Das ist passiert: Eine Seniorin muss ihr Zuhause nach einem Spitalaufenthalt definitiv verlassen und in ein Heim ziehen. Beim Umzug wird ihr von der Heimleitung des Alters- und Pflegeheims Breiti in Bassersdorf ZH beschieden, dass sie keine privaten Medikamente mitbringen dürfe. Aus Sicherheitsgründen, heisst es unter anderem. Der Medikamentenvorrat der Frau im Wert von rund 1200 Franken landet in der Entsorgung. Eine Bekannte der Frau ärgert sich und kann die Haltung des Heims nicht verstehen.
Das sagt der Heimverband Curaviva: Es gibt keine Weisung einer Behörde, welche ein solches Vorgehen verlangen würde. Die Medienstelle des Heimverbands Curaviva schreibt auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso»: «Uns ist keine Verordnung des BAG (Anm. d. Red.: Bundesamt für Gesundheit) bekannt, welche die dargestellte Situation auslösen würde. Gleichartige Fälle sind uns ebenfalls nicht bekannt.» Auch bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich gibt es keine entsprechende Vorschrift. Wichtig sei einzig, dass jedes Heim eine Regelung zum Thema habe, schreibt die Medienstelle.
So begründet das Pflegeheim seine Praxis: Das Alters- und Pflegeheim Breiti in Bassersdorf hat sich für ein spezielles System entschieden, wie Bewohnerinnen und Bewohner ihre Medikamente erhalten. Die Pflegeleitung schreibt, man bespreche bei Eintritt die vom Hausarzt verordnete Medikation. Die Rezepte würden dann an die Apotheke geschickt, welche die individuellen Medikamente für alle Patientinnen und Patienten bei einer Firma verblistern lasse. Die Dosen werden also für alle Bewohnenden einzeln verpackt.
Das sind Vorteile der «Verblisterung»: Das Pflegeheim Breiti hat sich für dieses System entschieden, weil dieses mehr Sicherheit für die Patientinnen und Patienten biete. Und: «Diese (verblisterten Medikamente, Anm. d. Red.) sind kosteneffizient und gewährleisten eine sichere und fehlerfreie Verabreichung.» Zudem sei es den Pflegenden so möglich, mehr Zeit für Bewohnerinnen und Bewohner aufzuwenden.
Das sind Nachteile der «Verblisterung»: Auf diese Weise ist es nicht möglich, beim Heimeintritt Medikamente von zu Hause mitzubringen. Im konkreten Fall, welcher «Espresso» vorliegt, mussten private Medikamente im Wert von rund 1200 Franken entsorgt werden – eine unschöne Verschwendung. Das Pflegeheim Breiti betont aber, dass bei besonders teuren Medikamenten eine Ausnahme gemacht werde, wie bei Krebs- oder Immuntherapien.