1. Das Gänseblümchen - Bellis perennis
Ihr botanischer Name Bellis perennis – Die ewig Schöne - trifft den Nagel auf den Kopf. Das zierliche Gänseblümchen blüht praktisch ganzjährig auf sonnigen Wiesen und Weiden und erfreut uns mit seinen weiss-gelben Blüten.
Das Gänseblümchen in der Hausapotheke
Immer mehr Leute erinnern sich wieder seiner seit Jahrhunderten geschätzten gesundheitsfördernden Wirkstoffe. So kommen die kleinen Blüten vermehrt in der Hausapotheke zum Einsatz. Bei leichten Kratzern oder Insektenstichen, bietet sich das Gänseblümchen als Erste Hilfe an. Dazu zerquetscht man Blätter oder Blüten zwischen den Fingern bis Saft austritt und legt sie dann auf die betroffenen Stellen. Das dämpft den Juckreiz, kühlt und unterstützt zudem den Heilungsprozess.
Reichlich vorhandene Substanzen wie ätherisches Öl, Saponine, Vitamine, Bitter-, Mineral- und Schleimstoffe, erzielen zusammen eine entzündungshemmende, antibakterielle und regenerierende Wirkung auf die Haut. Kein Wunder also, dass sich mit dem Tausendschön eine wunderbare Gesichtsmaske herstellen lässt.
Essbare Blüten
Auch in der Küche findet das Gänseblümchen Verwendung: In Salaten, vor dem Servieren an Gemüsesuppen oder fein gehackt in Quarkspeisen sind die Blüten und Blütenknospen ein Hingucker und bringen Mineralstoffe und Vitamine ins Essen. Zudem regen sie den Stoffwechsel an.
2. Löwenzahn - Taraxacum officinale
Wie die Zähne eines Löwen sehen sie aus, die gezackten Blätter des Löwenzahns. Man findet ihn sehr häufig auf Wiesen und erkennt ihn leicht an seinen leuchtend gelben Blüten.
Kräuterkundige sind sich einig: Diese Pflanze besitzt eine grosse stoffwechselanregende, blutreinigende und lebensstärkende Kraft, die den Organismus nach den Wintermonaten wieder in Schwung bringt.
Essbar von der Wurzel bis zur Blüte
Die Blüten und Blätter des Löwenzahns sind in der Heilkunde hochgeschätzt und auch das Vieh, die Vögel, Meerschweinchen und Hasen lieben dieses Kraut sehr. Vielleicht spüren auch sie den positiven Einfluss, den dieses Kraut auf sämtliche Verdauungsorgane hat: den Darm, Magen, die Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse und Milz. Die Bitterstoffe kurbeln die Produktion der Verdauungssäfte an und unterstützen den Fettstoffwechsel. Darüber hinaus enthält die Pflanze auch Stoffe, denen eine entgiftende Wirkung zugeschrieben wird.
Mit den Blüten lässt sich eine Konfitüre herstellen - in diesem Artikel gibt es das Rezept dazu - und auf Speisen sind die goldgelben Blüten als essbare Dekoration eine Augenweide.
Aus den geschlossenen Blütenknospen schliesslich kann man Löwenzahn-Kapern herstellen. Von den Blättern eignen sich die ganz jungen im Frühjahr, denn sie sind noch zart und nicht so bitter. Als Zugabe in Wildkräuter-, Blatt- oder Kartoffelsalaten sind die Blätter eine wertvolle Bereicherung.
Die Wurzel, die bis zu einem Meter tief werden kann, hat es ebenfalls in sich: Sie weist grosse Mengen an Kohlenhydraten, verschiedenen Vitaminen und vor allem Kalium auf. Sie kann während der Wintermonate getrocknet in Teezubereitungen oder gemahlen und gefiltert als verdauungsfördernder Kaffee verwendet werden. Die richtige Zeit für die Wurzelernte ist übrigens das zeitige Frühjahr oder dann der Spätherbst. Dann haben sie die grösste Heilkraft.
3. Grosse Brennessel- Urtica dioica
Der Name Urtica dioica sagt schon alles, er ist vom lateinischen Verb urere abgeleitet, was «brennen» heisst. Das ist sicher der Hauptgrund, warum die Brennnessel oft ausgerissen wird und höchstens in einem Hühner- oder Hinterhof ihr Dasein fristen darf. Dabei ist die Brennnessel eine sehr wertvolle Pflanze.
Die Alleskönnerin
Kräuterpfarrer Johann Künzle fasste es so zusammen: «Die Brennnessel ist heilsam, nahrhaft und kräftigend in all ihren Teilen: Wurzel, Stängel, Blatt und Blüte.» Maria Treben (1907-1991), die Kräuterkundige aus Österreich, empfahl mit den jungen Pflanzen im Frühling eine vierwöchige Trinkkur. Der Tee, von dem man täglich drei Tassen trinken sollte, wirkt aufgrund der Flavonoide und des hohen Kaliumgehalts harntreibend. Dadurch, dass die «Abfallstoffe» tüchtig ausgeschwemmt werden, können die Nieren ihre wichtige Funktion der Entgiftung wieder besser wahrnehmen.
