Immer mehr Streaming-Anbieter drängen auf den Markt – viele von ihnen haben in letzter Zeit die Preise erhöht. Dazu gehören Netflix, Disney Plus, der Streaming-Dienst von Apple und Sky. Auch Sportanbieter wie Blue Sport von Swisscom und Dazn haben an der Preisschraube gedreht. Wie Ralf Beyeler, Experte beim Vergleichsdienst Moneyland, sagt, sind viele Angebote auch komplizierter geworden.
Espresso: Viele Streaming-Abos sind nicht nur teurer, sondern auch deutlich komplizierter geworden: Es gibt Angebote mit oder ohne Werbung sowie unterschiedliche Audio- und Videoqualität. Kundinnen und Kunden müssen genau hinschauen?
Ralf Beyeler: Ja, es ist leider komplizierter geworden. Bei einigen Anbietern gibt es sogar unterschiedliche Inhalte je nach abgeschlossenem Abo. Man muss vieles beachten – oder auf gut Glück ein Abo abschliessen. Bei Unzufriedenheit kann das Abo dann aber auch schnell wieder gekündigt werden.
Wenn man Werbung akzeptiert, wird es teils günstiger – doch die Preiserhöhungen bei vielen Abos sind markant. Für das Premium-Angebot von Netflix sind mittlerweile fast 30 Franken fällig . Was ist der Grund für diesen massiven Anstieg?
Die Streaming-Anbieter wissen, dass Schweizerinnen und Schweizer vergleichsweise viel Geld zur Verfügung haben. Mit Preiserhöhungen profitieren sie von der hiesigen Kaufkraft. Und: Kundinnen und Kunden sind offensichtlich bereit, auch diese Preise zu bezahlen. Nur wenn die Kundinnen und Kunden in Scharen weglaufen würden, müssten die Streaming-Anbieter ihre Preispolitik überdenken.
Offenbar ist der Punkt noch nicht erreicht, wo sich viele Kundinnen oder Kunden sagen: Das zahle ich nicht mehr. Wächst der Markt denn weiterhin?
Es wird sich zeigen, wie sich die Streaming-Dienste in Zukunft entwickeln werden. Es gibt zwar keine Zahlen für Europa, aber Netflix kann global trotz zahlreichen kundenunfreundlichen Veränderungen weiterhin wachsen.
Ich habe Mühe, mir vorzustellen, dass jemand über 25 Franken für Netflix bezahlt – dazu wäre ich persönlich nicht bereit.
Was kommt noch auf uns zu – werden die Preise noch weiter steigen?
Die Anbieter werden nach Möglichkeiten suchen, um noch mehr Geld verdienen zu können – und dies geht am besten über Preiserhöhungen. Ich persönlich bin sehr erstaunt, wie hoch die Zahlungsbereitschaft bei Streaming-Diensten ist. Ich habe Mühe, mir vorzustellen, dass jemand über 25 Franken für Netflix bezahlt – dazu wäre ich persönlich nicht bereit. Solange die Kundinnen und Kunden aber bereit sind, höhere Preise zu bezahlen, werden Netflix und andere Anbieter ihre Preise weiterhin erhöhen.
Aber eben: Es steht einem frei, jeden Monat zu kündigen oder das Abo zu wechseln?
In der Regel kann das Streaming-Abo auf Ende der laufenden Periode gekündigt werden – und da viele Abos monatlich abgerechnet werden, ist die Kündigung jederzeit möglich. Eine Ausnahme sind Abos mit Mindestlaufzeiten, zum Beispiel Blue Sport oder Dazn. Hat man zudem bei einem Dienst ein Jahres-Abo abgeschlossen, dann ist die Kündigung auch erst auf das Ende der zwölf Monate möglich, man bleibt dann aber auch so lange auch von einer Preiserhöhung verschont.
Das Gespräch führte Matthias Schmid.