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Alltagswissen So überzeugt man störrische Automaten

Wenn ein Automat ein Geldstück nicht annimmt, soll ein weit verbreiteter Tipp helfen. «Aberglaube», sagt der Experte.

Und schon hat der Automat den Zweifränkler wieder ausgespuckt. «Das habe ich bereits mehrfach erlebt», sagt eine Passantin in Zürich. In einer Strassenumfrage berichten auch andere von widerspenstigen Münzen. Es scheint fast, als wären sich gewisse Geldstücke für den Billett- oder Snackkauf am Automaten zu schade.

Manche vertrauen in dieser Situation auf einen Tipp: Sie reiben die Münze an der Metalloberfläche des Automaten. Dies soll bewirken, dass der Automat die Münze beim zweiten oder dritten Einwurf verdauen kann. Aber stimmt das wirklich?

«Verkratzt nur die Frontplatte»

Die Antwort in Kürze: «Dieser Ratschlag ist ein Aberglaube», sagt Adrian Zimmermann. Er ist Servicetechniker für Billettautomaten bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) und kümmert sich um Störungsfälle: von verschmierten Oberflächen bis zu Münzstörungen.

Kratzspuren an einem Billetautomaten
Legende: Kein Einzelfall: An zahlreichen Automaten findet man solche Kratzspuren. SRF / Luca Fuchs

Zimmermann rät vom Reiben der Münzen am Automaten ab. Denn das Geldstück verändere sich dadurch nicht. «Die Legierung der Münze ist viel härter als das Aluminium des Automaten. Man verkratzt so nur die Frontplatte», sagt der Servicetechniker.

Kein Falschgeld

Doch weshalb nimmt der Automat eine Münze nach dem Reiben manchmal beim zweiten oder dritten Versuch an? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Wirft man das Geldstück durch den Schlitz, kontrolliert ein sogenannter Münzprüfer die Münze. Dieser Vorgang stellt sicher, dass niemand mit Falschgeld oder ausländischen Münzen ein Billett lösen kann.

In einigen Fällen erkennt das System jedoch auch Schweizer Münzen fälschlicherweise nicht. Die Gründe dafür sind laut Zimmermann vielfältig: «Manche Münzen sind beispielsweise schon lange im Umlauf. Dadurch sind ihre Prägungen möglicherweise kleiner als früher.» Dies führe zu Schwierigkeiten bei der Münzerkennung.

Die Münze um 180 Grad zu drehen, kann helfen.
Autor: Adrian Zimmermann Servicetechniker für Billettautomaten

Die gute Nachricht: Es kann sein, dass die Prägung auf der einen Seite in einem besseren Zustand ist als auf der anderen. Zimmermann rät deshalb, die Münze um 180 Grad zu drehen und erneut einzuwerfen. «Es kann sein, dass der Automat das Geldstück so annimmt.»

So lässt sich auch der Erfolg nach dem Reiben erklären: Es ist möglich, dass man die Münze bei einem neuen Versuch anders eingeworfen hat. Weitere Tipps, um einen bockigen Automaten zu überzeugen: Reinigen Sie die Münze. Oder werfen Sie sie schwungvoller oder mit weniger Elan ein.

Cola im Automaten

Doch manchmal verweigert ein Automat sämtliche Münzen. Dies kann daran liegen, dass der Münzprüfer nicht mehr richtig justiert ist. «Oder weil beispielsweise nachts ein Betrunkener Cola in den Münzschlitz gekippt hat», sagt Adrian Zimmermann.

Billetautomaten
Legende: Testautomaten in der VBZ-Zentralwerkstatt: Hier kümmern sich Fachleute um kaputte Bauteile und Software-Störungen. SRF / Luca Fuchs

Es sei wichtig, dass Kundinnen und Kunden diese Münzstörungen melden. Knapp 400 solche Vorfälle zählten die Zürcher Verkehrsbetriebe in den letzten zwölf Monaten. In rund einem Drittel der Fälle mussten sie einzelne Bauteile ersetzen. Häufig konnten Servicetechniker die Defekte aber in ihrer Zentralwerkstatt in Zürich beheben.

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Espresso, 10.3.2025, 8:10 Uhr ; 

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