Beeindruckend ist auch ihr Gehalt an Eisen, nämlich pro 100 Gramm 4,1 Milligramm Eisen. Somit ist die Brennnessel eine hervorragende Eisenquelle, wobei die Aufnahme des Eisens noch durch das ebenfalls reichlich vorhandene Vitamin C begünstigt wird. Zudem enthält die Pflanze auch Magnesium, Kalzium und Beta-Carotin.
Als «Aufputschmittel» im Kampf gegen die Frühlingsmüdigkeit und zur Entschlackung bietet sie sich in der Küche für eine schmackhafte Suppe aus den jungen Triebspitzen an. Keine Bange: In getrockneter oder gekochter Form verlieren die Brennhaare ihre Wirkung.
Die Brennnessel im Garten
Auch im Garten leistet sie uns in Form von Brennnesseljauche wertvolle Dienste. Mit ihr lassen sich die Pflanzen düngen und stärken und Schadinsekten wie die Möhrenfliege und der Kohlweissling abwehren. Gleichzeitig hat sie auch eine grosse Bedeutung für die Tierwelt: Stolze 107 Tierarten leben von ihr. So ist sie Raupen-Futterpflanze für einige der schönsten Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs.
4. Bärlauch - Allium ursinum
Man findet diese würzige Wildpflanze im zeitigen Frühjahr an Waldrändern, oder auf feuchten Lichtungen, wo sie sich wie ein Teppich ausbreitet.
Vier verschiedene Inhaltsstoffe machen den Bärlauch zum Superkraut.
- Die schwefelhaltigen ätherischen Öle, welche die Blutgefässe positiv beeinflussen und damit zahlreichen Erkrankungen vorbeugen.
- Die enthaltenen Senfölglykoside wiederum regen die Verdauung und den Stoffwechsel an.
- Der hohe Gehalt an Eisen ist blutbildend.
- Das Vitamin C ist hilfreich gegen Frühjahrsmüdigkeit.
Bereits der Kräuterpfarrer Johann Künzle (1857 – 1945) schwärmte von der Pflanze: «Der Bärlauch reinigt den ganzen Leib, treibt kranke, verstockte Stoffe aus, macht gesundes Blut, vertreibt und tötet giftige Stoffe. Kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut.»
Richtige Ernte
All diese Eigenschaften entwickelt der Bärlauch jedoch nur in seinem frischen Zustand. Wird er getrocknet, verliert er einen Grossteil seiner Wirkung. Wichtig ist auch, dass die Blätter vor der Blüte gesammelt werden. Danach verlieren sie den guten Geschmack. Jedoch sind dann die Knospen, die Blüten und zum Schluss auch die Samenstände vielfältig verwendbar. Um Verwechslungen mit einem seiner giftigen Doppelgänger, dem Maiglöckchen, der Herbstzeitlose oder dem Aronstab vorzubeugen, zerreibt man am besten die Blätter zwischen den Fingern. Nur wenn sie stark nach Knoblauch riechen, handelt es sich auch wirklich um Bärlauch.
Bärlauch schmeckt sehr aromatisch. Man verwendet ihn fein gehackt auf dem Salat oder im Quark zu Kartoffeln, in Saucen, und als Pesto oder Kräuterbutter.
5. Spitzwegerich - Plantago lanceolata
Mit seinen lanzenartigen Blättern die ihm den Namen Plantago lanceolata einbrachten, ist der Spitzwegerich auch für Kräuter-Anfänger leicht an Wegrändern und in Wiesen erkennbar. Die eher unscheinbare Pflanze hat es in sich, denn sie steckt voller Heilkräfte und delikater Geschmacksstoffe.
Hilft gegen Husten
In Österreich nennt man den Spitzwegerich nicht ohne Grund «Lungenblattl». Untersuchungen haben bestätigt, dass die Schleimstoffe des Wegerichs in den angegriffenen Atemwegsorganen eine Schutzschicht bilden und so erwiesenermassen bei Husten oder Bronchitis helfen. Warum also nicht selber einen Spitzwegerichsirup herstellen? Damit hätte man bei Husten und Bronchitis stets ein reizmilderndes und entzündungshemmendes Mittel im Haus.
Da er kaum mit anderen Pflanzen verwechselt werden kann, ist der Spitzwegerich bestens dazu geeignet, die Kinder mit den Heilkräften der Pflanzen vertraut zu machen. Man kann ihnen zeigen, dass sie bei kleinen Verletzungen oder Insektenstichen einfach ein Spitzwegerichblatt zerreiben und auf die verletzte Stelle legen können. Seine antiseptische, Pilze und Bakterien abwehrende Wirkung wird bald Linderung verschaffen.
Der Spitzwegerich ist auch essbar
In den Nachkriegszeiten wurde der Spitzwegerich als günstiger Salatersatz gegessen. Heute feiert er in der Küche mit seinem angenehmen, steinpilzähnlichen Geschmack ein Comeback. Er kann geschnitten in Salate gemischt, in Suppen oder als köstliches Pesto verwendet werden. Auch in Wildkräuter-Smoothies ist er ein wertvoller Bestandteil, da er die Verdauung reguliert.
Der Spitzwegerich wird aber nicht nur von den Menschen geschätzt, er ist auch eine wichtige Raupenfutterpflanze, so zum Beispiel für gefährdete Schmetterlingsarten wie die Scheckenfalter.