheren Blutzuckerwerten kommt, kann das ein Hinweis sein, dass man ein höheres Risiko hat, dass man im Alter einen Diabetes Typ 2 bekommt. Darum ist es sinnvoll, dass man speziell darauf achtet, dass man ein Normalgewicht hat und eine gesunde Ernährung und regelmässig körperliche Aktivität hat. Dadurch kann man das Risiko einer Manifestation eines Diabetes reduzieren.
Im Sommer 2022 wurde bei mir (48) Diabetes mit einem HbA1c von damals 7.6 diagnostiziert. Dank Ozempic hab ich 30 kg abgenommen bis zum Juli 2023. Dann kam eine schwere Sepsis mit diversen Komplikationen dazu, weshalb man das Metformin 1000mg abgesetzt hat. Im Laufe dieser Erkrankung hab ich weitere 10kg abgenommen, aber seit einem Monat wieder 6kg dazu bekommen. Mein HbA1c war nun bei 4.8 ohne Metformin und ohne Ozempic. Bin ich nun vom Diabetes weg? Wenn ich es schaffe mein Gewicht zu halten oder sogar noch zu reduzieren, kann ich damit rechnen, den Diabetes los zu sein? Oder ist diese Situation nur temporär?
Peter Diem: Wenn es Ihnen gelingt, das Gewicht tief zu halten, können Sie damit rechnen, einige Zeit Diabetes-frei zu bleiben. Wie lange eine solche Remission anhalten wird, lässt sich nicht abschätzen. Eine Heilung ist es leider kaum.
Ich habe Diabetes Typ ll und nehme Ozempic dualdose Spritzen. Leider ist das teilweise nicht mehr erhältlich, sodass ich auf ein anderes Medikament ausweichen muss. Der Arzt empfiehlt mit Rybelsus Tabl 7 mg. Ist das vergleichbar? Gibt es Alternativen? Können sie mehr über die Ketogene Ernährung erzählen?
Peter Diem: Rybelsus enthält die gleiche Substanz (Semaglutid) wie Ozempic. Oral ist Semaglutid meist weniger wirksam als in Spritzenform, selbst wenn man auf 14 mg täglich steigert. Die ketogene Ernährung wurde bereits in einem andern Chat behandelt.
Ich bin 64 Jahre alt, 170 cm gross, wiege 53 Kg und bin Vegetarierin. Seit einigen Jahren ist mein HbA1c Wert erhöht, zwischen 6.0 – 6.2. Ich esse konsequent nur noch drei Mal pro Tag und bewege mich viel. Wie soll ich mich verhalten, dass meine Werte nicht steigen, ohne dass ich abnehmen?
Nick Vonzun: Bei diesen HbA1c-Werten haben Sie schon eine sehr gute Blutzuckereinstellung. Ich würde Ihnen empfehlen, die Kohlenhydratmenge, die Sie essen so beizubehalten, aber mehr Protein und mehr Fett zu essen, um auf mehr Energie zu kommen, z.B. mehr Käse, Eier, Tofu und mehr Öl, Nüsse, Oliven, Avocado. Wenn Sie genug davon essen, sollten Sie nicht mehr abnehmen, evtl. können Sie sogar noch etwas zunehmen und das, ohne dass der Blutzucker relevant ansteigt.
Ich muss starke Cortisonwickel machen. Diese treiben den Blutzuckerspiegel wäre regelmässig über 20. Was kann ich virkehreen um das zu vermeiden? 2/ ich spritze vor den Mahlzeiten Novo rapid (ca 20) und am Abend Toujeo (110) plus Monjaro 5 mg einmal die Woche. Trotzdem ist mein Blutzuckerspiegel am Abend beziehungsweise in der Nacht relativ hoch (grösser als 13) was mache ich da falsch?
Peter Diem: Lokal angewandtes Cortison führt in der Regel nicht zu einem derart ausgeprägten Blutzuckeranstieg. Auf Distanz kann ich Ihnen leider keinen guten, medizinischen Rat geben.
Gibt es keine Seminare/Schulungen, die das Thema Diabetes genauer behandeln. Welche Werte soll man anstreben, welche Werte sind bedenklich etc. Vielleicht auch mit Ernährungsberatung. Ich würde so einen Kurs auch gerne zahlen. Im Internet ist alles so schwammig, ohne genauere Werte. Vom Diabetologen fühlt man sich einfach zuwenig informiert, die Zeit fehlt jeweils auch während der Sprechstunde.
Nick Vonzun: Schauen Sie Mal auf die Website: www.diafit.ch Vielleicht ist das etwas, was für Sie infrage kommt. Grundsätzlich sind die Empfehlungen bei Diabetes aber so individuell, dass Einzeltermine bei der Diabetesberatung und Ernährungsberatung sinnvoll sind.
