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Wenn’s brennt Gefahr von Waldbränden in der Schweiz nimmt zu

Weltweit nehmen Waldbrände zu. Auch in der Schweiz dürfte das Risiko steigen. Wo es heute am häufigsten brennt, und wie sich die Schweiz auf die Zukunft vorbereitet. SRF-Wissenschaftsredaktorin Felicitas Erzinger erläutert die wichtigsten Fragen.

Felicitas Erzinger

Wissenschaftsredaktorin

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Felicitas Erzinger arbeitet seit 2022 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Sie hat Umweltwissenschaften studiert und einen Doktortitel in Biologie.

Werden Waldbrände in Zukunft häufiger?

Das sei zu erwarten, sagt Boris Pezzatti, der an der WSL in Cadenazzo Waldbrände erforscht. Ein Vorgeschmack seien die trockenen Jahre 2003, 2015, 2018 und 2022 gewesen. Da brannte es vor allem im Mittelland und in den Voralpen deutlich mehr als sonst.

Wie extrem wird die Zukunft?

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Im Rahmen eines 6-jährigen Forschungsprogramms untersuchte die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Extremereignisse wie Trockenheit, Hitzewellen oder Überschwemmungen, ihre Auswirkungen und Lösungsansätze für die Zukunft.

Unter anderem entstand die Webapp Extremes, die aufzeigt, wie die Zukunft in der Schweiz aussehen könnte – wissenschaftlich fundiert aber mit einer Prise Humor. Hier etwa für Waldbrände.

Da sommerliche Trockenheit und Hitzewellen in Zukunft zunehmen werden, steige auch die Gefahr von Waldbränden zu dieser Jahreszeit. So dürfte es auch mehr Brände geben, insbesondere solche, die durch einen Blitzschlag ausgelöst werden.

Wie häufig brennt es in der Schweiz heute?

Im Schnitt etwa 120-mal pro Jahr. Dabei brennt es interessanterweise im Winterhalbjahr etwa gleich oft wie im Sommerhalbjahr. Der Spitzenreiter der letzten 25 Jahre war der Hitzesommer 2003, da gab es 309 Waldbrände.

Wo brennt es am meisten?

Waldbrände sind grundsätzlich in der ganzen Schweiz zu beobachten. Betrachtet man aber die Fläche der Brände und nicht die Anzahl, zeigt sich folgendes Bild: Die Alpennordseite – Mittelland, Jura und Voralpen – sind dann praktisch nicht betroffen.

Die Brände konzentrieren sich auf die Alpensüdseite und in kleinerem Rahmen auch auf das Wallis und Graubünden. Das habe vor allem damit zu tun, dass es auf der Alpensüdseite mehr durchgängige Wälder gebe, sagt der Waldbrandforscher Boris Pezzatti. Nördlich der Alpen gebe es das weniger. Dort lägen mehr landwirtschaftliche Flächen zwischen Waldstücken, die als Barrieren dienen, wo das Feuer gestoppt wird. Die Alpennordseite sei damit weniger anfällig für grosse Brände – auch in Zukunft.

Was sind die wichtigsten Brandursachen?

Die einzige natürliche Ursache für einen Waldbrand ist ein Blitzschlag. Im Sommer wird fast jedes vierte Feuer so ausgelöst. Ansonsten ist der Mensch verantwortlich. Zum Beispiel durch Feuerstellen, die nicht richtig gelöscht wurden oder weggeworfene Zigarettenstummel.

Ein Schild hängt mit der Aufschrift: «Waldbrandgefahr! Das Anzünden von Feuern ist strengstens verboten!» an einem Baum.
Legende: Ein kleiner Funke reicht – sei es durch eine weggeworfene Zigarette oder eine nicht vollständig gelöschte Feuerstelle. IMAGO/CHROMORANGE

Ein anderes Beispiel aus dem Kanton Tessin sei Asche aus Cheminées, die die Leute im Garten entsorgen, die aber noch bis zu etwa zwei Tagen glühen könne, so Pezzatti. Jedes zehnte Feuer wird absichtlich gelegt.

Wie gut ist die Schweiz gegen Waldbrände gerüstet?

Zumindest einige Kantone verfügen über viel Erfahrung. So hat beispielweise der Kanton Tessin Waldbrände heute gut im Griff. Dort seien Brände in den letzten Jahren dank erfolgreichem Management weniger und kleiner geworden, sagt Pezzatti. Und das nötige Wissen werde unter den Kantonen ausgetauscht.

Manche Kantone hätten bereits Waldbrandkonzepte, andere erarbeiten nun solche und bereiten sich vor. Aktiv ist auch das Bundesamt für Umwelt, es ist die nationale Warnstelle für Waldbrandgefahr. Sie investiert beispielsweise in bessere Prognosen oder unterstützt Aus- und Weiterbildungen.

Wissenschaftsmagazin, 5.4.2025, 12:40 Uhr ; 

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