Die Preise für freie Mietwohnungen in urbanen Gebieten kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Laut einer Umfrage des Schweizerischen Städteverbandes ist in 80 Prozent der Städte zu wenig Wohnraum im unteren Preissegment verfügbar.
Anteil an gemeinnützigen Wohnungen liegt bei fünf Prozent
In Genf sind fünf Prozent der Wohnungen gemeinnützig, in Zürich zwanzig Prozent.
Doch nicht nur die grossen Städte sind betroffen, sagt Monika Litschi, Vize-Co-Geschäftsführerin vom Schweizerischen Städteverband: «Auch kleinere und mittlere Städte mit Zentrumsfunktion betonen, dass das Angebot an gemeinnützigen Wohnungen sehr knapp ist.»
Für gemeinnützige Wohnungen fehlt das Bauland
Bei gemeinnützigen Wohnungen – nicht zu verwechseln mit Sozialwohnungen – entspricht der Mietzins den effektiven Kosten. Eine Rendite fällt nicht an. In Zürich beispielsweise kostet eine neue gemeinnützige Vierzimmer-Wohnung (100 Quadratmeter) im Median 1540 Franken. Bei den kommerziell Vermietenden sind es 2980 Franken. Doch den Genossenschaften und Stiftungen fehlt das Bauland für mehr Wohnraum. Die Städte versuchen mit verschiedenen Mitteln das Problem zu entschärfen:
Anmerkung: Dieser Index der Abschlussmieten ist qualitätsbereinigt. Das heisst, es wird immer die Miete für eine Wohnung mit identischen Eigenschaften verglichen. Qualitative Veränderungen beim Angebot oder bei den Objekten haben keinen Einfluss auf diesen Index. Qualitative Veränderungen werden rausgerechnet, sodass die Mietentwicklung ohne Qualitseinflüsse berechnet werden kann.
Zürich: Immobilien- und Landerwerb für gemeinnützigen Wohnungsbau
Seit anderthalb Jahren kann die Stadt Zürich bei Verkaufsangeboten für Land oder Immobilien direkt mitbieten, wenn sie dazu eingeladen wird. So konnte sie kürzlich ein grosses Grundstück am Stadtrand kaufen. Die Stadt wird es selbst überbauen oder einem gemeinnützigen Wohnbauträger im Baurecht abgeben. Laut Astrid Heymann, Direktorin Liegenschaften der Stadt Zürich, werden die Mieten moderat sein: «In der Regel liegen Mietzinse beispielsweise für eine 4.5-Zimmer-Wohnung zwischen 2000 und 2500 Franken pro Monat.»
Doch nicht immer kommt die Stadt zum Zug. Auf einem zum Kauf angebotenen 9000-Quadratmeter-Areal in Zürich Nord wären 300 gemeinnützige Wohnungen möglich gewesen. Doch die Stadt wurde von einer Pensionskasse ausgestochen. Finanzvorsteher Daniel Leupi unterstützt deshalb eine Volksinitiative, welche der Stadt ein Vorkaufsrecht an Grundstücken ermöglichen würde: «Das Vorkaufsrecht würde uns erlauben, auch Areale zu erwerben, die nicht auf den Markt kommen.»
Lausanne: Vorkaufsrecht für freies Bauland
Im Kanton Waadt gibt es das Vorkaufsrecht bereits. Gemeinden können seit 2020 Bauland- und Immobilien zum von den privaten Interessenten ausgehandelten Preis erwerben. Zehn Liegenschaften im Wert von etwa 100 Millionen Franken hat die Stadt Lausanne bis jetzt so erworben, sagt Stadtpräsident Grégoire Junod. «Das Vorkaufsrecht ermöglicht, erschwinglichen Wohnraum in Stadtteilen zu erhalten, in denen es eine starke Tendenz zu Spekulation gibt.»
Doch nicht nur grosse Städte sind am Vorkaufsrecht interessiert. So zeigt die Umfrage des Städteverbandes: 80 Prozent der befragten 59 Städte begrüsst die Einführung dieses Instrumentes, um mehr Land und Immobilien erwerben zu können.