Zum Inhalt springen

KI-Analyse von Luftbildern Jahrtausende alte Nazca-Zeichnungen im Wüstenboden entdeckt

Sie sind weltberühmt, die riesigen Scharrbilder in Perus Wüste. Nun haben japanische Forscher über 300 weitere gefunden – mit teils unheimlichen Motiven.

Im Gegensatz zu den bekannten Nazca-Scharrbildern zeigen die neu entdeckten Figuren weniger geometrische Muster und Wildtiere, dafür mehr menschenartige Wesen und Nutztiere wie etwa Lamas. Mehrere Motive weisen auf Menschenopfer hin, so etwa abgetrennte Köpfe oder Killerwale beziehungsweise Orcas mit einem Messer in der Vorderflosse. Noch deutlichere Hinweise für Menschenopfer gibt es auch in der Nazca-Keramik.

Als die Scharrbilder entstanden, also vor über 2000 Jahren, galten Orcas wohl als Wesen, die Menschenopfer vollstrecken, sagt Archäologe Masato Sakai dem britischen Magazin «New Scientist». Doch das ist Spekulation. Sicher ist: Die neu entdeckten Scharrbilder – auch Geoglyphen genannt – sind etwa neun Meter gross und damit deutlich kleiner als die riesigen Nazca-Figuren, die man nur aus der Luft überhaupt erkennen kann.

Diese kleineren Figuren sind auch etwas älter als die meisten Figuren und geometrischen Muster, die die Menschen der untergegangenen indigenen Nazca-Kultur (3. Jahrhundert v. Chr. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) schufen. Und sie sind nicht in der Ebene, sondern an Hängen platziert – sodass man sie vom Boden aus sieht. Sie könnten Einzelpersonen und kleineren Menschengruppen zu rituellen Zwecken gedient haben, vermuten die japanischen und US-Wissenschaftler im Forschungsmagazin PNAS , während die grossen Darstellungen vielleicht eher im Zentrum von gemeinschaftsweiten Ritualen standen.

Aufgespürt haben die Forscher die Geoglyphen mit Hilfe einer KI, die sie aufs Erkennen von Nazca-Figuren auf Luftbildern trainiert und deren Vorschläge überprüft hatten. So sei es möglich geworden, innerhalb kurzer Zeit 303 neue Scharrbilder zu finden, schreiben sie. Damit verdopple sich die Anzahl aller bekannten Nazca-Figuren beinahe.

Die übrigen rund 400 Nazca-Figuren wurden innerhalb der letzten hundert Jahre entdeckt. Die aus der Erde gescharrten Figuren sowie geometrischen Linienmuster in der peruanischen Wüste gehören zum UNESCO-Welterbe. Warum die Menschen sie einst schufen, bleibt bis heute ihr Geheimnis.

Radio SRF 2, 04.10.2024, 17:10 Uhr

Meistgelesene Artikel