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Kulturerbe pflegen «Caroline, Du musst dem Haus treu bleiben!»

Die Apothekerin Caroline Bodenschatz liess ihr Haus am Petersplatz in Basel aussergewöhnlich sorgfältig renovieren. Sie ist überzeugt: ein wertvolles Wohnhaus ist Teil unserer Geschichte – und soll gepflegt werden.

Serie «Das Kulturerbe»

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Freundlich und mit einer grossen Portion Stolz führt Caroline Bodenschatz ihre Gäste durch ihr Haus, in dem der rechte Winkel Seltenheitswert hat.

Das schlanke Haus am prächtigen Petersplatz in Basel ist ein räumliches Abenteuer: der schmale Hausgang war einst eine Gasse, durch die auch Pferde trabten.

Stufen, die Geschichten erzählen

Das ebenerdige Büro, mit dem darüberliegenden Salon und Schlafzimmer waren das ehemalige Handwerkerhaus; Küche und Bad sind im Hinterhaus platziert.

Verbunden ist das alles mit Treppen. Abertausende Schritte haben hier ihre Spuren auf den Stufen hinterlassen, ebenso auf den mächtigen Sandsteinplatten der Treppenabsätze.

Die Jahrhunderte spüren

«Es ist schön, dass man die Jahrhunderte hier so gut spürt», schwärmt Caroline Bodenschatz. Nach langen Arbeitsjahren in Ägypten war für die Apothekerin klar, dass sie unbedingt am Heuberg, Leonhardsgraben oder Petersplatz wohnen wollte – am Ort ihrer Kindheit.

Eine Frau sitzt am Tisch in ihrer Küche.
Legende: Bei der Renovation wurden alte Baumaterialien verwendet, damit dem baulichen Kulturerbe Sorge tragen wird. Claudia Herzog

Das niedrige, schmale Haus mit dem weissen Verputz, den Fensterläden aus Holz und den ochsenblutroten Laibungen hat ihr Herz schnell erobert. Dass die unschönen Eingriffe aus den 1970er-Jahren im Innern des Hauses wegmussten, war sofort klar.

#Kulturerbe2018

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2018 ist Europäisches Kulturerbejahr. 28 Länder beteiligen sich daran, auch die Schweiz. Die Initiative lenkt die Aufmerksamkeit auf die Leistungen des kulturellen Erbes für die Gesellschaft.

Renovation als Lernprozess

Mit Stephan Rolli hat Bodenschatz einen Architekten engagiert, der sich mit historischen Bauten bestens auskennt. Bodenschatz gibt zu, dass der Architekt sie auch bremsen musste. Etwa bei den Mosaikböden, die sie sich gewünscht hatte.

Das passe einfach nicht in dieses Handwerkerhaus aus dem 18. Jahrhundert, argumentierte der Architekt. «Der Satz ‹Caroline, du musst dem Haus treu bleiben› war für mich ein wichtiger Leitgedanke», erinnert sich Bodenschatz. So wurde die Renovation des Hauses ein eigentlicher Lernprozess.

Haus mit Seele

«Ich habe mit dieser Renovation auch viele spannende, engagierte Menschen kennengelernt», sagt Bodenschatz. Für den langen, schmalen Hausgang brauchte es für den Niveauausgleich eine kleine Stufe.

Eine Frau steht vor einem mit Pflanzen bewachsenen Wohnhaus.
Legende: Ein stimmiges Ganzes: Bodenschatz und ihr Architekt haben versucht, dem Wohnhaus wieder eine Seele einzuhauchen. Claudia Herzog

Diese wurde dann gefunden in Form einer alten Sandstein-Schwelle aus einer Kirche, deren Teile ein Bauteilhändler eingelagert hat. Auch die schweren Buchenplanken in der Küche oder die schönen Tannenriemen im Schlafzimmer sind das Ergebnis einer intensiven Suche.

Das heisst: um dem alten Haus am Petersplatz wieder eine Seele einzuhauchen, haben Bodenschatz und ihr Architekt immer wieder versucht, alte Baumaterialien zu verwenden und einzubauen, so dass am Ende ein stimmiges Ganzes entstanden ist.

Kultureller Nutzen

Während dieses Umbaus hat Caroline Bodenschatz die Basler Denkmalpflege nie als störrischen Feind sondern als wichtigen, dialogbereiten Partner erlebt. Zwar habe es durchaus unterschiedliche Meinungen gegeben – etwa bei der Wahl der Farbe der Fensterläden.

Ein Schwarz-Weiss-Bild eines alten Hauses.
Legende: Ein Blick in die Vergangenheit: Caroline Bodenschatz blickt auf ein altes Bild ihres heute renovierten Hauses. Claudia Herzog

Aber am Schluss habe man immer gute Lösungen gefunden. Aus Freude am Umbau und ihrem Haus ist Bodenschatz auch Mitglied des Vereins «Domus Antiqua Helvetica» geworden.

Die 1400 Mitglieder dieses Vereins sind Besitzer von architektonisch wertvollen Wohnhäusern und überzeugt, dass es sich kulturell aber auch volkswirtschaftlich lohnt, wenn Private und die öffentliche Hand dem baulichen Kulturerbe Sorge tragen. Denn: jeder Franken der Denkmalpflege löst das Zehnfache an tatsächlichen Investitionen aus.

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