Das ganze Jahr über melden Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Kandidaten für den «Etikettenschwindel des Jahres 2023». Über 6000 Teilnehmende aus der Deutschschweiz haben online abgestimmt und den «Sieger» gekürt.
Das Ergebnis
Kandidat A – Migros wirbt mit Kauftipp, der keiner ist
Das Ehepaar Stucki kauft Anfang Jahr eine M-Budget-Pfanne. 9.95 Franken kostet der «Kauftipp» aus der Konsumentenzeitschrift «K-Tipp». Die Pfanne überzeugt Stuckis, deshalb kaufen sie bald noch ein Exemplar. Noch vor dem ersten Kochen stellen Stuckis fest: Da stimmt was nicht! «Die Pfanne sah ähnlich aus wie das getestete Modell, aber sie war deutlich leichter», schreibt Fritz Stucki «Kassensturz». Tatsächlich wiegt die Pfanne rund 150 Gramm weniger als der «Kauftipp». Zum Beitrag
Dass Produkte von Zeit zu Zeit durch Nachfolgemodelle ersetzt werden, versteht Fritz Stucki. Was er nicht goutiert, ist, dass Migros das veränderte Nachfolgemodell prominent als «Kauftipp» auslobt. Das gehe überhaupt nicht, schreibt «K-Tipp» auf Anfrage von «Kassensturz».
Migros sagt, die getestete Pfanne sei optimiert worden. «In den Testkriterien entspricht die neue Pfanne aber noch immer dem alten Modell. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, entfernen wir die Schilder mit der Kaufempfehlung vom K-Tipp aus den Filialen», hält Migros fest.
Kandidat B – Coop verwirrt mit Ökolabel
Chips mit einem grünen «A+», also mit einer Top-Bewertung für ein ausgewogenes, gesundes Lebensmittel. Zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich ist die Auszeichnung auf den Bio-Chips von Coop kein Nutri-, sondern ein Eco-Score. Dieser zeigt auf, wie umweltfreundlich Lebensmittel sind. Zum Beitrag
Grafisch gleicht der Eco-Score dem populären Nutri-Score. Der Nutri-Score bietet eine schnelle Information über die Ausgewogenheit eines Nahrungsmittels. Unter diesem Kriterium schneiden die Chips erwartungsgemäss schlecht ab. Diese Nutri-Score-Bewertung druckt Coop aber nicht auf die Chips-Packung.
Coop schreibt: «Aufgrund des Namens ist ersichtlich, dass sich der Eco-Score auf die Umwelt bezieht und der Nutri-Score auf die Ernährung.» Bei «Kassensturz/Espresso» haben sich mehrere Coop-Kunden gemeldet. Für sie sehen Eco- und Nutri-Score täuschend ähnlich aus.
Kandidat C – Wasserschäden bei wasserdichten iPhones
D. Ehrensperger wird im Sommer von einem Kollegen in die Aare geschubst. Der Berner schwimmt ein Stück und steigt aus dem Wasser. Da kommt ihm in den Sinn, dass er sein iPhone 13 mini noch in der Hosentasche hat. «Kein Problem», denkt er, «das Gerät ist ja wasserdicht.»
Doch am nächsten Morgen funktioniert die Gesichtserkennung nicht mehr. Und als er ein Foto machen will, ist dieses verschwommen. Zum Beitrag
Eigentlich dürfe das gar nicht sein, kritisiert Ehrensperger. Laut Werbung sei das Gerät bis sechs Meter Tiefe 30 Minuten lang wasserdicht. «Kassensturz/Espresso» bittet Apple um eine Stellungnahme. Der Konzern verweist auf seine Homepage. Dort steht, dass die gängigen iPhones vor Wasser und Staub geschützt seien und dies unter Laborbedingungen getestet wurde.
Der Schutz vor Wasser und Staub sei aber nicht dauerhaft «und kann mit der Zeit als Resultat von normaler Abnutzung geringer werden». Der springende Punkt: «Die Garantie deckt keine Schäden durch Flüssigkeiten.»
Ziemlich widersprüchlich, das Ganze. Deshalb fragt sich der iPhone-Besitzer aus Bern: «Warum spricht man dann in den Werbeversprechungen von wasserdicht? Für mich ist das ein Etikettenschwindel.»