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Japanische Zeitung made in Uri Ein Stück Heimat für japanische Menschen in der Schweiz

Seit 26 Jahren bringt der in Uri lebende Atsushi Nojima seine Zeitung «Grüezi» für Japanerinnen und Japaner heraus. So möchte er seinen Landsleuten ein Stück Heimat geben.

Was macht ein 72-jähriger Japaner in Altdorf im Kanton Uri? Atsushi Nojima schreibt eine Zeitung für seine Landsleute in der Schweiz. Aber von Anfang an.

Alles begann vor 30 Jahren mit einer jungen Urnerin. Als Atsushi Nojima damals in Aix-en-Provence in Frankreich Geschichte und Französisch studierte, lernte er eine Schweizer Studentin aus dem Kanton Uri kennen. Aus dieser Bekanntschaft wurde bald Liebe. 1985 nahm sie ihn zum ersten Mal mit in die Schweiz.

Altdorf im Kanton Uri
Legende: Der Japaner Atsushi Nojima verliebte sich in einer Urnerin. 1985 nahm sie ihn zum ersten Mal mit in die Schweiz. SRF

So begann ihre Fernbeziehung. «Wir pendelten sieben Jahre lang zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her, bis wir uns entschieden, nach Japan zu gehen», sagt Nojima. Die beiden wanderten aus, heirateten in Japan und wurden Eltern eines Sohns. In Osaka unterrichtete er Französisch.

Von Osaka nach Altdorf

Als ihr Sohn fast zwei Jahre alt war, wünschte sich Nojimas Frau, wieder in die Schweiz zurückzukehren. «Sie wollte, dass unser Sohn in der Schweiz aufwächst», sagt er. Also zogen sie nach Altdorf im Kanton Uri. Eine Umstellung, die ihm erst nicht leicht fiel. «Ich hatte grosse Mühe, einen Job zu finden», sagt Nojima. Also suchte er nach einer anderen Beschäftigung. Er kam auf die Idee, eine Zeitung zu schreiben für Japanerinnen und Japaner, die wie er ausgewandert waren.

Japanboom in der Schweiz

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Sushi und Mangas sind seit einiger Zeit Exportklassiker aus Japan. Doch in den letzten Jahren hat die japanische Ess- und Populärkultur in der Schweiz einen neuen Boom erlebt.

Beispielsweise japanische Kochkurse sind beliebt, bestätigt die Migros Clubschule. Die Nachfrage sei 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 gestiegen.

Auch japanische Lebensmittel werden immer häufiger gekauft, bestätigen Migros und Coop. Migros schreibt dazu: «Das japanische Sortiment hat sich in der Migros gut etabliert und wurde in den letzten Jahren leicht ausgebaut.» Und Coop: «Insbesondere Sushi, japanische Bowls und Gyozas erfreuen sich bei unserer Kundschaft äusserst grosser Beliebtheit.»

Zudem ist Japan ein immer beliebtes Reiseland für Schweizerinnen und Schweizer. Booking.com schreibt auf Anfrage, dass im Frühling 2024 im Vergleich zum Vorjahr Suchanfragen für Unterkünfte in Japan um 70 Prozent zugenommen haben. Besonders häufig gesucht werden Städte wie Tokio, Kyoto, Osaka, Hiroshima, Hakone und Fujiyoshida.

Das hat gemäss Martin Fritz, Journalist in Tokio, mit der «Softpower Japans» zu tun. Sei es der neue Film «Der Junge und der Reiher» des japanischen Animations-Altmeisters Hayao Miyazaki, weltweit immer populärer werdendes japanisches Essen oder Kultspiele wie «Supermario» oder «Die Legende von Zelda».

Die erste Ausgabe von «Grüezi» bestand aus vier Seiten. Um mehr Aufmerksamkeit auf seine Zeitung zu ziehen, kontaktierte Nojima verschiedene japanische Vereine in der Schweiz. Mit Erfolg. Heute ist «Grüezi» 16 Seiten dick und erscheint viermal im Jahr. Die Auflage beträgt rund 5000 Exemplare, davon sind 1300 abonniert.

Wie «Grüezi» überlebt

Ein grosser Teil der Zeitungen wird in japanischen Läden, Restaurants oder auch in der japanischen Botschaft in Bern verteilt. Neben den Abonnements lebt die Zeitung von Inseraten. Sonst könnte Nojima «Grüezi» nicht kostendeckend herausgeben.

Atsushi Nojima mit seiner Zeitung in der Hand
Legende: Atsushi Nojima gibt viermal im Jahr die japanische Zeitung «Grüezi» heraus. Er lässt jeweils rund 5000 Exemplare drucken. SRF

Atsushi Nojima schreibt über alles, was Japanerinnen und Japaner in der Schweiz interessieren könnte. «Ich beobachte die Aktualität und schreibe über Themen, wie die Beziehung zwischen Japan und der Schweiz», sagt er. Er habe schon Porträts geschrieben, Berichte über kulturelle Anlässe, politische Themen oder auch Buchrezensionen.

Ein Stück Heimat

Mittlerweile schicken ihm seine Leserinnen und Leser sogar Vorschläge: «Für sie ist meine Zeitung wie ein Stück Heimat.» Seine Leserinnen und Leser würden ihm manchmal sagen, dass er der bekannteste Japaner der Schweiz sei. Doch Nojima zeigt sich bescheiden, lacht und fügt hinzu: «Aber eigentlich stimmt das ja nicht.»

Diese Zeitung ist mein Lebenswerk.
Autor: Atsushi Nojima Herausgeber der japanischen Zeitung «Grüezi»

Heute ist Atsushi Nojima 71 Jahre alt. Und er denkt noch lange nicht ans Aufhören. «Die Zeitung ist wie mein Kind. Sie ist mein Lebenswerk», sagt er. Solange er körperlich und geistig gesund bleibe, mache er weiter.

Radio SRF 3, Morgenshow 2.4.2024, 7:20 Uhr

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