Die Partie der 11. Runde in Sion am Samstagabend gerät beinahe zur Nebensache. Denn beim FC Luzern brodelts derzeit gewaltig. Grund dafür sind nicht die Leistungen des Teams auf dem Platz, sondern die Aussagen von Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg vor 2 Wochen. Sein Rundumschlag gegen die sportliche Führung und sein Vorhaben lösten ein kleineres Erdbeben aus. Die Situation in der Innerschweiz spitzt sich zu. Wir rollen auf.
Was bisher geschah
Anfangs Oktober griff Alpstaeg in einem Interview mit dem SonntagsBlick die Führung des FC Luzern um Präsident Stefan Wolf und Sportchef Remo Meyer frontal an. «Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden. Sie müssen lernen, zu arbeiten», sagte er. Der 77-Jährige liess klar durchblicken, dass er sich einen Abgang von Wolf und Meyer wünscht.
Der FCL reagierte umgehend mit einer Stellungnahme und machte deutlich, dass man sich nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen wolle. «Weder durch mutwillige Falschaussagen, die in den Medien derzeit systematisch gestreut werden, noch durch Störmanöver oder unnötige Machtkämpfe, die gerade in Luzern und in der Innerschweiz der Vergangenheit angehören sollten», hiess es.
2 Generalversammlungen an einem Tag
Am 3. November kommt es zum Showdown. Einerseits steht dann die ordentliche Generalversammlung der FCL Innerschweiz AG auf dem Programm. Diese könnte allerdings zu Farce verkommen, denn gleichentags kommt es etwas später zu einer ausserordentlichen GV der FCL Holding AG. Dort ist Alpstaeg mit 52 Prozent der Mehrheitsaktionär.
Was Alpstaeg vorhat
Klar scheint: Alpstaeg will den gesamten Verwaltungsrat weg haben. Der VR der FCL Innerschweiz AG und der FCL Holding AG besteht aus den gleichen Personen (Wolf, Josef Bieri, Bruno Affentranger, Laurent Prince, Ursula Engelberger-Keller). Ein Traktandum der ausserordentlichen GV der Holding heisst «Abberufung des Verwaltungsrats».
Danach soll die Wahl eines neuen VR folgen. Pikant: Dieser könnte aus nur einer Person bestehen – Alpstaeg. Die Tage von Wolf, Meyer & Co. wären gezählt, Alpstaeg hätte freie Hand und könnte eine neue FCL-Führung nach seinem Gusto installieren.
Alles in trockenen Tüchern?
Der Weg könnte für Alpstaeg allerdings noch steinig und womöglich ein Fall für die Richter werden. Denn laut der Luzerner Zeitung existiert ein Aktionärsbindungsvertrag, der für einen Interessensausgleich zwischen Mehrheits- und Minderheitsaktionär sorgen und Streitigkeiten unter diesen verhindern soll.
Ein Experte äussert sich in der Zeitung aber auch wie folgt: «Wenn kein Aktionärsbindungsvertrag vorliegt, kann der Mehrheitsaktionär erstens jederzeit diese Generalversammlung einberufen und zweitens jederzeit den Verwaltungsrat abwählen [...]. Ohne entsprechende Klauseln im Aktionärsbindungsvertrag ist es für Herrn Alpstaeg möglich, den aktuellen Verwaltungsrat abzuwählen.»
Widerstand der Fans
Überhaupt keine Freude am Alleingang von Alpstaeg haben die Fans des FCL, die klar hinter der aktuellen Führung stehen. Sie wollen an der GV Präsenz zeigen und Widerstand leisten. Ihren Unmut gegenüber Alpstaeg haben sie bereits mit Spruchbändern im und vor dem Stadion kundgetan.
Wie weiter?
Ruhe wird beim FCL so schnell nicht einkehren. Und schon gar nicht, sollte es am 3. November tatsächlich zum grossen Knall kommen. In verschiedenen Medien kursieren schon Gerüchte, wie die neue Führung im Falle einer One-Man-Show von Alpstaeg aussehen könnte, spruchreif ist allerdings noch nichts. Trotzdem: Dass aus dem FCL bald ein «FC Alpstaeg» werden könnte, scheint realistischer als je zuvor.