Schon wieder ein Papstbuch? Erst letzten März erschien eine vom Papst autorisierte Biografie, in der er selbst zu Wort kommt: «Meine Geschichte in der Geschichte». Die transkontinentale Lebensgeschichte Bergoglios, geboren 1936 in Buenos Aires und seit 2013 Papst, wurde darin packend und gut lesbar erzählt.
Warum also jetzt noch ein Buch, das noch dazu als «erste Autobiographie eines Papstes zu Lebzeiten» weltweit gehypt wird? Weil es natürlich ein Weltbestseller werden soll – inklusive privater, bisher unveröffentlichter Fotos.
Sechs Jahre habe Franziskus daran gearbeitet. Aufgrund der Weltlage habe er sich entschlossen, sein narratives Testament schon jetzt, zum Heiligen Jahr 2025 zu veröffentlichen.
«Krieg ist Wahnsinn und dumm»
Leidenschaftlich kritisiert er darin Krieg und Ausbeutung. Stattdessen fordert er: «Kämpft mit Zärtlichkeit und Mut!» Krieg schädige immer die Armen und Ohnmächtigen: Das ist seine Hauptbotschaft. Erzählerisch leitet er das vom Schicksal seiner Familie im Ersten Weltkrieg in Italien her. Und vom Faschismus, den seine Eltern in der «katholischen Aktion» bekämpften.
Rund um den Globus lässt er Menschen erzählen, was Krieg und Egoismus an ihnen verbrochen haben. Das ist harte Kost. Der Papst führt in Foltergefängnisse, überfüllte Flüchtlingscamps, lässt vergewaltigte Frauen sprechen, vertriebene Indigene, Betroffene sexualisierter Gewalt durch Priester, und vieles mehr. Mit ihnen will er solidarisch sein.
Gott ist auf der Seite der Machtlosen
Der Titel «Hoffe» meint die christliche Grundhaltung: mutig und liebend in die Zukunft zu gehen, auch und gerade, wenn die Weltlage dazu keinen Anlass zu geben scheint.
In seinen Memoiren verteidigt Papst Franziskus auch seinen Reformweg gegen erzkonservative Traditionalisten: Mit ihrer Weigerung, sich vom Heiligen Geist bewegen zu lassen, sei die Kirche erstarrt und unglaubwürdig geworden.
Das Kirchenvolk müsse einbezogen werden. Zwar sei und bleibe der Klerus männlich, die Kirche selbst aber sei weiblich, eine Mutter, die allen vergebe und in Liebe aufnehme. Das Männlich/Weiblich-Schema des Papstes bleibt damit traditionell.
Zwar fordert der Papst vehement Respekt vor Frauen, vor allem vor Müttern und Ordensfrauen. Frauen dürften aber nicht «maskulinisiert» werden. Das würden sie, meint er, durch eine Priesterweihe.
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Bild 1 von 4. «In den 1970er-Jahren, bei Mama zu Hause», schreibt Papst Franziskus alias Jorge Bergoglio zu diesem Bild. Bildquelle: Papst Franziskus/Privatarchiv.
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Bild 2 von 4. Franziskus als einjähriger Junge. (1937). Bildquelle: Papst Franziskus/Privatarchiv.
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Bild 3 von 4. «Ich, Mama, Marta und Oscar 1941.» Franziskus ist das erste von fünf Kindern in einer italienischen Einwandererfamilie in Argentinien. Bildquelle: Papst Franziskus/Privatarchiv.
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Bild 4 von 4. «Mein erster Ausweis. Ich war gerade achtzehn Jahre alt.». Bildquelle: Papst Franziskus/Privatarchiv.
Offenheit bezeugt das Kirchenoberhaupt auch gegenüber anderen Kirchen und Religionen. Anders als sein Vorgänger scheint Franziskus kein Wahrheitsmonopol zu verteidigen. Wohl aber die Menschlichkeit.
Jesuit, Bischof von Rom, Mensch
Ganz Jesuit lerne er von der Weisheit mongolischer Animisten ebenso wie vom schiitischen Islam, auf den er grosse Schritte zumacht. Nur gemeinsam könne man dem Hass die Liebe, dem Krieg den Frieden entgegenhalten.
«Das Buch meines Lebens ist die Geschichte einer Reise der Hoffnung, einer Reise, die ich nicht von der Reise meiner Familie, meines Volkes, des gesamten Volkes Gottes trennen kann.»
Er selbst sei nur ein Bischof von Rom. Ein Mensch, der mit anderen Menschen leben will. Zum Glücklichsein brauche es keinen Überkonsum, der andere ausbeutet. Es reichen gute Musik, Spiel und Sport, Kino, Kultur und gelebte Gemeinschaft.