In der Schweiz werfen wir jedes Jahr rund 130'000 Tonnen Elektrogeräte fort – das sind 247 Kilo Elektroschrott pro Minute: Der 11-jährige Fernseher gibt den Geist auf – doch gibt es keine Ersatzteile mehr. Der Kopfhörer lässt sich kaum gekauft nicht mehr aufladen – doch der Hersteller verweigert die Reparatur, lieber zahlt er das Geld zurück.
Ökologisch wäre es in den meisten Fällen sinnvoller, ein defektes Gerät zu reparieren, als ein neues zu kaufen. Denn die meisten Ressourcen werden bei der Herstellung verbraucht. Doch in der Praxis gestaltet sich das Reparieren oft schwierig.
Nicht reparaturfreundlich gebaut
Die Hersteller hätten es in der Hand, das Reparieren zu begünstigen, sagt Nachhaltigkeitsforscher Jan Frecè: «Indem sie Ersatzteile erhältlich machen und die Geräte modular aufbauen, damit man einzelne Teile ersetzen kann. Zudem sollte man die Geräte zerstörungsfrei und ohne Spezialwerkzeug demontieren können.»
Auch via Software schränken Firmen Reparaturen ein: Apple hat das iPhone 14 zwar reparierbar designt, aber die Reparatur muss von Apple via Software freigeschaltet werden – sonst funktioniert das Gerät nicht mehr richtig. Ein Problem für unabhängige Reparateure.
Zudem machen in der Schweiz die Lohnkosten sowie hohe Preise für Ersatzteile Reparaturen teuer. So kostet eine Reparatur schnell ähnlich viel wie ein neues Gerät.
Private Initiativen springen ein
Über 200 Repair Cafés in der ganzen Schweiz wollen der Wegwerfmentalität etwas entgegensetzen. Hier stellen Profis ehrenamtlich ihr Reparatur-Knowhow zur Verfügung, um Produkten ein zweites Leben zu schenken. Sie kümmern sich auf Spendenbasis um kaputte Elektrogeräte, Möbel oder Kleider.
Alltagsgegenstände wieder fit machen, um sie vor der Entsorgung zu retten, will auch ein Pilotprojekt auf den Stadtberner Entsorgungshöfen. Gut erhaltene Objekte können gespendet werden, und das Reparatur-Startup «Pretty Good» richtet sie wieder her für den Online-Verkauf durch das Arbeitsintegrationsprojekt «Restwert». Ein grosses Potenzial, denn laut einer Studie des Bundesamts für Umwelt sind rund die Hälfte der in der Schweiz entsorgten Elektrogeräte noch funktionsfähig.
Vorreiter Frankreich fördert das Reparieren
Per Gesetz für mehr Reparaturen sorgen will Frankreich. Seit 2021 müssen dort Waschmaschinen, Fernseher, Laptops und weitere Geräte mit einem Reparatur-Index gekennzeichnet sein. Dieser gibt auf einer Skala von eins bis zehn an, wie einfach ein Produkt zu reparieren ist und wie gut technische Dokumente und Ersatzteile verfügbar sind. So wird die Reparaturfähigkeit zum Verkaufsargument.
Auch finanziell werden Reparaturen in Frankreich seit diesem Jahr gefördert, mit einem Reparatur-Bonus, der aktuell bei zwischen 10 und 45 Euro liegt. Doch von den 62 Mio. Euro, die der Staat dieses Jahr zur Verfügung stellt, wurden erst rund eine Mio. Euro genutzt. Nun wird Frankreich den Bonus erhöhen und auf mehr Geräte ausweiten, damit reparieren noch attraktiver wird für die Konsumentinnen und Konsumenten.