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Balsam für Körper und Seele Tanzen – eine Leidenschaft, die nie endet

Der Mensch liebt es, sich zur Musik zu bewegen. Wie und was den letzten 75 Jahren getanzt wurde, weiss das SRF-Archiv.

In den 1950ern trat Sänger Elvis Presley eine Lawine los. Untermalt von seinem lasziven Hüftschwung verbreitete sich der Stil Rock'n'Roll unter Jugendlichen wie ein Flächenbrand. Sein Vorbild waren Musik und Tanzkultur des schwarzen Amerikas.

Bis dahin war Tanzen stets eine gesittete Angelegenheit gewesen. Kurz vor Elvis' Durchbruch waren ein gewisser Herr Roos mit seiner Tanzpartnerin Frau Pflugi noch mit Rumba und Walzer Schweizer Meister geworden.

Kein Wunder, wurde der energiegeladene Rock'n'Roll mit seinen schnellen Schritten, Drehungen und akrobatischen Einlagen von Jugendlichen als Befreiung erlebt.

Und das war erst der Anfang. Die 1960er wurden vom Twist eingeläutet, bei dem sich die Tänzer unabhängig voneinander und ohne Partnerberührung bewegten.

Gegen Ende des Jahrzehnts hatten sich die Hippies so sehr von Konventionen befreit, dass Tanz nun als freier Ausdruck ohne vordefinierte Regeln stattfand.

Allerdings gab es schnell Versuche, die Jugendkultur zu vereinnahmen. So fand 1960 eine Rock'n'Roll-WM statt. Und der Sprecher betonte: «Tanzen ist hier kein zartes Vergnügen, sondern harter Sport.»

Auch die Freiheitsliebe der Hippies wurde in kommerzielle Bahnen umgeleitet – in einem Werbespot für Rivella von 1970.

Immer wieder entscheidende Impulse setzte die afroamerikanische Musikszene. Einzigartig sind die Tanzeinlagen, die ab 1960 James Brown in seiner Bühnenshow zeigte. Diese entwickelte später Michael Jackson zu einer eigenen Variante weiter.

Als erster Musikstil für junge Leute, bei dem Tanzen das ernannte Ziel war, ging Disco in die Geschichte ein. Um zu Disco-Musik zu tanzen, strömte man ab Mitte der 1970er – wenig originell – in die Disko.

Kurz später entdeckte die Fitness-Industrie das Tanzen. Aerobic versprach gutes Aussehen und eine gesunde Form. Bis zum heutigen Tag haben viele weitere Tanzstile dieses Erfolgsrezept kopiert.

Ebenfalls aus den USA kamen in diesen Jahren die Frühformen dessen, was wir heute als Breaking und Hip-Hop-Tanz kennen.

Für Tanzfreudige endete das Jahrtausend elektronisch. Techno hiess die Musik der Stunde, und zelebriert wurde diese an sogenannten Raves. Zu den grössten dieser Events gehört die Zürcher Streetparade.

Ab 2000 veränderten TV und Internet für Tanzende die Möglichkeit, ihr Können einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Shows wie «Musicstar» zogen auch Talente an, die ihren Körper besonders geschmeidig zu bewegen wussten.

In «Stadt Land Talent» versuchten öfters ganze Tanzgruppen, das Augenmerk des TV-Publikums auf ihre Performance zu lenken.

Bei den Tanzshows stieg SRF mit dem Format «Darf ich bitten?» ein. Mehr noch als das Tanzen blieb dabei allerdings in Erinnerung, wie Teilnehmer Sven Epiney die Gelegenheit nutzte, seinem Partner vor laufender Kamera einen Heiratsantrag zu machen.

Immer neue Trends liefern auch die sozialen Medien via Internet. Zudem existiert immer öfter die Möglichkeit, Tanzschritte direkt von den Profis zu lernen.

Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Tanzstile und Moves. Aber eines bleibt zeitlos: Tanzen ist eine Leidenschaft, die nie endet.

Gesichter & Geschichten, SRF 1, 8.1.2025, 18:35 Uhr

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