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Chemie-Nobelpreis geht an die Proteinforscher David Baker, Demis Hassabis und John M. Jumper
Aus Tagesschau vom 09.10.2024.
Bild: Niklas Elmehed / Nobel Prize Outreach abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.

Stockholm Chemie-Nobelpreis geht an drei Proteinforscher

  • Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht an David Baker, Demis Hassabis und John M. Jumper.
  • Die drei werden für ihre Forschung zur Vorhersage von Proteinstrukturen geehrt.

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr zu einer Hälfte an David Baker (USA), zum anderen Teil an Demis Hassabis und John Jumper, die beide in Grossbritannien arbeiten.

Laut Akademie gelang Baker das fast Unmögliche: die Entwicklung einer völlig neuen Art von Proteinen. Hassabis und Jumper hätten ein KI-Modell entwickelt, um ein Jahrzehnte altes Problem zu lösen: die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen.

Beide Entdeckungen bergen dem Nobelpreis-Komitee zufolge enormes Potenzial: Die Vielfalt des Lebens zeuge von der erstaunlichen Fähigkeit von Proteinen als chemische Werkzeuge.  «Eine der Entdeckungen, die dieses Jahr gewürdigt werden, betrifft die Konstruktion spektakulärer Proteine.

Die andere handelt von der Erfüllung eines 50 Jahre alten Traums: der Vorhersage von Proteinstrukturen aus ihren Aminosäuresequenzen. Beide Entdeckungen eröffnen enorme Möglichkeiten», sagte Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.

Proteine werden für Pharmazeutika und Impfstoffe eingesetzt

Baker, geboren 1962 in Seattle, hatte erstmals 2003 aus Aminosäuren ein neues Protein geschaffen. Seitdem habe seine Arbeitsgruppe viele weitere Proteine produziert, die unter anderem für Pharmazeutika und Impfstoffe eingesetzt würden, hiess es.

Hassabis, geboren 1976 in London, und Jumper, geboren 1985 im US-amerikanischen Little Rock, stellten 2020 das KI-Modell «AlphaFold2» vor, mit dessen Hilfe sich die Strukturen praktisch aller bisher bekannten 200 Millionen Proteine vorhersagen lassen.

KI-Spezialist Jumper

Die KI sei von Menschen in 190 verschiedenen Ländern genutzt worden, schreibt das Nobelkomitee. Das könne etwa bei der Klärung von Antibiotika-Resistenzen helfen oder beim Einsatz von Enzymen zum Abbau von Kunststoffen. 

Hassabis ist der Chef der auf KI spezialisierten Google-Tochterfirma DeepMind. Jumper ist dort Seniorwissenschaftler. Er wurde kürzlich vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Leute in der KI-Welt gezählt.

Letzter Schweizer Nobelpreis vor sieben Jahren

Vor sieben Jahren ging der Preis zuletzt an die Schweiz. Der Waadtländer Biophysiker Jacques Dubochet erhielt gemeinsam mit dem Briten Richard Henderson und dem Deutsch-Amerikaner Joachim Frank den Nobelpreis für die von ihnen entwickelte Kryoelektronenmikroskopie.

Vergabe der Preise nach Alfred Nobels letztem Willen

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Eine Person hält eine Nobelpreis-Medaille in der Hand.
Legende: Die Nobelpreise werden seit 1901 vergeben. Keystone/FERNANDO VERGARA

Die Nobelpreise sollen laut Nobels Testament diejenigen ehren, die der Menschheit in den einzelnen Kategorien im vorangegangenen Jahr den grössten Nutzen erwiesen haben. Sie können dabei an eine Einzelpreisträgerin beziehungsweise einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.

Feierlich überreicht werden alle Nobelpreise traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember. Dotiert sind die Auszeichnungen in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 910'000 Schweizer Franken) pro Kategorie. Teilen sich zwei Personen die Ehrung, wird dieses Preisgeld unter ihnen aufgeteilt.

Audio
Archiv: Alt, männlich und viele Freunde: Wie man Nobelpreisträger wird
12:17 min Bild: Keystone/DANIEL REINHARDT
abspielen. Laufzeit 12 Minuten 17 Sekunden.

SRF 4 News, 09.10.2024, 12 Uhr ; 

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