Unsere Tochter, 5 Jahre, hat seit einem Jahr Diabetes 1. Sie besitzt eingefrorene Stammzellen. Unsere Fragen wären: Gibt es zur Stammzellentherapie bereits laufende klinische Tests? Wenn ja, gibt es hierzu bereits erste Resultate? Gibt es einen absehbaren zeitlichen Horizont für eine Zulassung einer Stanmzellentherapie?
Peter Diem: In die Stammzelltherapie werden grosse Hoffnungen gesetzt. Es gibt einige Zentren, die über Erfolge berichten. Grössere, kontrollierte Studien, in denen die über längere Zeit kein Insulin mehr verabreicht werden musste, kenne ich nicht. Insgesamt sind noch viele Probleme ungelöst.
Ich habe eine Insulinresistenz und bin weiblich. Darf ich jeweils fasten? Zum Beispiel nur von 12:00 Uhr bis 18:00 essen und die restliche Zeit nicht essen. Ich habe es oft ausprobiert und es klappt gut, jedoch weiss ich nicht, ob das ein Problem ist für meine Hormone.
Nick Vonzun: Ja, das können Sie machen. Sprechen Sie es aber mit Ihrer Ärztin/Arzt oder Ernährungsberater:in ab. Denn je nach Therapie, die Sie haben, müssen Sie z.B. anders Insulin spritzen/Tabletten nehmen, als wenn Sie zu den üblichen Hauptmahlzeiten essen. Für die Hormone ist es kein Problem, Intervallfasten kann bei Insulinresistenz durchaus sinnvoll sein.
Diabetes Typ 2 seit 15 Jahren. Heute 47-jährig. Schlank, Triathlet, sehr gesunde Ernährungsweise. Da nicht nur der HbA1c, sondern auch die Blutzuckerspitzen nach einer Mahlzeit relevant sind, meine Frage zur Ernährung: es kurieren verschiedene Meinungen zu Ernährung. Empfehlen Sie eine ausgewogene, vollwertige Ernährung inkl. mässig Haferflocken, Kartoffeln etc. (Blutzuckerspitzen), nebst guten Proteinen und gesunden Fetten, oder eine tendenziell ketogene Ernährung?
Nick Vonzun: Sie scheinen schon einen gesunden Lebensstil zu haben. Generell wird eine gesunde, vollwertige, ausgewogene Ernährung empfohlen, die auch Kohlenhydrate enthält. Als Faustregel gilt: 1/2 Teller Gemüse/Salat, 1/4 Proteinkomponente, 1/4 Kohlenhydrate (Vollkorn zu bevorzugen, vor Weissmehlprodukten). Sind die Werte nach dem Essen sehr hoch >10 mmol/l, kann eine weitere Einschränkung der Kohlenhydrate Sinn machen.
OZEMPIC ist momentan nicht mehr verfügbar. Gibt es Alternativen? Wie soll ich vorgehen?
Peter Diem: Selbst die Herstellerfirma hat da keine befriedigende Antwort! Am besten besprechen Sie das Thema mit dem Arzt, der Ihnen Ozempic verschrieben hat.
Mein Langzeitzuckerwert liegt bei 6.7 bis 6.9 Wieweit ist das schädlich, ab wann braucht es Insulin?
Nick Vonzun: Es gibt keinen genauen cut-off-Wert, ab wann Insulin nötig wird. Es ist nicht nur vom Blutzuckerwert abhängig, sondern auch von anderen Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen, Familienanamnese...Die sollten Sie mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin besprechen. Da der Wert nur grenzwertig erhöht ist und sofern es noch Potential gäbe bei der Ernährungs- oder Bewegungsumstellung, würde ich diesen Schritt empfehlen, bevor man die medikamentöse Therapie anpasst.
Juni 2023 wurde von der FDA die erste zellulare Therapie für Diabetes Typ 1 zugelassen – Lantidra. Gemäss Studie reichen die verabreichten Zellen aus, um das Insulinspritzen auf längere Zeit auszusetzen (>1 Jahr), da die verabreichten Zellen genug Insulin produzieren. Wie stehen die Aussichten für zellulare Therapien, wie z.B. Lantidra, in der Schweiz?
