Am Samstagabend gilt’s ernst: Nemo tritt im Finale des Eurovision Song Contest 2024 in Malmö an. Die Schweiz gehört nach wie vor zum Kreis der Favoritinnen und Favoriten des Musikwettbewerbs, die Konkurrenz aber ist hart. Ein Blick auf die Wetten zeigt, welche fünf Länder uns am gefährlichsten werden könnten.
Ukraine: Pathos-Power
Alyona Alyona & Jerry Heil – «Teresa & Maria»
Wie bei Nemo werden auch hier die Genres gemixt – einfach nicht ganz so wild. Den treibenden Drama-Pop von Jerry Heil ergänzt Alyona Alyona mit Rap, das Ergebnis ist gleichermassen mitreissend wie berührend. Die Inszenierung ist (im Gegensatz zu den meisten anderen Acts) bewusst zurückhaltend, die Klippe auf der Bühne und die Visuals unterstreichen das erhabene, sakrale Thema des Songs. «Teresa & Maria» ist ein packender Ohrwurm und die Ukraine geniesst aufgrund des Krieges nach wie vor viel Sympathie in weiten Teilen Europas – eine (für uns) gefährliche Kombi.
Irland: Hexorzismus
Bambie Thug – «Doomsday Blue»
Auch Irland zündet eine wahre Genre-Explosion: «Doomsday Blue» ist ein Flickenteppich aus Industrial-Metal, Jazz-Pop und Witch-Rock – aber kein wirklicher Song. Dafür bietet er das grösste Spektakel des 2024er-ESC-Jahrgangs, kein anderer Beitrag ist dermassen aufregend inszeniert, Beschwörungs-Ritual inklusive. Bambie Thugs Performance gehört damit klar zu den besten im Finale, aber wird das Publikum über die fehlende Eingängigkeit der Nummer hinwegsehen können?
Frankreich: Stimmgigant
Slimane – «Mon amour»
Ähnlich wie Nemos «The Code» ist auch «Mon amour» sehr fokussiert inszeniert, ohne Effekthascherei, dafür mit starken Akzenten. Slimanes Stimme gehört zu den beeindruckendsten im ganzen Contest, entsprechend ist der ganze Auftritt darum herumgebaut. Der Franzose verbringt die Hälfte der Nummer liegend und auf den Knien, mit möglichst wenig Ablenkung – später steht er drei Meter vom Mikrofon entfernt und singt dabei immer noch den Grossteil der Konkurrenz an die Wand. Unbedingt Taschentücher in Griffnähe haben.
Israel: Zündstoff
Eden Golan – «Hurricane»
Was für eine Aufholjagd: Mitte Woche war Israel noch knapp in den Top 10 der Wetten, nach dem zweiten Halbfinale stürmte «Hurricane» von Eden Golan auf Platz zwei vor. Und das, obwohl um den ESC 2024 herum gegen die Teilnahme Israels am Wettbewerb demonstriert wird. Oder vielleicht gerade deswegen? Protestieren viele gegen die Proteste, indem sie für diesen Song stimmen und auf ihn wetten? Aber das sind Spekulationen – die Politik mal aussen vor gelassen: Die Ballade ist eingängig, emotional und wuchtig schön inszeniert.
Kroatien: Trittbrettrumpler
Baby Lasagna – «Rim Tim Tagi Dim»
«Rim Tim Tagi Dim» bekommt man, wenn einen Finnlands 2023er-Beitrag «Cha Cha Cha» abschreiben lässt und sagt, dass man vor Abgabe doch ein wenig was verändern soll, damit’s nicht zu auffällig ist. Entsprechend beliebt ist Kroatiens 2024er-Song beim Publikum, seit den ersten Proben vergangene Woche hat sich Baby Lasagna regelrecht an der Wettspitze festgekettet. Nachvollziehbar, schliesslich zerballern der Rave-Metal und die Störbild-Visuals sämtliche Sinne innert Sekunden. Ob die Jurys den Favoritentraum wie letztes Jahr wieder platzen lassen?