- Sarah Höfflin hat an der Freestyle-WM im Engadin für den 7. Schweizer Medaillengewinn gesorgt. Dabei standen die Vorzeichen für ihren Silber-Coup alles andere als gut.
- Doch die Genfer Freeskierin wird am Corvatsch in der Big-Air-Konkurrenz einzig von Flora Tabanelli (ITA) bezwungen.
- Andri Ragettli kann nicht im gleichen Stil reüssieren. Er verpatzt seine ersten beiden Runs und muss im Final-Feld mit dem 10. und letzten Rang vorliebnehmen.
Bis zum letzten Run und der starken Darbietung von Flora Tabanelli auf dem grossen Kicker in Silvaplana hatte Sarah Höfflin sogar vom Titel träumen dürfen. Die 34-Jährige führte vor dem Showdown – von 3 Runs fliessen 2 in die Wertung ein – das Zwischenklassement an.
Weil aber die Italienerin mit ihren Werten von 87,75 und 89,00 das um 6 Punkte bessere Total aufwies, konnte sie die Schweizerin noch überflügeln. Höfflin setzte nochmals alles daran, um mit ihrem letzten spektakulären Sprung reagieren zu können. Die Landung missglückte indes, weshalb sie kein Skore mehr erhielt.
Doppelt so alt wie die Championne
Entsprechend kam die Romande auf 170,75 Zähler. Mit 90,50 Punkten, der besten Wertung des Abends, hatte sie mit ihrem 1. Run eine solide Basis gelegt zum erstmaligen Gewinn einer WM-Medaille in ihrer Karriere. Olympiagold (2018 im Slopestyle) sowie total 5 Medaillen bei den X-Games hatte sie schon in ihrem Palmarès. Auf Bronze und die spät aufdrehende Finnin Anni Karava wies sie 3 Punkte Vorsprung auf.
Zwei spannende Fakten zu ihrer einzigen Bezwingerin gilt es noch erwähnen:
- Shootingstar Tabanelli ist mit ihren zarten 17 Jahren gerade einmal halb so alt wie Höfflin.
- Im Medaillenspiegel liegen nun beide Nationen mit 4-mal Gold, 1-mal Silber und 2-mal Bronze ex aequo auf dem 2. Rang.
Vor dem Glücksmoment vom Pech verfolgt
Davon, dass Höfflin bei der Heim-WM so fulminant abliefern würde, durfte nicht ausgegangen werden. Denn die 34-Jährige zog sich Anfang Februar in Übersee eine Fersenprellung zu. Sechs lange Wochen musste sie pausieren. Der Wiedereinstieg Mitte März in Tignes verlief mässig (22. Platz im Big Air), weshalb sie mit grosser Ungewissheit an die Titelkämpfe im eigenen Land reiste.
Prompt lief ihr erster Auftritt vor Heim-Kulisse nicht nach Wunsch: In der Sparte Slopestyle hingen für die Genferin als 16. die Trauben für den Final-Einzug zu hoch. Schnee von gestern: Denn 8 Wochen nach dem Zwischenfall in Aspen erklomm die Romande, die im laufenden Winter bei 2 Weltcup-Podest-Klassierungen steht, das WM-Podest.
Ragettli fällt früh aus den Traktanden
Andri Ragettli hatte mit dem Grossanlass in den Bündner Bergen noch eine Rechnung offen, die er aber nicht zu tilgen vermochte. Nach seinem undankbaren 4. Rang in Slopestyle vor 8 Tagen fiel für ihn das Verdikt noch bitterer aus. Der 26-Jährige konnte sein Leistungsvermögen weder mit seinem ersten noch zweiten Versuch abrufen und stürzte doppelt, weshalb für ihn der Wettkampf schon nach zwei Dritteln gelaufen war. Den 10. und letzten Platz wurde er bis zum Schluss nicht mehr los.
Die Nachfolge von Titelverteidiger Troy Podmilsak, der nur Fünfter geworden ist, trat Luca Harrington aus Neuseeland an. Der Showman verzückte mit seinem fesselnden zweiten und dritten Sprung (96,75 und 95,25) das Publikum. Dahinter gingen die weiteren Medaillen an Elias Syrjä (FIN) und Birk Ruud (NOR).