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«Schwiizerdütsch» Glunggi und Flickflauder – so einzigartig ist Schweizerdeutsch

Ist Schweizerdeutsch ein Dialekt oder eine Sprache? Warum endet jedes zweite Wort mit «li»? Und wie schreibt man eigentlich richtig Mundart? Ein Überblick.

Am Anfang war das Indoeuropäisch

Danach folgten Urgermanisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und schliesslich Schweizerdeutsch. Doch warum sprechen wir nicht alle den gleichen Dialekt? Weil die Alemannen kaum untereinander Kontakt hatten. So entwickelte sich die Mundart je nach Region unterschiedlich.

Ist Schweizerdeutsch eine eigene Sprache?

Nein. Auch wenn es unterschiedliche Definitionen für Sprache und Dialekt gibt, spricht vieles dafür, dass man Schweizerdeutsch zu den Dialekten des Deutschen zählen sollte. Zum Beispiel existiert kein Standard-Schweizerdeutsch. Ausserdem hat das Schweizerdeutsche keine klar geregelte Rechtschreibung. Sogar unsere Verfassung gibt Deutsch als Landessprache an.

Der Aargauer-Dialekt existiert nicht

Die armen Aargauer: Zuerst werden ihnen ihre Fahrkünste, nun ihr eigener Dialekt abgesprochen. Das ist historisch bedingt, denn vor etwa 200 Jahren war der Kanton noch viergeteilt. Es gibt also innerhalb des Kantons vier verschiedene Dialektgrenzen – und nicht den Aargauer-Dialekt.

«Mir wäi luege ...» – Warum Baselbieter keine Basler sind

Was haben Roger Federer, Beni Huggel und Murat Yakin gemeinsam? Sie sind Baselbieter, keine Basler. Die Region wird gerne unterschätzt. Ein typischer lokaler Ausdruck ist zum Beispiel «Mir wäi luege», was weder Ja noch Nein bedeutet. Die Dialekte in der Region Nordwestschweiz haben aber auch Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel das «Jä». Es ist weniger verbindlich als das «Jo».

Die «schnüsigen» Seiten

«Rüebli», «Nastüechli» und «Müüsli» ­– Schweizer lieben Verkleinerungsformen, sogenannte Diminutive. Man verwendet sie aber nicht nur für kleine Dinge, sondern auch für «härzige» Sachen oder Verharmlosungen wie: «Ich bliib nur no es Stündli.» Warum eigentlich? Weil wir ein kleines Land sind und kleine Dinge mögen? Nein.

Je näher eine Sprachregion bei den romanischen Sprachen ist, desto mehr Diminutive enthält sie. Die Verkleinerungsformen stammen hauptsächlich von den romanischen Sprachen ab.

Aussterbende Wörter

«Flickflauder», «Pipolter», «Summervogu» – heutzutage sagen viele Leute stattdessen einfach «Schmetterling». Dann versteht man es überall. Dass gewisse Mundartwörter aussterben, liegt also auch am Hochdeutschen. Alte Wörter, die verschwinden, machen traurig. Es gibt aber auch gute Gründe, beispielsweise antisemitische oder rassistische Ausdrücke in der Vergangenheit zu lassen.

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Mundart richtig schreiben

Ein Ding der Unmöglichkeit? Verbindliche Rechtschreibregeln gibt es nicht. Man kann sich aber an zwei Grundprinzipien halten, um Mundart möglichst verständlich zu schreiben:

  • Entweder, man bleibt so nahe wie möglich am gesprochenen Deutsch. Also: «I ha geschter dy fattr xee».
  • Oder man orientiert sich am gewohnten Schriftbild vom Hochdeutschen. Zum Beispiel: «Ich ha gester di Vater gseh.»

Die Eigenartigen

«Gäbig», «verhebe», «chrömele» – unübersetzbare Wörter sind typisch für eine spezifische Region. Sie beschreiben quasi die Lebensrealität der jeweiligen Kultur.

Wer jetzt richtig auf den Mundart-Geschmack gekommen ist, dem seien die Videos aus «Dini Mundart» empfohlen. Verfügbar auf  Play SRF.

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Radio SRF 1, Dini Mundart Schnabelweid, 5.10.2023, 20:00 Uhr

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