Ein wichtiges Ziel der Energiestrategie 2050: Auch Privathaushalte, die einen Drittel des Stromverbrauchs in der Schweiz ausmachen, sollen ihre Energieeffizienz steigern. Dafür braucht es die Digitalisierung mit Hilfe der sogenannten Smartmeter. Dank dieser intelligenten Zähler können Hausbesitzer ihren Stromverbrauch 24 Stunden später auf ihrem Kundenportal ablesen – mindestens in Viertelstundenintervallen.
Matthias Galus, Leiter Digital beim Bundesamt für Energie, hofft auf signifikante Stromspareffekte durch Smartmeter in Privathaushalten. «Heute sehen wir in Pilotprojekten, dass man bis zu sechs Prozent sparen kann, je nachdem, wie gut man die Daten analysiert und den Konsumentinnen und Konsumenten präsentiert.»
Unterschiede beträchtlich
Das Gesetz verlangt, dass bis 2027 80 Prozent aller privaten Haushalte mit einem Smartmeter ausgestattet sind. Trotz Halbzeit haben in der ganzen Schweiz erst 26 Prozent einen intelligenten Stromzähler.
Eine «Kassensturz»-Umfrage bei 14 grossen Stromversorgungsunternehmen zeigt: Die Unterschiede beim Rollout sind beträchtlich. Am fortgeschrittensten sind die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW. Sie sind bei 70 Prozent. Dicht gefolgt von den EKZ und den industriellen Werken Basel. Dann sinkt es rapide. Noch nicht begonnen haben die grossen Stromversorger BKW, Groupe E und SIG aus Genf. Gegenüber «Kassensturz» bekräftigen sie, dass sie die Frist bis 2027 einhalten und bald mit der grossflächigen Umsetzung beginnen werden.
Personalisierte Spartipps und Echtzeitdaten
Anhand der persönlichen Smartmeterdaten wird für das Kundenportal der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich zum Beispiel die Energieeffizienz hochgerechnet und der Stromverbrauch mit ähnlichen Haushalten verglichen, erklärt EKZ-New-Technology-Leiterin Marina Gonzalez Vaya. Auch Detailwerte sind ersichtlich. 70 Prozent der EKZ-Stromkundinnen und Kunden nutzen das Kundenportal regelmässig.
Wenige Stromversorger mit Zusatzinformationen
Allerdings: Nur vier der befragten Stromversorgungsunternehmen bieten bereits personalisierte Spartipps aufgrund der Smartmeterdaten an. Am weitesten ist das Angebot von Repower. Als einziges der von «Kassensturz» befragten Stromunternehmen kann Repower dank einer Eigenentwicklung Echtzeitdaten visualisieren und erkennt Stromfresser innert Sekunden. Selbst dem Standby-Verbrauch kommt der Repower-Mitarbeiter Dirk Schneider in seinem eigenen Haus auf die Schliche. «Schalte ich ab, sieht man 1:1 wie der Verbrauch zurückgeht. Ich habe herausgefunden, dass es aufs Jahr gerechnet 60 Franken ausmacht.»
Das Gesetz schreibt Echtzeitdaten im Kundenportal nicht vor. Nur am Smartmeter-Gerät selber muss der Stromversorger Echtzeitdaten auf Kundenwunsch freigeben.
Wie wichtig Echtzeitdaten für nachhaltiges Stromsparen wären, weiss Pascal Kienast am ZHAW-Institut für nachhaltige Entwicklung aus diversen Studien. Der Dozent und Forscher warnt davor, dass sonst selbst anfänglich hohe Einspareffekte wieder verloren gingen. «Man geht nicht in den Keller, um den Zähler zu prüfen. Die Daten sollten auf dem Handy ersichtlich sein.»