Franz Perrez hat in Ägypten alles gegeben – körperlich und verbal. Der Chefverhandler der Schweizer Delegation gilt als einer, der immer in Bewegung ist. Er läuft in schnellen Schritten von Termin zu Termin, kommt nur selten zur Ruhe. Selbst wenn er sitzt, verhandelt, organisiert oder Verhandlungstexte bespricht, wirkt er getrieben.
«Das Wichtigste in Verhandlungen ist eine persönliche Beziehung, auch zu Partnern, die nicht die gleiche Meinung haben. Vieles geht über Vertrauen.» Dann könne man mit der anderen Partei auch eine Lösung finden, die an der ursprünglichen Position kratzt, so der 55-Jährige. Seit 12 Jahren ist Franz Perrez bereits auf dem internationalen Parkett unterwegs.
Schweizer Delegation gestaltet mit
Wie bei anderen Klimakonferenzen, sind in Sharm-el-Sheikh nicht nur grosse Namen, sondern auch kleinere Länder vertreten.Schlüsselrolle bei solchen Konferenzen spielen die Unterhändler, wie der Schweizer Jurist Perrez, die gemeinsam Verträge ausarbeiten und Verbindlichkeiten schaffen wollen – jedes Land in seinem Sinne. Selbstverständlich will auch die kleine Schweizer Delegation mitgestalten.
«Mein Bedürfnis ist nicht, von den anderen geliebt zu werden. Das Ziel muss sein, respektiert zu werden», so Perrez. Und das wird er. Perrez ist immer freundlich, vertritt seine Position aber nicht mit Nettigkeiten. «Man darf keine Angst haben, anzuecken.» Auch zu Ländern mit stark abweichenden Meinungen pflegt er gute Kontakte. Immer wieder schafft er es, Vertrauen zu vermitteln und dadurch eine Einigung voranzutreiben.
Wir haben Druck aufgebaut. Deshalb wird auch über das 1.5 Grad-Ziel gesprochen.
Das Wichtigste dieser Tage für die Schweiz, und so auch Perrez, ist, das 1,5 Grad-Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Viele Länder würden es lieber begraben, weil es unrealistisch sei und es von ihnen griffige Klimaschutzmassnahmen abverlangt: «Es ist uns gelungen, dass man hier nicht nur über andere Themen spricht, sondern auch über das 1,5 Grad-Ziel. Wir haben Druck aufgebaut.»
In Ägypten wurde die Klima-Schadensersatzzahlung zum grossen Thema gemacht. Ein Ausgleichs-Fonds für die vom Klimawandel betroffenen Länder ist im Gespräch. Diesen lehnt Perrez nicht ab. Doch es bestehe das Risiko, dass der Fokus auf einen neuen Geldtopf die Bemühungen der Staaten in die falsche Richtung lenke und dadurch hinderlich für Verhandlungen sei.
Sorgen um das gemeinsame Klimaziel
Seine langjährige Erfahrung und sein Bauchgefühl sagen ihm, dass es in diesem Jahr nicht gut läuft:«Ich mache mir sehr grosse Sorgen, dass wir am Ende der Konferenz entweder kein Ergebnis, oder ein unzureichendes haben werden.»
«Denn wenn ein paar Länder mit den grössten Emissionen nicht bereit sind, sich zu engagieren, werden wir das 1,5 Grad Ziel nicht erreichen können», so der Umweltbotschafter.
Wenn die Länder, die zu den reichsten gehören, nicht bereit sind, die Ärmsten in ihrem Engagement gegen den Klimawandel zu unterstützen, werden wir keine befriedigende Lösung finden.
Doch das ist nicht das einzige Problem: Das Ziel, jährlich 100 Milliarden Dollar zur Finanzierung des ökologischen Wandels in den ärmsten Ländern bereitzustellen, könnte auch scheitern. «Wenn die Länder, die zu den reichsten gehören, nicht bereit sind, die Ärmsten in ihrem Engagement gegen den Klimawandel zu unterstützen, werden wir keine befriedigende Lösung finden.» Dagegen können auch Franz Perrez vertrauensvolle Verhandlungskünste nicht ankommen.