Der Start in seine erste National-League-Saison ist Sven Bärtschi nicht ideal gelungen. Offensiv lief es dem erfahrenen NHL-Rückkehrer beim SC Bern noch nicht wie gewünscht. Zu den Siegen gegen Rapperswil-Jona und Kloten konnte er keine Punkte beitragen, immerhin gelang ihm am Dienstag bei der 2:3-Niederlage nach Verlängerung bei Ajoie mit einem Assist zum 1:0 der erste Skorerpunkt im sechsten Spiel.
Aus der Ruhe bringen lässt sich der bald 30-Jährige aber nicht mehr. Dafür hat er in Nordamerika zu viel erlebt.
Panikattacken und Depressionen
24. Oktober 2018. Es ist ein einschneidender Tag im Leben von Bärtschi, damals bei den Vancouver Canucks tätig. Er zieht sich im Spiel gegen die Vegas Golden Knights zum «vierten oder fünften Mal» eine Hirnerschütterung zu. Ende Dezember gibt er sein Comeback, doch Anfang Februar erleidet er einen Rückfall. Seine nächste Partie bestreitet er am 24. März.
«Es ist mir emotional und mental gar nicht gut gegangen», blickt Bärtschi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zurück. Er hat Panikattacken, leidet an Depressionen, nimmt Hilfe eines Psychologen in Anspruch. «Ich musste mir Zeit geben, das hat mir vielleicht in der darauffolgenden Saison den Platz im Team gekostet.»
Jedenfalls erhielt er nach einer guten Vorbereitung auf der Heimfahrt nach einem Barbecue beim Besitzer einen Anruf, dass er am nächsten Morgen ein Meeting beim General Manager habe. Natürlich wusste er, was das bedeutet. Darauf rief er erzürnt den Trainer an, der zuvor auch dabei gewesen war, und drückte seinen Unmut aus.
Die Vancouver Canucks verloren die Geduld mit ihm und steckten ihn in die Schublade ‹Weichling›.
Dermassen respektlos wurde mit Bärtschi umgegangen, nachdem er zuvor in 288 Partien für die Canucks 66 Tore und 70 Assists erzielt hatte. Sein Manager André Rufener sieht es so: «Seine Situation wurde mit der Zeit vom Management nicht mehr respektiert. Dieses verlor die Geduld mit ihm und steckte ihn in die Schublade ‹Weichling›.» Aus dieser Schublade kam er nicht mehr heraus. In den letzten beiden Vertragsjahren bei Vancouver bestritt Bärtschi noch sechs NHL-Partien (zwei Assists).
Dennoch war für ihn die Zeit für die Rückkehr in die Schweiz noch nicht reif. Aus diesem Grund nahm er den Vertrag über eine Saison bei den Vegas Golden Knights an – auch, weil deren Farmteam Henderson Silver Knights in der Nähe beheimatet ist, denn vom ständigen Hin und Her in den Jahren zuvor hatte er genug.
Zwar wurde er zeitweise in die NHL beordert, er kam allerdings nur einmal bei den Golden Knights zum Einsatz. «Heutzutage werden junge Spieler geholt, das ist die Realität», sagt Bärtschi. «Es ist schwierig, lange in der Liga zu bleiben.»
SCB-Wunsch wird erfüllt
Mitte der vergangenen Saison rief er Rufener an mit dem Ziel, beim SC Bern zu unterschreiben, was dann auch klappte. «Ich habe hier als kleiner Bub Spiele geschaut», begründet Bärtschi heute.
Der am 5. Oktober 30 Jahre alt werdende Langenthaler bestreitet nun seine erste Saison in der höchsten Schweizer Liga, da es ihn bereits 2010 nach Nordamerika gezogen hatte. Bislang hat der Routinier in der Schweizer Liga noch Luft nach oben. Die nächste Chance, sich zu beweisen, bietet sich am Freitag zuhause gegen Lausanne.