Zum Inhalt springen

Neu im Kino Eine Led Zeppelin-Retrospektive, die vieles auslässt

Led Zeppelin haben ihr Erbe schon immer streng kontrolliert. Dies wird auch in der neuen Kino-Dokumentation deutlich. «Becoming Led Zeppelin» ignoriert etliche spannende Episoden und erzählt nur die Anfangszeit der grössten Hardrockband der 70er-Jahre.

Der neue Kinofilm über Led Zeppelin wirbt mit «nie gezeigten Aufnahmen und Interviews». Tatsächlich wurde ein bisher unveröffentlichtes Ton-Interview mit dem legendären Schlagzeuger John Bonham ausgegraben. Aber das wärs dann auch schon.

Der Rest des Films ist zwar schön gemacht, aber trotzdem unbefriedigend. Es fehlen die spektakulären Konzertaufnahmen, und mangels Livematerial wurden Songs aus ihren Alben nachträglich bebildert. Der mächtige Sound hat im Kino zwar durchaus seinen Reiz. Trotzdem bleibt nach 120 Minuten der Eindruck einer Mogelpackung zurück.

«Becoming Led Zeppelin» – Kino Trailer

Fehlendes Live-Material

Es wäre spannend zu erfahren, weshalb diese Aufnahmen nicht existieren oder von der Band zurückgehalten werden. Dies hat mit der speziellen Geschichte von Led Zeppelin zu tun. Keine andere Band war so unerbittlich im Verhandeln. Gitarrist Jimmy Page hat seine Traumformation quasi am Reissbrett entworfen. Aus den Trümmern der Yardbirds (mit Jeff Beck) kreierte er mit den Besten ihres Fachs eine Supergroup mit John Bonham (Drums), Robert Plant (Vocals) und John Paul Jones (Bass).

Bandfoto Led Zeppelin
Legende: Die vier von Led Zeppelin: John Paul Jones, Robert Plant, John Bonham, Jimmy Page (v.l.n.r.). Paterson Entertainment

Innert kürzester Zeit produzierte man in Eigenregie ein fantastisches erstes Album. Mit diesem reiste Page 1968 in die USA und knallte es den Leuten der Plattenfirma Atlantic Records auf den Tisch. Mit dabei: Der furchteinflössende Manager Peter Grant, der sich eher der Mafia als der Musikwelt zugehörig fühlte.

Dieser verhandelte so hart und unerbittlich, dass Led Zeppelin innert kürzester Zeit all ihre Wünsche erfüllt bekamen und unermesslich reich und erfolgreich wurden. Leider spart der Film solche Geschichten aus und erzählt nur das erste Jahr der Band, als man gleich zwei Alben (Led Zeppelin I & II) veröffentlichte und von Amerika aus die Welt im Sturm eroberte.

Led Zepelin Live
Legende: Led Zeppelin 1972 Imago / Avalon.red

Als Yardbirds durch Skandinavien

Es ist zwar hübsch, in Interviews mit den drei verbliebenen Bandmitgliedern in die Kindheit und Jugend im England der Nachkriegszeit einzutauchen. Auch die frühen Tage von Jimmy Page und John Paul Jones als Studiomusiker für die Rolling Stones und sogar als Sessionmusiker für James Bond-Songs sind nette, aber auch längst bekannte Episoden.

Richtig spektakulär war die erste Tournee, als Led Zeppelin unter dem Namen The Yardbirds in Skandinavien eine handvoll Shows spielten und das Publikum absolut sprachlos zurückliess. Etwas vergleichbares gab es bisher nicht zu hören. Aber diese Aufnahmen sind schon lange auf Youtube verfügbar.

Led Zeppelin Live im dänischen Radio

Viele spannende und umstrittene Momente dieser einzigartigen Band fehlen in «Becoming Led Zeppelin». Die berühmten Plagiats-Streitereien mit verschiedenen Blues-Musikern, ihr ausschweifendes Tourleben mit haarsträubenden Sex, Drugs und Rock & Roll-Eskapaden und ganz speziell der tragische Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980. Dieser starb im Haus von Gitarrist Jimmy Page an seinem Erbrochenen.

So ist «Becoming Led Zeppelin» ein Film über das erste Jahr der grössten Hardrockband der 1970er-Jahre. Über eine grossartige Band, die ihr Erbe weiterhin strengstens kontrolliert und kritische Fragen lieber unbeantwortet lässt. Das ist im Zeitalter von Netflix, in der die Musiker ihre Filme in Auftrag geben zwar gang und gäbe, aber trotzdem unbefriedigend. Bleibt zu hoffen, dass Teil II bereits in Arbeit ist.

Kinostart: 20.03.2025.

Radio SRF 1, 20.03.2025, 16.30 Uhr

Meistgelesene Artikel