Peter Diem: Bei diesem Verfahren werden Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse eines verstorbenen Spenders isoliert und zu einer Suspension aufbereitet, die einem Typ-1-Diabetiker über die Pfortader direkt in die Leber infundiert wird. Die Patienten müssen vor der Infusion und danach langfristig Immunsuppressiva einnehmen. Ich vermute. dass es noch länger gehen dürfte, bis sich das Verfahren durchsetzt. Immerhin braucht es eine jahrelange Immunsuppression. Wie lange es gehen könnte, bis das Verfahren in der Schweiz zugelassen ist und die Kosten durch die Krankenkassen übernommen werden, ist reine Spekulation. Um Adolf Ogi (nicht korrekt) zu zitieren: Hoffnung herrscht!
Ich habe diesen Herbst Diabetes mellitus 2 diagnostiziert bekommen. Ich muss 2 x 1000 mg Metformin nehmen, und der Arzt hat mich erst auf Mitte Jan 24 wieder aufgeboten.... Jetzt habe ich mit der Ernährungsumstellung zu kämpfen, da ich 62 jährig, alleinstehend, keine Kochkunst besitze. Ich stelle wohl einen Vitaminmangel fest. Z.b. im Mund empfindlicher als vorher. >> Darf ich ein A bis Z (z.b. Centrum 50 +) Ergänzungsmittel nehmen? Auch mit 75 mg Venlafaxin , die ich noch nehmen muss? Gewicht 100 kg, 180 cm
Nick Vonzun: Ja, Sie dürfen das Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Allerdings wäre bei einer Diabetesernährung, die von sich aus schon sehr viele Vitamine und Mineralstoffe enthält, dies nicht nötig. Und dieses Produkt wird Ihnen nicht viel nützen, ausser die Ernährung wäre sehr einseitig. Die einzige Supplementation, die ich Ihnen aufgrund des Alters empfehlen würde, wäre Vitamin-D. Empfindlicher im Mund muss nicht aufgrund eines Vitaminmangels sein. Ich würde Ihnen empfehlen, den Arzt zu bitten, Sie in eine Ernährungsberatung anzumelden, damit Sie praktische Tipps bekommen für die Umsetzung der Ernährung.
Ich spritze Insulin mit Pen. Ab wann empfehlen Sie auf eine Pumpe umzusteigen?
Peter Diem: Bei schwierig einzustellendem Diabetes z.B. bei (1) schweren, insbesondere nächtlichen Hypoglykämien, (2) bei Dawn-Phänomen (Anstieg des Blutzuckers in den frühen Morgenstunden) oder (3) während einer Schwangerschaft kann ein Wechsel auf eine Insulinpumpe sinnvoll sein. Heute werden Insulinpumpen immer häufiger im Rahmen eines sog. AID-Systems eingesetzt. AID = Artificial Insulin Delivery. Dabei werden ein Glukosesensor und eine Insulinpumpe kombiniert mit einem Algorithmus, welcher die halbautomatische Insulinabgabe erlaubt.
Seit einigen Monaten habe ich jede Nacht eine extreme, störende Mundtrockenheit, die mich aufwachen lässt. Könnte das ein Zeichen für beginnende Diabetes sein? Keine sonstigen Veränderungen in Trinkverhalten, Lebensweise, keine Medikamente etc., ich schnarche auch nicht beim Schlafen. Alter 52y, Grösse 172cm, Gewicht 70 kg, Bewegung täglich mind. 7500 Schritte.
Peter Diem: Erhöhter Blutzucker führt zu reduzierter Speichelproduktion. So kann Mundtrockenheit durchaus ein Diabetessymptom sein. Als Leitsymptom eines Diabetes ist Mundtrockenheit allerdings ungewöhnlich. Eine Blutzuckerbestimmung kann Klarheit schaffen. Dies können Sie auch in einer Apotheke kontrollieren lassen.
Bei Ernährungsempfehlungen rund um das Thema Diabetes habe ich Erfahrungen gemacht, dass behandelnde Fachpersonen eher zurückhaltend sind mit Ernährungsumstellungen. Quasi so wenig wie möglich an der Ernährung ändern, damit man möglichst „normal“ bzw. wie jemand ohne Diabetes durch das Leben gehen kann. Wenn aber die Bereitschaft da ist für Veränderung, was wären Ernährungsempfehlungen, welche einen sehr positiven Einfluss auf die Erkrankung hätten? Fasten, Keto, pflanzlich, Carnivore, etc.
Nick Vonzun: Ernährungsempfehlungen bei Diabetes sollten immer sehr individuell sein. Es gibt viele Faktoren die die Empfehlungen beeinflussen. Insulin ja oder nein? Welches Insulin? Welche Tabletten? Bewegung ja oder nein? Aktuelle Blutzuckereinstellungen? Übergewicht ja oder nein? Begleiterkrankungen? Und dann natürlich auch, was ist für die Personen möglich, langfristig umzusetzen. In der Regel machen langsame Umstellungen mehr Sinn, als radikale Lösungen mit Sicht auf die langfristige Umsetzbarkeit. Ist jemand aber hochmotiviert, die Ernährung umzustellen und hat einen Diabetes Typ 2 mit Übergewicht macht aus meiner Sicht eine Lowcarb-Ernährung (wenig Kohlenhydrate) Sinn.
