Worum geht’s? Filme und Serien streamen wird immer teurer. Anbieter wie Netflix, Disney Plus, Apple oder Sky drehen munter an der Preisschraube. Insbesondere, wer Filme, Serien oder Musik in guter Qualität und werbefrei geniessen will, muss tief ins Portemonnaie greifen. Plattformen wie Gamsgo oder Sharesub wollen hier eine Alternative bieten.
Wie funktionieren Gamsgo und Co.? Die Idee ist einfach: Mehrere Personen teilen sich die Kosten für ein Abo. So bezahlt man beispielsweise bei Gamsgo für ein Netflix-Abo (4K-Qualität) etwa 4 Franken pro Monat – Netflix selbst verlangt 27.90 Franken – oder für Youtube Premium etwas mehr als 3 Franken (sonst 15.90 Franken). Man wird dabei mit anderen (fremden) Nutzerinnen und Nutzern zu einer «Familie» zusammengeschlossen. Gamsgo selbst redet von «Fahrgemeinschaftsphilosophie».
Ist das legal? Es kommt drauf an, wen man fragt: Die Organisation ACE, ein Zusammenschluss grosser Filmstudios und Streaminganbieter, hält das Geschäftsmodell für illegal. Es verstosse gegen die Nutzungsbedingungen der Streaminganbieter. Tatsächlich untersagen diese in der Regel das Teilen von Accounts mit Personen, die nicht im selben Haushalt wohnen.
Zudem gibt ACE an, solche Sharing-Plattformen würden auch ihre Nutzer gefährden, weil sie deren persönliche Anmeldedaten benutzten, «die häufig für Identitäts- und Finanzdiebstahl und andere fragwürdige und illegale Machenschaften verwendet werden.» Gamsgo und Sharesub selbst sehen in ihrem Geschäftsmodell kein Problem: Beide halten fest, es sei alles legal.
Was sagt der Experte? Martin Steiger ist Anwalt und Experte für Recht im digitalen Raum. Auch er hält fest, dass Kundinnen und Kunden von Plattformen wie Gamsgo und Sharesub gegen Nutzungsbedingungen von Streaminganbietern verstossen: «Theoretisch könnten die Anbieter gegen Vertragsverletzungen vorgehen, was aber gemäss meinem Kenntnisstand bei einzelnen Nutzerinnen und Nutzern nicht geschieht. Einzelne Nutzerinnen und Nutzer müssen also keine Gerichts- oder Strafverfahren befürchten.»
Welche Risiken gibt es, wenn ich solche Sharing-Plattformen nutze? Grundsätzlich ist es möglich, dass ein Streaminganbieter Ihnen den Zugang sperrt. Und eben: Theoretisch ist es auch möglich, dass ein Anbieter wegen Vertragsverletzungen gegen einen vorgeht.
Wahrscheinlicher sind aber andere Probleme: Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» kennt zwar Nutzerinnen und Nutzer, bei denen die Account-Teilung bestens funktioniert. Online finden sich aber auch Erfahrungsberichte über technische Schwierigkeiten und wenig hilfsbereite Kundendienste. Allenfalls muss man sich also die bezahlten Abokosten ans Bein streichen.
Soll ich oder soll ich nicht? Letztendlich dürfte das eine Frage der Moral sein: Streaminganbieter müssen Geld verdienen, um neue Filme und Serien zu finanzieren – daran hängen letztendlich auch die Löhne von Schauspielern, Kameraleuten, Drehbuchautorinnen und -autoren usw. Allerdings: Mit den immer weiter steigenden Preisen provozieren die etablierten Streaminganbieter, dass Plattformen zum Teilen von Accounts beliebter werden.