«Der beste Sprung von mir ‹ever›!» So stufte Noé Roth seine famose Leistung im Superfinal der Aerials-Spezialisten ein. Sein Schlussfeuerwerk trug dem Titelverteidiger an der Freestyle-WM die Traumnote von 143,31 Punkten ein. 20 Zähler und weiter dahinter folgte der Rest. Zum Vergleich: Bei seinem Premieren-Gold 2023 in Bakuriani hatte sich Roth zu verhältnismässig tiefen 118,59 Punkten gewirbelt.
Wie ist es möglich, auf den Punkt genau bereit zu sein? Der Zuger kennt im SRF-Interview die exakte Antwort darauf nicht. Allerdings verrät er: «Ich habe schon den ganzen Tag über ein gutes Gefühl gehabt. Es hat einfach alles zusammengepasst, und ja, irgendwie hat es nun geklappt.» In seinen Worten schwang noch reichlich Adrenalin mit.
Nervös ja, nicht aber gehemmt
Die enorme Nervenstärke ist das unverkennbare Markenzeichen des 24-Jährigen. «Ich kann fast immer liefern, wenn es sein muss. Trotzdem aber ist nichts selbstverständlich.» Und auch wenn es cool aussehen mag, er sei oben am Start jeweils schon gehörig angespannt.
Gerade vor Heimpublikum sei der Druck, den er sich nicht zuletzt selbst auferlegt hat, massiv gewesen. «Umso besser» fühle sich der Coup in St. Moritz nun an. Roth lässt nach seinem Meisterwerk nochmals seinen Ehrgeiz und auch seine Ambitionen durchdringen: «Die Chance, Weltmeister im eigenen Land zu werden, hat man einmal im Leben. Diese Ausgangslage machte den Druck erst so riesig.»
Das Erfolgsrezept: Action im Doppelpack
Im gleichen Wettkampf kämpfte sich Teamkollege Pirmin Werner als Dritter aufs Podest. Seine letzte Performance – ein Hurricane (mit zwar fehlerhafter Landung) – sei der Beweis dafür gewesen, dass sich Mut ausbezahle. «Ich habe alles probiert und wusste, dass dieser Sprung risikobehaftet war. Nun bin ich mega stolz und könnte glücklicher nicht sein.»
Hinter ihm liege eine Saison «mit vielen Downs und nur ein paar wenigen Ups». Umso wohltuender ist für den Zürcher Weinländer das Schlussbouquet. Er adelte im Moment seines Triumphs auch die Verdienste von Roth. «So etwas ist definitiv nur als Team möglich. Das haben wir schon in den letzten Jahren bewiesen.» Im Zweiergespann mit Noé würden sie sich beide stets zu Höchstleistungen pushen.
Lieber Draufgänger, als Taktiker
Zusammen mit dem Bronzegewinn aus der Mixed-Konkurrenz, in der auch Debütantin Lina Kozomara hatte überzeugen können, verlässt das Schweizer Aerials-Team die Titelkämpfe im Engadin mit 3 Medaillen. Gemessen am Total ist das nach 30 WM-Entscheidungen ein Drittel der Swiss-Ski-Ausbeute.
Diese Bilanz freut natürlich auch Cheftrainer Michel Roth, Noés Vater. Er schwärmt nochmals vom Schlussfurioso und davon, dass er schon bei Noés Absprung gewusst habe, dass «dieser Sprung sackstark» war. Ihr Anspruch beim Showdown sei es gewesen, mit voller Pulle vorauszugehen. «Keine Frage, wir wollten nicht taktieren.» Für dieses Draufgängertum ist die Equipe entsprechend belohnt worden.