Bitte beleuchten Sie mal die Ketogene Ernährung im Bezug auf Diabetes. Es gibt nicht wenige Diabetiker, welchen damit geholfen werden konnte, eine gute Insulin-Einstellung zu erreichen.
Nick Vonzun: Bei einer ketogenen Ernährung werden die Kohlenhydrate sehr stark eingeschränkt, dadurch steigt der Blutzucker auch viel weniger an. Wichtig dabei ist jedoch, dass man eine Ernährungsform findet, die man langfristig umsetzen kann. Das ist bei der ketogenen Ernährung eher schwierig mit Sicht auf Ausgewogenheit und Abwechslung. Eine kurzfristige Umsetzung bringt auch nur kurzfristige Verbesserungen.
Ich bin mit meiner Gewichtszunahme (auf 125KG) in «Diabetes 2» reingerutscht. Ist es möglich, mit einer Gewichtsreduktion wieder da rauszukommen? Ich werde derzeit medizinisch betreut und durch Tabletten eingestellt.
Peter Diem: Gelegentlich gelingt es Betroffenen durch eine deutliche Gewichtsreduktion wieder normale Blutzuckerwerte zu erreichen. Auch wenn das nicht gelingt, hilft eine Reduktion des Körpergewichtes eine gute Stoffwechselkontrolle zu erreichen.
Wenn im fortgeschrittenen Alter Praediabetes diagnostiziert wird, ist dann der Übergang zu Diabetes (Alterszucker) unaufhaltsam oder durch entsprechendes Verhalten abwendbar?
Peter Diem: Durch Gewichtsreduktion und vermehrte Bewegung können Sie das Risiko, dass ein Prädiabetes in einen Diabetes übergeht, massiv senken.
Ich bin Diabetikerin welche Tresiba 28Einheiten und 3x/W Ozempic 0,5Einheiten spritzt. Leider hat die Ozempic Spritze bei mir nicht die Wirkung des Appetithemmens. Meine Zuckerwerte sind nicht gut eingestellt. Gemäss Ernährungsberaterin ist mein Essverhalten in Ordnung. Ich hatte bereits in jungen Jahren starke Schwierigkeiten mit Hormonen. Habe keine Pille vertragen. Und nun starke Wechseljahr Beschwerden. Den Aspekt des Hormons wurde bei mir noch nie angeschaut. Laut Arzt habe dies keinen Einfluss auf den Zucker. Ich stelle jedoch einen Zusammenhang von meinem Zucker und den Wechseljahren fest. Welcher Ansatz würden sie anschauen/verfolgen?
Peter Diem: Die hormonellen Umstellungen der Wechseljahre können für die Diabeteskontrolle erschweren. Allgemeine Regeln für eine Optimierung dieser Problematik gibt es nicht. Neben der medikamentösen Therapie bleiben: Ernährungsmassnahmen zur Gewichtskontrolle und Bewegung, Bewegung, Bewegung...
Warum sind die Augen plötzlich so schlecht, die Durchblutung schlecht (Fuss), auch wenn der Zucker eingestellt ist? Was kann man gegen die Gefässschädigungen machen?...wie sie aufhalten? (Alter 58, diagnoistiziert seit 1,5 Jahren)
Peter Diem: Die Themen «Augen» und «Durchblutung» kann ich ohne genauere Befunde nicht beantworten. Bezüglich Gefässschädigungen sind neben der Diabeteseinstellung folgende Massnahmen wichtig: – Kontrolle und allenfalls Therapie des Blutdrucks – Kontrolle und allenfalls Therapie der Blutfette – Rauchstopp
Ist es möglich, dass meine Wechselnde Arthralgien Folge sind von latente Diabetes?
Peter Diem: Es gibt eine Diabetesform, bei der auch Gelenkprobleme auftreten können. Das müsste Ihr Arzt / Ihre Ärztin genauer untersuchen...
