Yoga bietet dank der Meditation eine einzigartige Verbindung von Körper und Geist – eine Kombination, die kaum eine andere Bewegungsform schafft. Doch: «Für den Bewegungsappart kann Yoga manchmal zur Gratwanderung werden», sagt die diplomierte Physiotherapeutin Brigitte Marthaler. Trotzdem werden beim Yoga Kraft, Stabilität, das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung trainiert, so die Physiotherapeutin.
Achtung vor Überstreckungen
Die grösste Gefahr sieht die diplomierte Physiotherapeutin bei den Überstreckungen. «Wir kennen das von unseren Knien, die wir gewissermassen nach hinten strecken können – das wäre eine Überstreckung.» Eine korrekte Streckung im Yoga geht aber nur bis ganz kurz vor die Überstreckung. Dies betrifft den Rumpf, die Beine, aber auch die Arme.
Kein Nacheifern
«Wichtig ist, dass man als normal beweglicher Mensch, den manchmal überdurchschnittlich beweglichen jungen Yogalehrerinnen nicht nacheifert», sagt Marthaler. Es sei wichtig, dabei auf sich selbst und den eigenen Körper zu hören. Was bei einem jungen Yogalehrer einfach aussieht, kann bei älteren Semestern zu empfindlichen Verletzungen führen. Gerade wer den ausnehmend beweglichen Yogainstruktorinnen nacheifern will, riskiert schnell eine Überdehnung.
Aufgabe der Yogainstruierenden
Für Marthaler ist es deshalb wichtig, dass Praktizierende ihre eigenen Grenzen kennen und diese auch kommunizieren. «Wer mit der Position «herabschauender Hund» Mühe hat, soll dieses Asana ruhig auslassen dürfen.»
Hier sei es wichtig, dass auch Yogalehrerinnen und Yogalehrer ihre Schülerinnen und Schüler explizit darauf aufmerksam machen, dass man auf Asanas, welche einem nicht guttun, verzichten darf.
Yogainstruktorinnen und -instruktoren sollen die Praktizierenden immer wieder ermuntern, sich zu melden, wenn eine Figur zu anstrengend oder nicht praktikabel für sie sei. Und: Sie sollten ihren Kursteilnehmenden auch Hilfsmittel wie Kissen, Yogablöcke, Gurte und Decken zur Verfügung stellen.
Mehr Verletzungen als angenommen
Studien haben gezeigt, dass besonders Hände, Handgelenke, Arme und Schultern beim Yoga am verletzungsanfälligsten sind. «Hier kann es helfen, sich mit der Faust, statt mit der Hand abzustützen», sagt die Physiotherapeutin.
Die Studie der Universität Sydney hat gezeigt, dass die Verletzungsgefahr oder das Risiko für Schmerzen nach dem Yoga laut den Studienautoren im Durchschnitt gleich hoch ist wie bei anderen Sportarten. Allerdings ist die Häufigkeit für Verletzungen beim Yoga zehnmal häufiger als bisher vermutet.
Der Lotossitz ist nicht immer bequem
Gerade Anfängerinnen, aber auch weniger bewegliche ältere Kursteilnehmende sollten den Lotossitz vermeiden. Diese spezielle Sitzhaltung, die auf Buddha zurückgeht, ist nicht für jeden geeignet.
«Auf meinen Reisen durch Indien habe ich aber immer wieder Buddhafiguren gesehen, die auf einem Stein sitzen», sagt Marthaler. «Deshalb empfehle ich Yogapraktizierenden, welche Mühe mit den Knien oder den Hüften haben, auf einem Yogakissen oder einem Schemel zu sitzen.» So können sie Yoga und die anschliessende Meditation entspannt geniessen. Om!