Die meistgenannten Namen im Schweizer Lager sind vor dem Weltcup-Wochenende in Wengen die bekannten: Beat Feuz, der am Samstag am Lauberhorn seine zweitletzte Abfahrt bestreiten wird, und Marco Odermatt, der mit klarem Vorsprung im Gesamtweltcup angereist ist.
Und doch ist es bis jetzt die «zweite Garde», die in Wengen für die Musik sorgt. Stefan Rogentin und Niels Hintermann etwa, die die beiden Trainings für sich entscheiden konnten. Oder mit ein wenig Abstand auch Alexis Monney, der sich im Abschlusstraining am Mittwoch vor Feuz (21.) und Odermatt (30.) als bemerkenswerter 14. einreihte. Und das bei seiner ersten Fahrt auf der Originalstrecke.
Das Lauberhorn ist erst die 10. Abfahrt
«Anstrengend», sei es gewesen, berichtete Monney danach. Er sei zwar noch nicht voll am Limit gefahren, aber doch so, dass er die Beine am Ende der längsten Abfahrt im Skizirkus gespürt habe. «Platz 14 gibt mir Selbstvertrauen, aber es sind viele Fahrer nicht immer in der Hocke-Position gefahren, deshalb wird es im Rennen schwieriger», relativierte er gleich selber.
Der Name Monney dürfte bislang nur den grössten Ski-Fans ein Begriff sein – und dies ist kein Zufall: Der Freiburger ist mit seinen 23 Jahren der drittjüngste Fahrer im Starterfeld der weltbesten Speedcracks. Die Lauberhorn-Abfahrt wird erst seine 10. im Weltcup sein.
Betrachtet man jedoch die noch junge Karriere Monneys, wird rasch klar, welch Juwel im Swiss-Ski-Kader da schlummert:
- 2020 wird Monney mit 20 Jahren in Norwegen Junioren-Weltmeister in der Abfahrt.
- In der letzten Saison hat er erste Auftritte im Weltcup, in seinen letzten 4 Rennen (3 Abfahrten, 1 Super-G) fährt er jeweils in die Punkte.
- Vor einer Woche erreicht er im Europacup-Super-G am Lauberhorn als Zweiter erstmals auf dieser Stufe einen Podestplatz.
Kein Wunder also, hört man auch von höchster Stelle Lob für das Talent. So meinte unlängst Alpin-Direktor Walter Reusser im Blick: «Wenn Alexis gesund bleibt, stellt sich bei ihm nicht die Frage, ob er im Weltcup aufs Podest fährt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er ganz oben stehen wird.»
Motivation statt Druck
Manch ein Fahrer würde ob solcher Aussagen den Druck auf seinen Schultern spüren. Nicht so Monney, der das Lob als Motivation betrachtet, dafür, «dass die Trainer an mich glauben». Sowieso steht für das Talent im Moment noch im Vordergrund, «Spass beim Fahren zu haben. Denn wenn ich ein bestimmtes Resultat zu fest im Kopf habe, bin ich nicht so locker.»
Genau diese Lockerheit soll Monney dabei helfen, dereinst genau so gefragt zu sein wie aktuell Feuz und Odermatt in Wengen. Angefangen hat im übrigen auch dieses Duo «klein»: Wie Monney mit einem Weltmeistertitel bei den Junioren.