Ein SRF-Nutzer aus dem St. Galler Rheintal bestellt in Deutschland einen Schlafkopfhörer für rund 100 Franken. Am 21. Mai 2024 heisst es, das Paket werde am nächsten Tag geliefert. Doch am 22. Mai kommt keine Lieferung – und der Postkunde sieht im Online-Tracking den Vermerk: Das Paket sei beschädigt und werde umverpackt.
Nägel statt Kopfhörer
Als die Lieferung am Folgetag eintrifft, trifft den Rheintaler fast der Schlag: In seinem Paket ist kein Kopfhörer mehr drin. Dafür ein Haufen Nägel und grosse Metallfedern.
Böse Überraschung beim Auspacken
Der Postkunde hat einen bösen Verdacht: Da hat wohl jemand den Kopfhörer aus dem beschädigten Paket entnommen und stattdessen Nägel und Metallfedern reingefüllt. Vermutlich im Verteilzentrum Untervaz, in dem auch schon eine Rolexuhr spurlos verschwunden ist .
Mein erster Eindruck war, dass ein Mitarbeitender der Post die Kopfhörer aus dem Päckli geklaut hat.
Im Sendungsprotokoll sieht der Rheintaler: Am Zoll in Pratteln BL wog das Paket noch 300 Gramm. Jetzt sind es fast zwei Kilogramm: «Mein erster Eindruck war, dass ein Mitarbeitender der Post die Kopfhörer aus dem Päckli geklaut hat.»
Kopfhörer tauchen in Cadenazzo auf
Der Kundendienst sagt, da könne man leider nichts machen. Doch plötzlich kündigt die Post eine zweite Sendung an. Statt aus Deutschland kommt sie aus dem Verteilzentrum Cadenazzo TI. «Und siehe da, da waren meine heiss ersehnten Kopfhörer drin», erzählt der Postkunde dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Im Begleitschreiben steht, dass die Post in solchen Fällen nicht hafte. Aber zum Glück sei ja nochmals alles gut ausgegangen, schreibt die Post. Für sie ist der Fall erledigt. Für den Postkunden hingegen bleiben Fragen: «Ich würde schon noch gerne wissen: Wieso macht sich jemand den Aufwand, bewusst Nägel in ein Päckli zu tun?» Diese Fragen schickt er dem Kundendienst zurück, und hört darauf nichts mehr.
«Es wurde ein falsches Paket zugestellt»
Auch «Espresso» möchte wissen, was die Post zu diesem Fall sagt. Bei verschwundenen Uhren oder Schmuck hiess es jeweils, diese seien in einer Sortiermaschine herausgerutscht und verschwunden. Diese Begründung zieht bei diesem Kopfhörer nicht.
Post-Mediensprecherin Jaqueline Bühlmann erklärt den seltsamen Fall so: «Das Paket kam in Untervaz in die Paketklinik. Dort passierte offensichtlich eine Verwechslung.» Es sei keine böse Absicht gewesen, heisst es: «Es wurde ein falsches Paket mit einer falschen Adresse etikettiert und dem falschen Kunden zugestellt.»
Wir gehen davon aus, dass ein falsches Paket an den falschen Kunden zugestellt wurde.
«Espresso» hakt nach: Dann müsste nun also jemand ein Paket mit Nägeln und Metallfedern vermissen? Auf diese Frage sagt die Post: «Wir gehen davon aus, dass ein falsches Paket an den falschen Kunden zugestellt wurde.» Diese Erklärung scheint jedoch wenig plausibel. Denn die Nägel und Metallfedern, die scheinbar also einem anderen Postkunden gehören, vermisst offenbar niemand – nach mehr als einem Monat. Die Post hat die Sachen nicht zurückverlangt. Immerhin hat der Kunde nun nach einem Monat doch noch eine Antwort und eine Entschuldigung vom Kundendienst erhalten.