Das Papstleben als Buch - Autobiografie von Franziskus erschienen – mit Privatfotos
Zeitgleich in 80 Ländern erscheint die Autobiographie «Hoffe» von Papst Franziskus alias Jorge Bergoglio. Der 88-jährige Pontifex zeigt sich darin einmal mehr als Mensch unter Menschen. Und plädiert für Frieden, Hoffnung, Mut und Geschwisterlichkeit.
Schon wieder ein Papstbuch? Erst letzten März erschien eine vom Papst autorisierte Biografie, in der er selbst zu Wort kommt: « Meine Geschichte in der Geschichte
». Die transkontinentale Lebensgeschichte Bergoglios, geboren 1936 in Buenos Aires und seit 2013 Papst, wurde darin packend und gut lesbar erzählt.
Warum also jetzt noch ein Buch, das noch dazu als «erste Autobiographie eines Papstes zu Lebzeiten» weltweit gehypt wird? Weil es natürlich ein Weltbestseller werden soll – inklusive privater, bisher unveröffentlichter Fotos.
Sechs Jahre habe Franziskus daran gearbeitet. Aufgrund der Weltlage habe er sich entschlossen, sein narratives Testament schon jetzt, zum Heiligen Jahr 2025 zu veröffentlichen.
«Krieg ist Wahnsinn und dumm»
Leidenschaftlich kritisiert er darin Krieg und Ausbeutung. Stattdessen fordert er: «Kämpft mit Zärtlichkeit und Mut!» Krieg schädige immer die Armen und Ohnmächtigen: Das ist seine Hauptbotschaft. Erzählerisch leitet er das vom Schicksal seiner Familie im Ersten Weltkrieg in Italien her. Und vom Faschismus, den seine Eltern in der «katholischen Aktion» bekämpften.
Rund um den Globus lässt er Menschen erzählen, was Krieg und Egoismus an ihnen verbrochen haben. Das ist harte Kost. Der Papst führt in Foltergefängnisse, überfüllte Flüchtlingscamps, lässt vergewaltigte Frauen sprechen, vertriebene Indigene, Betroffene sexualisierter Gewalt durch Priester, und vieles mehr. Mit ihnen will er solidarisch sein.
Gott ist auf der Seite der Machtlosen
Der Titel «Hoffe» meint die christliche Grundhaltung: mutig und liebend in die Zukunft zu gehen, auch und gerade, wenn die Weltlage dazu keinen Anlass zu geben scheint.
In seinen Memoiren verteidigt Papst Franziskus auch seinen Reformweg gegen erzkonservative Traditionalisten: Mit ihrer Weigerung, sich vom Heiligen Geist bewegen zu lassen, sei die Kirche erstarrt und unglaubwürdig geworden.
Papst Franziskus wurde als Jorge Mario Bergoglio am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Er war das erste von fünf Kindern in einer italienischen Einwandererfamilie (doppelte Staatsbürgerschaft). Die Familie gehörte zum Mittelstand und ist katholisch und antifaschistisch.
Er wird zuerst Chemietechniker, studiert später Sprachen und Theologie. Mit 21 wird er Jesuit und steigt im Orden auf. 1969 wird er Priester, 1998 Erzbischof von Buenos Aires und 2001 Kardinal.
Am 13. März 2013 wird er als erster Jesuit überhaupt Bischof von Rom, also Papst. Auch als erster gibt er sich als Papstnamen «Franziskus»: Das steht für Armut, Solidarität mit den Armen und mit der Schöpfung.
Meilensteine seines Pontifikats
Reform der Vatikanbank nach einem Monat im Papstamt
Umwelt- und Sozialenzyklika «Laudato si», 2015
Annäherung an den Islam, etwa 2019 mit einem gemeinsamen «Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt»
Umfassende Kurienreform mit Berufung von Frauen und Laien in die Kirchenleitung
Synodaler Weg mit Weltbischofssynoden (2022-24), erstmals Frauen und Nicht-Bischöfe stimmberechtigt
Kritik
Von erzkonservativer Seite wird Franziskus dafür kritisiert, dass er Klerus und Kurie entmachtet und Laien und Frauen beruft.
Von progressiver Seite wird er für sein vormodernes Frauenbild, nicht eingeleitete Reformen bezüglich Pflichtzölibat, Frauenweihe oder Inklusion kritisiert.
Engagement und Leidenschaften
Sein Engagement für Frieden, besonders für Geflüchtete und gegen Krieg ist gross, wird aber von vielen als zu wenig erfolgreich betrachtet.
Seine privaten Leidenschaften sind Tango, Fussball, Musik, gutes Kino und Essen mit anderen.
Das Kirchenvolk müsse einbezogen werden. Zwar sei und bleibe der Klerus männlich, die Kirche selbst aber sei weiblich, eine Mutter, die allen vergebe und in Liebe aufnehme. Das Männlich/Weiblich-Schema des Papstes bleibt damit traditionell.
Zwar fordert der Papst vehement Respekt vor Frauen, vor allem vor Müttern und Ordensfrauen. Frauen dürften aber nicht «maskulinisiert» werden. Das würden sie, meint er, durch eine Priesterweihe.
Offenheit bezeugt das Kirchenoberhaupt auch gegenüber anderen Kirchen und Religionen. Anders als sein Vorgänger scheint Franziskus kein Wahrheitsmonopol zu verteidigen. Wohl aber die Menschlichkeit.
Jesuit, Bischof von Rom, Mensch
Ganz Jesuit lerne er von der Weisheit mongolischer Animisten ebenso wie vom schiitischen Islam, auf den er grosse Schritte zumacht. Nur gemeinsam könne man dem Hass die Liebe, dem Krieg den Frieden entgegenhalten.
«Das Buch meines Lebens ist die Geschichte einer Reise der Hoffnung, einer Reise, die ich nicht von der Reise meiner Familie, meines Volkes, des gesamten Volkes Gottes trennen kann.»
Er selbst sei nur ein Bischof von Rom. Ein Mensch, der mit anderen Menschen leben will. Zum Glücklichsein brauche es keinen Überkonsum, der andere ausbeutet. Es reichen gute Musik, Spiel und Sport, Kino, Kultur und gelebte Gemeinschaft.
Buchhinweis
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Papst Franziskus: «HOFFE. Die Autobiografie». Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl. Kösel-Verlag, 2025.
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