Worum geht es? In der Schweiz wohnen knapp zwei Drittel der Menschen zur Miete. Für die Sicherheit des Vermieters hinterlegen sie bei der Bank ihrer Wahl eine sogenannte Mietzinskaution. Oft in der Höhe von mehreren tausend Franken. Eine Mieterin aus Bern bemerkt bei der letzten Zinsabrechnung: Die Valiant Bank vergütet auf ihrem Mietkautionskonto null Prozent Zins.
Das stört die Betroffene daran: Mieterinnen und Mieter geben der Valiant mit dem Mietkautionsdepot ein zinsloses Darlehen, unfreiwillig. «Die Bank kann über Jahre über mein Geld verfügen und damit arbeiten, aber ich erhalte null Zins», wundert sich die Bernerin im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Dabei verursache dieses Konto praktisch keinen Aufwand – sogar noch weniger als bei einem Sparkonto, bei dem es ebenfalls wenig Kontobewegungen gibt, und deshalb auch mehr Zins abwirft als ein normales Konto. Für Sparkonten gibt die Valiant aktuell 0.25 Prozent Zins.
Sind andere Banken kundenfreundlicher? Die meisten Banken geben aktuell einen Zins auf Mietkautionskonten. Dies in unterschiedlicher Höhe. Kundenfreundlich ist die Bank Cler mit 0.35 Prozent: Würde der Vermieter der Bernerin mit der Bank Cler zusammenarbeiten, gäbe es auf ihrem Mietkautionskonto immerhin knapp 13 Franken Zins pro Jahr. Neben Valiant geben die Zürcher Kantonalbank, die Luzerner Kantonalbank, die Hypothekarbank Lenzburg und die Waadtländer Kantonalbank aktuell keinen Zins auf Mietkautionskonten.
Was sagt die Valiant? Die Aufwände bei einem Mietkautionskonto seien «bedeutend». Konkret geht es auch um das Einholen von Unterschriften: «Aufgrund der Tatsache, dass zwei Parteien involviert sind, erfolgt die Administration ausschliesslich physisch. Das bedeutet bei uns hohe manuelle Aufwendungen,» schreibt die Valiant.
Was sagt der Mieterverband? Das Argument des höheren Aufwands lässt Nicole Schweizer vom Zürcher Mieterverband nicht gelten. Das sei die einfachste Ausrede für eine Bank. Noch pointierter formuliert es der Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga. Er ist Präsident des Schweizer Mieterinnen- und Mieterverbandes: Banken könnten diese Kautionsgelder über Jahre risikolos für den eigenen Profit verwenden, das sei ungerecht. Er fordert: Die Zinssätze von Mietkautionskonten müssten gleich hoch sein wie jene der Sparkonten. Da brauche es nun politischen Druck.
Was ist der Tipp für betroffene Mieterinnen? Mieter sollten Zinssätze von Mietkautionskonten von verschiedenen Banken vergleichen, sagt Nicole Schweizer, Co-Leiterin der Rechtsberatung beim Zürcher Mieterverband: «Es gibt zwischen verschiedenen Instituten tatsächlich Unterschiede.» Danach könne man proaktiv auf die Vermieterschaft zugehen mit dem Vorschlag, das Geld bei einer kundenfreundlicheren Bank zu deponieren.