«Das ist meine Lieblingsmaschine», sagt der Ingenieur Martin Dressler. «Es ist eine sehr schöne Maschine.» Gemeint ist die sogenannte «Wehner/Schulze» beim Institut für Materialprüfung IMP in der Nähe von Olten. Die Maschine dient zur Prüfung von Asphaltbelägen. In einem massiv gebauten Kasten aus Stahl wird ein Stück Strassenbelag eingespannt. Über dem Prüfstück rotiert eine Scheibe mit vier Gummiklötzen.
Wie verschleisst eine Fahrbahn im Laufe der Jahre?
«Die Maschine simuliert das Bremsen mit einem Gummireifen auf der Fahrbahn. Und sie simuliert auch viele, viele Jahre», erklärt Dressler. Immer und immer wieder gehen die «Bremsklötze» auf den Asphalt nieder. Stundenlang. Tagelang. Das Stück Strasse wird damit gnadenlos runterpoliert. «Bis dann der sogenannte Reibungswert so niedrig wird, dass die Strasse einfach nicht mehr sicher wäre.»
Die Abriebfestigkeit ist nur ein Faktor, der interessiert. Für weitere Faktoren wie die Bruchfestigkeit gibt es andere Prüfverfahren. Letztlich geht es darum: Man vergleicht neue Materialien mit solchen, deren Eigenschaften und Alterungsprozesse man bereits kennt. So zieht man Schlüsse auf die erwartbare Lebensdauer.
Langlebigkeit als Voraussetzung für eine gute Öko-Bilanz
Die Frage nach der Langlebigkeit sei entscheidend, erklärt der Materialforscher Ueli Angst von der ETH Zürich. «Je schneller und je mehr CO₂ wir reduzieren, desto besser. Dennoch ist es ein Problem, wenn wir heute Baustoffe einsetzen, die zwar CO₂ binden, aber vielleicht später zu Schäden führen.»
Jede Reparatur bedeutet wiederum neue CO₂-Emissionen. Das gilt erst recht für Neubauten. Es droht also auf die Dauer eine Nullrunde.
Tests im Labor und in der Praxis
Nicht nur im Labor wird mit «grünen» Baustoffen getestet und geforscht. Es gibt bereits einige Praxistests. Zum Beispiel wurde letzten Herbst im Kanton Baselland ein Stück Kantonsstrasse als Teststrecke gebaut. Der Asphalt enthält Pflanzenkohle.
Wir können CO2 verhindern, indem wir Kohlenstoff im Asphalt fixieren.
Roland Christen ist an diesem Projekt beteiligt. Der Dozent an der Baufachschule Sursee und Infrastrukturberater ist geradezu enthusiastisch. «Wir können CO₂ verhindern, indem wir Kohlenstoff im Asphalt fixieren.» Doch das sei nicht alles. Seiner Erfahrung nach habe der Kohlenstoff sogar einen positiven Effekt auf die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Strassenbelages.
Es herrscht also eine gewisse Aufbruchsstimmung in der Baubranche. Das ist grundsätzlich etwas Gutes, findet auch der ETH-Forscher Ueli Christen. Doch es fehle derzeit noch an Erfahrung und an Forschung. «Es gibt viele Fragen, die man unbedingt beantworten muss, und zwar bald. Es ist wohl so, dass bisher die Prioritäten in der Forschung nicht immer die richtigen waren.»
Es geht um Fragen, wie: Welche bildgebenden Verfahren können nützlich sein? Welche Rechenmodelle, auch mithilfe von KI ermöglichen zuverlässige Prognosen über die Lebensdauer von Asphalt, Beton und Co? Es gibt also noch viel zu forschen und zu tüfteln, bis aus unser aller Bautätigkeit erst eine CO₂-Nullrunde und vielleicht sogar eine CO₂-Sparrunde werden könnte.