Nati-Co-Trainer Giorgio Contini warnte seinen ehemaligen Schützling vor. Per SMS schrieb er Miro Muheim, den er einst bei St. Gallen trainierte: «Bist du erreichbar?» Dieser roch den Braten sofort. «Man weiss natürlich, um was es gehen könnte», meint der 26-Jährige verschmitzt grinsend. Trotzdem sei sein erstes Aufgebot für die Nationalmannschaft, das ihm Contini telefonisch mitteilte, «ziemlich aus dem Nichts» gekommen.
Dabei hat Muheim einiges vorzuweisen. Aktuell spielt er beim deutschen Traditionsverein Hamburger SV auf der linken Abwehrseite, ist unbestrittener Stammspieler, Leistungsträger und in dieser Saison in der 2. Bundesliga bereits siebenfacher Assistgeber. «Ich habe einen guten linken Fuss», urteilt er selber.
Bald 20. «Yakin-Neuling»?
Zu Muheims Nati-Aufgebot beigetragen haben sicher auch die aktuellen Personalsorgen in der Abwehr, ein ganzes Quartett fehlt Trainer Murat Yakin für die anstehenden zwei Nations-League-Duelle verletzt. «Ich habe keine Erwartungen», sagt der Neuling selber. Seine Chancen stehen aber gut, der 20. Debütant unter Yakin zu werden – auf der linken Seite dürfte er sich mit Ulisses Garcia um Einsatzminuten balgen.
Dass er erst jetzt in sein erstes Nati-Camp einrücken darf, sieht Muheim auch als Vorteil. «Es macht einen Unterschied, ob man mit 26 oder 19 Jahren hierher kommt. Ich habe bereits meine Erfahrungen gemacht.» Und die sind vielfältig.
Beim FCZ, seinem «Herzensverein», durchlief der gebürtige Urner die Junioren, ehe es ihn bereits mit 16 Jahren ins Ausland zog. Bei Chelsea konnte er von ein paar ganz grossen Namen lernen und früh schon internationale Luft schnuppern. «Es war nicht einfach, so früh ins Ausland zu ziehen. Aber es war eine aufregende Zeit», blickt er heute zurück.
Ende der langen Wartezeit?
Nach einer kurzen Leihe zurück zum FCZ ging es weiter in die Ostschweiz. Für St. Gallen absolvierte der Linksfuss 66 Partien, ehe er vom HSV abgeworben wurde. In der norddeutschen Stadt an der Elbe ist Muheim seit 2021 tätig.
Sein Ziel ist deckungsgleich mit jenem, das der ehemalige Bundesliga-Dino seit 2018 hegt: aufsteigen. «Ich möchte mit dem HSV die Bundesliga entdecken.» Sein Arbeitspapier wurde im Frühling vorzeitig bis 2027 verlängert.