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Danse Suisse zum Missbrauch in der Ballettszene
Aus Kultur-Aktualität vom 27.10.2022. Bild: Getty Images
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Massnahmen gegen Missbrauch «Es ist möglich, Ballett gesund und fair zu unterrichten»

Ob Tanz-Akademie Zürich, Ballettkompagnie von Bühnen Bern oder zuletzt die Ballett-Schule Basel: Die Vorwürfe sind überall dieselben. Tänzerinnen würden gedemütigt, unter Druck gesetzt und müssten unter Schmerzen auftreten. Kathleen McNurney, die Präsidentin des Berufsverbandes Danse Suisse, fordert ein radikales Umdenken –  auch vom Publikum.

Kathleen McNurney

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Präsidentin des Berufsverbandes Danse Suisse. Sie war selbst jahrelang erst Solotänzerin, später Ballettmeisterin und schliesslich künstlerische Leiterin einer Kompagnie.

SRF: Was sind Ihre Reaktionen auf die Vorwürfe?

Kathleen McNurney: Ich bin schockiert und traurig. Wir sind der führende Berufsverband und setzen uns für Fairness und Respekt in diesem Beruf ein.

Was bedeutet die aktuelle Häufung der Mobbingvorwürfe? Läuft etwas falsch mit den Idealvorstellungen, wie ein Tänzer eine Tänzerin zu sein hat?

Wir haben tatsächlich ein Problem mit dem Körperbild im Ballett. Aber im Unterricht läuft eigentlich sehr vieles richtig. Es ist möglich, Ballett gesund und fair zu unterrichten – ganz egal in welchem Stil.

Die jungen Menschen, die diese Technik lernen möchten, sind Individuen. Und nicht alle haben die gleichen Widerstandskräfte und Körper dafür. Genau das ist eine Herausforderung für Lehrpersonen.

Das klassische Körperbild kommt aus dem traditionellen Ballett, wo Tänzerinnen, die aus Fleisch und Blut sind, vergeistigte Schwäne tanzen.

Aber nochmals: Ballett kann und muss mit Respekt unterrichtet werden. Die Leute dürfen nicht manipuliert oder wegen ihres Körperbaus gedemütigt werden.

Müssen die Tänzerinnen beim klassischen Ballett überhaupt so dünn sein?

Vielleicht müssen wir uns alle auf eine neue Ästethik einstellen.

Schluss mit grazilen Schwäne auf der Bühne also?

Genau. Viele Leute haben dieses stereotype Körperbild im Kopf, das aus dem traditionellen klassischen Ballett kommt. Wo Tänzerinnen, die eigentlich auch aus Fleisch und Blut sind, vergeistigte Schwäne und Giselles tanzen wollen. Die sind aber nicht von dieser Welt.

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Aus dem Archiv: Braucht die Ballett-Ausbildung Reformen?
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Davon ist das Publikum natürlich immer begeistert. Aber ich glaube, Tanzkompanien sind mittlerweile bereit, Tänzerinnen mit ganz anderen Körperbildern zu engagieren.

Vor einem Jahr haben Sie beim Berufsverband Dance Swiss einen Verhaltenskodex formuliert, der sich an die Lehrpersonen richtet. Da wird explizit auf Fragen der Ernährung, der psychologischen Unterstützung, des Körperkontakts hin sensibilisiert. Sexueller Missbrauch wird explizit verboten. Welche Erfahrung haben Sie mit diesem «Code of Conduct» gemacht?

Er wurde positiv begrüsst – von Lehrern, Lehrerinnen, Studentinnen von den Eltern und natürlich den Mitglieder unseres Verbands. Aber auch von vielen anderen Leute in der Schweizer Tanzszene.

Das bedeutet, es gibt bereits eine Art Qualitätssicherung im Tanz und all jene Lehrpersonen, die bei Ihnen im Berufs Register registriert sind, müssen sich auch daran halten?

Mitglieder unseres Berufsregisters sind Lehrpersonen, die sich bei uns melden. Es gibt eine Fachkommission. Die kann beurteilen, ob diese Leute korrekt, gesund und bewusst unterrichten.

Aber trotzdem: Wir können nicht immer dabei sein. Wir können die Lehrpersonen beurteilen. Aber in der Praxis liegt vieles nicht in unseren Händen.

Das Gespräch führte Katrin Becker.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 27.10.22, 07:06 Uhr ; 

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