Um Diabetes besser zu verstehen, würde mich sehr freuen, wenn Sie mir den Zusammenhang zwischen Diabetes, Stress und Entspannung kurz erklären könnten. 1. Kann Stress oder Cortisol als Stresshormon den Blutzucker tatsächlich erhöhen und dadurch das Risiko für Typ-2-Diabetes auslösen oder Diabetes allgemein verschlechtern? 2. Wie funktioniert es ganz genau mit Stress und Diabetes im menschlichen Körper? 3. Wie können die sog. Entspannungsverfahren wie med. Progressive Muskelentspannung den Blutzucker signifikant senken und was bedeutet durch die Entspannung «die Reduktion... einer Stressreaktion-assoziierten sog. „low-grade Inflammation“»? (Quelle: Mit Entspannung gegen Diabetes)
Peter Diem: Es gibt eine Reihe von Stresshormonen, die den Blutzucker anheben. Beim Nicht-Diabetiker wird diese Wirkung jeweils kompensiert durch einen Anstieg der Insulinkonzetrationen. Bei Personen mit Diabetes versuchen wir in der Regel, Stressoren zu eliminieren. Da können auch Entspannungsübungen eine Rolle spielen. Je nach Stressursache (z.B. bei massiven Schmerzen) wird das jedoch kaum helfen.
Ist der Süssigkeitskonsum bei Diabetes verboten? 2. Das Steigen meines Langzeitwertes verstehe ich nicht. November 2022: 6.3. Mai 2023: 6.7 (ich konnte mich in der Zeit von Januar 23 bis Mai 23 aus gesundheitlichen Gründen nicht bewegen). Oktober 23: 6.9 (in der Zeit von Mai bis Oktober 23 habe ich abgenommen 62-58, mich wieder täglich bewegt 30-60' zügig laufen, und weitere körperliche Tätigkeiten ausgeübt, Krafttraining, Ballett, Feldenkrais). Was ist passiert?
Peter Diem: 1. Süssigkeiten sind nicht absolut verboten. Durch Kontrolle Ihrer Blutzuckerwerte können Sie selber kontrollieren, was und wie viel noch tolerierbar ist. 2. Ihre HbA1c-Werte haben sich etwas verschlechtert. Ein HbA1c von 6.9% ist immer noch ein guter Wert! Allgemein muss man wissen, dass Diabetes eine «progressive Krankheit» ist und dass immer wieder eine Intensivierung der medikamentösen Therapie nötig wird.
Welcher Blutzuckerwert sollte angestrebt werden. Ich messe meinen Wert jeden Morgen vor dem Frühstück. Unter 7.2 mmol/L bin ich im grünen Bereich. Der 90 Tage Durchschnitt ist bei 6.6 mmol/L. Reicht das oder soll ich den Wert senken? Habe Diabetes Typ2 bin 63 Jahre alt mein BMI liegt knapp über 23. Zur Unterstützung nehme ich 2x täglich eine Tablette (Metformin..) das seit etwas mehr als einem Jahr. Besteht die Möglichkeit wenn ich die Vorschläge meiner Ernährungsberaterin gut umsetzen würde ohne Tabletten auszukommen? Welche Zukunftsaussichten habe ich wenn ich mich auf dem Zuckerniveau von 6.6 mmol/L weitermache? Hätte noch viele Fragen aber das würde den Rahmen wohl sprengen.
Peter Diem: Ein durchschnittlicher Blutzucker über 90 Tage von 6.6. mmol/l ist ein sehr guter Wert. Bei einem aktuellen BMI von 23 habe ich nicht den Eindruck, dass Sie durch Ernährungsmassnahmen eine weitere Verbesserung, die dann ein Absetzen des Metformins erlauben würde, erreichen können.
Seit ein paar Jahren habe ich erhöhte Zucker-Blutwerte also Diabetes Typ 2. Nun habe ich vor 2 Jahren von 118 kg auf 100kg mein Gewicht reduziert durch gute Ernährung, langsames Essen und viel kauen. Ich bekomme von meinem Hausarzt das Medikament Metfin 850 und nehme 2 Tabletten am Tag. Der Zuckerspiegel ist so ca. 6.0, (3 Mts.) glaub immer noch hoch genug. Meine Frage: Was kann ich machen, damit ich diese Tabletten wieder einmal absetzen kann? Kann man auch nur mit einer Tablette am Tag den Wert stabil halten? Mit noch mehr Abnehmen? Bewegung? Und welche gezielte Nahrung? Übrigens mein Alter ist 59 Jahre.
Peter Diem: Nachdem Sie bereits 18kg abgenommen haben, dürfte die Chance eher gering sein, durch eine weitere Gewichtsreduktion und vermehrte Bewegung die Diabeteseinstellung so weit zu optimieren, dass Sie das Metformin absetzen können. Allgemein muss man wissen, dass Diabetes eine «progressive Krankheit» ist und dass immer wieder eine Intensivierung der medikamentösen Therapie nötig wird.