Was wäre im Wankdorf ohne die Corona-Pandemie losgewesen, als nach dem Heimspiel gegen Lugano der Schlusspfiff ertönte. Die Fans hätten wohl den Rasen gestürmt, um zusammen mit ihren Meister-Helden zu feiern.
So aber mussten die Young Boys alleine feiern. Die obligaten Meister-Shirts mit einer prominent aufgedruckten «15» durften ebenso wenig fehlen wie ein grosses Banner, welches über der leeren Haupttribüne aufgespannt wurde.
Und was sagen die YB-Spieler nun zum 4. Meistertitel in Folge? «Das Einordnen ist schwierig. Es fehlt alles rundherum», nannte Christian Fassnacht das Kind beim Namen. «Wenn da Fans wären, wäre es schon spezieller. Für mich persönlich ist es der Titel, der am wenigsten speziell ist.»
Seoanes Dank an die Klubführung
Während Fassnacht in Sachen Feierlichkeiten noch etwas warmlaufen musste, waren andere gefühlsmässig überwältigt. Sandro Lauper etwa sprach von einem «extrem emotionalen» Moment. Der Mittelfeldspieler hatte wegen zwei Kreuzbandrissen fast zwei Jahre kein Spiel absolviert und in dieser Saison sein Comeback gegeben. Wie viel ihm der Titelgewinn bedeutet, zeigten seine Tränen.
Etwas abgeklärter zeigte sich YB-Trainer Gerardo Seoane, der nach seinem dritten Triumph mit den Bernern hintereinander von einer «grossen Familie» sprach. «Das Jahr hat fantastische Geschichten geschrieben», fasste der Luzerner zusammen.
Seoane meinte damit natürlich einerseits den Meistertitel. Andererseits aber auch den Hintergrund jedes einzelnen. Sei es das Comeback von Lauper, oder Fabian Rieder, der sich nun Schweizer Meister nennen darf, ohne in der Super League je vor Zuschauern gespielt zu haben. Oder Ersatztorhüter Guillaume Faivre, der mit 34 Jahren seinen ersten Meistertitel bejubeln darf.
«Wir sind eine eingeschworene Truppe, da gehen einem die Gefühle der Mitmenschen nahe», so Seoane. Gleichzeitig erinnerte er im Moment des grossen Triumphs auch an Rückschläge, wie das klare Verpassen der Champions League oder das frühzeitige Out im Schweizer Cup.
«Dass wir trotzdem mit so grossem Vorsprung Meister werden, ist auch ein Zeichen dafür, dass im Klub vieles stimmt», bedankte sich Seoane bei allen Beteiligten.
Malle-Songs und Bier in der Kabine
Während unmittelbar nach dem Schlusspfiff noch Wasser und isotonische Getränke aus den Bidons flossen, dürfte nun in den Katakomben des Wankdorf das eine oder andere Bier getrunken werden. Cédric Zesiger freute sich jedenfalls bereits auf das erste Bier. Und Michel Aebischer hat in den vergangenen Jahren gelernt, wie man feiert: «Mit Songs, die auch auf Malle laufen könnten.»