Frühmorgens auf einem Parkplatz in Brunnen (SZ) am Vierwaldstättersee: Ein Chauffeur der Firma Texaid ist dabei, bei der modernen Unterfluranlage den Sammelbehälter zu leeren. Per Knopfdruck holt er den Behälter aus dem Boden, hievt die gut 20 Kleidersammelsäcke in seinen Lieferwagen und fährt weiter zum nächsten Sammelpunkt.
Texaid betreibt über 6000 Sammelstellen im ganzen Land. Und es ist die grösste, aber nicht die einzige Firma oder Organisation, die sich der Altkleidersammlung und Wiederverwertung angenommen hat. Alles in allem werden in der Schweiz pro Jahr rund 60'000 Tonnen gebrauchte Textilien gesammelt.
Nicht erlaubt: Stofftiere mit Elektronik und kaputte Outdoor-Kleider
Oft finde man in den Containern und den Kleidersäcken Dinge, die definitiv nicht dort hineingehören, sagt Texaid-Geschäftsleiter Philipp Stoller im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Elektroschrott, Glas oder Speisereste.» Auch Spielsachen und Stofftiere mit Elektronik, Sofakissen oder kaputte Gore-Tex-Outdoorkleider gehörten nicht in den Sammelcontainer.
Bei der übrigen Kleidung sei es für Texaid kein Problem, wenn sie defekt sei, so Stoller, da man sie recyclen könne. Andere Organisationen wie etwa die Caritas nehmen nur gut erhaltene Kleidung an.
Der Texaid-Chef kann sich aber auch an exotische Überraschungen in der Kleidersammlung erinnern, an eine Schildkröte, zum Beispiel. Einmal sei sogar eine lebende Python in einem Kleidersack aufgetaucht – man habe die Schlange einem Tierheim übergeben.
Transport nach Ungarn und Bulgarien: Ist das noch nachhaltig?
Die gesammelten Kleider kommen in ein internationales Sortier- und Verteilnetz. Texaid betreibt in der Schweiz ein Sortierwerk am Hauptsitz in Schattdorf (UR) und zwei weitere in Ungarn und Bulgarien. Zudem arbeite man mit weiteren Partnern in anderen Ländern zusammen. Tausende Tonnen von alten Kleidern werden also per LKW tausende von Kilometern weit herumgekarrt – ist das noch nachhaltig?
Die langen Transportwege seien in der Tat ein Thema, sagt der Texaid-Chef Philipp Stoller, aber letztlich sei das Ganze auch eine Frage der Kosten und der Kapazität im Inland. Diese riesigen Kleidermassen im Ausland zu sortieren sei wirtschaftlicher als es hierzulande wäre, und nicht zuletzt gebe es in der Schweiz schlicht nicht genügend Sortierwerke, um diese Masse zu bewältigen. Zudem werde die Second-Hand-Ware ohnehin international weiter verfrachtet, in Länder, wo sie gebraucht werde, erklärt Stoller.
Aber man versuche, die Logistik stetig ökologischer zu machen. So werde etwa die Fahrzeug-Flotte in der Schweiz sukzessive auf Elektroantrieb umgestellt.
Gesamtbilanz immer noch viel besser als bei Billig-T-Shirt aus Asien
Der Texaid-Chef führt an, dass man vor ein paar Jahren von Experten eine Ökobilanz erstellen liess. Deren Fazit, laut Stoller: «Der ökologische Nutzen für die Umwelt ist immer noch um einiges höher, als wenn man ein neues T-Shirt produziert – trotz dieser Fahrstrecken.»