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Mit manipulativen Designs verstosse Viagogo gegen das Gesetz
Aus Espresso vom 10.07.2024. Bild: imago
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Umstrittene Ticketbörse Konsumentenschutz reicht erneut Strafanzeige gegen Viagogo ein

Die Ticketplattform verstosse mit aggressiven Verkaufsmethoden gegen das Gesetz, sagt der Konsumentenschutz.

Was ist passiert? Die Stiftung für Konsumentenschutz hat erneut Strafanzeige gegen die umstrittene Ticketbörse Viagogo eingereicht. Der Vorwurf: Mit manipulativen Designs, sogenannten Dark Patterns, verstosse Viagogo gegen das Gesetz. Es gebe auf der Webseite zahlreiche Hinweise, die auf die potenziellen Käuferinnen und Käufer einwirken würden: Beispielsweise ein angeblich knappes Angebot oder scheinbar viele andere Personen, die sich für bestimmte Tickets interessieren würden. In ihrer Gesamtheit handle es sich bei diesen Hinweisen um eine aggressive und damit unlautere Verkaufsmethode, findet die Stiftung für Konsumentenschutz.

Was sind Dark Patterns? Diese manipulativen Designs finden sich auf sehr vielen Internetseiten. Am bekanntesten sind wohl sehr auffällige Buttons, um alle Cookies zu akzeptieren. Gleichzeitig wird die Option, alle Cookies abzulehnen, häufig unauffällig – etwa in hellgrau und kleiner Schrift – versteckt. Das Ziel ist klar: Möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer sollen alle Cookies akzeptieren.

Screenshot der Viagogo Website
Legende: Manipulatives Design Auffällige Buttons sollen die User dazu verleiten, alle Cookies zu akzeptieren. SRF

Warum die Strafanzeige gegen Viagogo? Da Dark Patterns weit verbreitet sind, scheint es etwas beliebig, dass die Stiftung für Konsumentenschutz deswegen ausgerechnet gegen Viagogo Strafanzeige einreicht. Lucien Jucker, Leiter Datenschutz beim Konsumentenschutz, begründet auf Anfrage von SRF, dass Viagogo während des ganzen Bestellprozesses aussergewöhnlich viele Dark Patterns anwende: «Viagogo versucht auf sehr vielen Ebenen, bei den Nutzerinnen und Nutzern die Angst auszulösen, einen Event zu verpassen – die sogenannte Fear of missing out.»

Screenshot der Viagogo Website
Legende: Der Ticketshop von Viagogo Während des Bestellprozesses wird immer wieder darauf hingewiesen, wie viele Tickets noch übrig sind. SRF

Wie gross sind die Chancen, dass Viagogo verurteilt wird? Realistischerweise nicht sehr gross. Viagogo hat zwar in ähnlichen Verfahren auch schon einstecken müssen, allerdings wurde beispielsweise eine Klage des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) abgewiesen. Dennoch ist der Konsumentenschutz überzeugt, dass sich eine erneute Strafanzeige lohnt: «Es ist wichtig, dass wir das zum Thema machen», sagt Lucien Jucker: «Es muss in der Gesellschaft ankommen, dass Viagogo gegen das Gesetz verstösst.» Es handelt sich bereits um die zweite Strafanzeige des Konsumentenschutzes gegen Viagogo. 2021 hatte die Stiftung Strafanzeige wegen Betrugs eingereicht im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: Viagogo hatte Tickets verkauft für abgesagte oder verschobene Veranstaltungen. Diese Anzeige ist noch hängig.

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Was sagt Viagogo? Auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» schreibt Viagogo, sich vollumfänglich an Schweizer Recht zu halten: «Viagogo weist die Vorwürfe und Behauptungen der Stiftung für Konsumentenschutz respektvoll zurück und ist bestrebt, sich mit diesen im Rahmen des Rechtsverfahrens vollumfänglich und kooperativ auseinanderzusetzen.»

Espresso, 10.07.24, 08:10 Uhr

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