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Kulturerbe pflegen Fontana & Fontana: Wo traditionelles Handwerk Gold wert ist

In den Werkstätten Fontana + Fontana werden noch uralte Maltechniken und die Kunst des Farbenmischens gepflegt. Besuch beim Familienbetrieb, dem Denkmalpfleger und Architekten vertrauen.

Das Wichtigste in Kürze

  • In den Malerwerkstätten Fontana & Fontana in Jona werden uralte Maltechniken gepflegt.
  • Für die Denkmalpflege ist dieses Können das A und O bei der Sanierung von historisch wertvollen Gebäuden.
  • Das traditionelle Handwerk ist jedoch bedroht.

«Wissen ist nicht Können. Aber Können ist immer Wissen». So bringt Claudio Fontana es auf den Punkt, wenn er den Wert des traditionellen Handwerks beschreibt. Und Claudio Fontana muss es wissen: Als Geschäftsführer leitet er gemeinsam mit seiner Schwester Sylvia und seinem Cousin Marius Fontana in Jona bei Rapperswil in der siebten Generation die Werkstätten für Malerei.

Serie «Das Kulturerbe»

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Fontana & Fontana ist bei Denkmalpflegern, Kunsthistorikerinnen und Architektinnen eine bekannte und geschätzte Adresse. Als der Schweizer Heimatschutz Spezialisten suchte, um die opulent bemalte Villa Patumbah in Zürich fachgerecht zu restaurieren. Oder als die Denkmalpflege für die Kirche in Glarus ein neues Farbkleid wollte oder die Architektin Tilla Theus für das Fifa-Gebäude einen effektvolle Raumgestaltung plante – alle klopften sie bei Fontana & Fontana in Jona an.

Denn sie wussten: Hier arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten, die sich in Farbanalysen, Farbmischung und alten Maltechniken auskennen.

Schwierige Aufträge sind willkommen

Im weissen Malermeisterkittel steht Marius Fontana im Atelier. Hier wird an diffizilen Aufträgen gepröbelt. «Solche Aufträge schätzen wir. Da läuft es heiss in unseren Köpfen. Da sind alle Spezialisten mit ihrem Wissen gefragt», lacht Marius Fontana.

Marius Fontana in der Werkstatt.
Legende: Der Malermeister am Werk: Marius Fontana mag's gerne auch mal schwierig. SRF / Claudia Herzog

Eine besonders interessante Auftraggeberin sei die Zürcher Architektin Tilla Theus. Als sie für die noble Widderbar langweilige Akustikplatten mit illusionistischen Maltechniken in mit Stoff bespanntes Holz verwandeln wollte, liefen die Spezialisten in den Werkstätten zur Höchstform auf. Fontana legt eine quadratische Musterplatte auf den Tisch. Dass es sich um banale Akustikplatte handelt, wird erst auf den zweiten Blick erkennbar.

Bier macht's!

Zuerst wurde die Akustik-Platte mit einer Bierlasur – einer Mischung aus Bier, Wasser und Farbpigmenten – grundiert. «Das Bier ist ein ideales Bindemittel. Für grosse Räume brauchen wir gut und gerne 26 Flaschen Bier», erzählt Fontana. Dann habe man nach und nach Holzstrukturen und Jahrringe auf die Platte gezaubert.

Eine Holzplatte mit Maserung auf einem Tisch.
Legende: Keine Bieridee: Dank der Maseriertechnik wirkt eine herkömmliche Holzplatte älter – und erst noch schöner. SRF / Claudia Herzog

#Kulturerbe2018

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2018 ist Europäisches Kulturerbejahr. 28 Länder beteiligen sich daran, auch die Schweiz. Die Initiative lenkt die Aufmerksamkeit auf die Leistungen des kulturellen Erbes für die Gesellschaft.

Maserieren heisst diese Technik, die im späten 19. Jahrhundert eine eigentliche Hochblüte erlebte und dann bis etwa 1970 nicht mehr angewandt wurde. «Mein Grossvater hat diese Technik noch gelernt. Erst als die Denkmalpflege begann, sich um Gebäude aus der Jahrhundertwende zu kümmern, musste er diese quasi vergessene Technik wieder aktivieren», erzählt Fontana.

Traditionelles Handwerk braucht traditionelles Werkzeug

Weil in Fontanas Werkstätten alte Maltechniken angewandt werden, braucht es auch entsprechendes Werkzeug. Fontanas haben die alten Pinsel des Grossvaters nachbauen lassen: Pinsel mit aussergewöhnlich langen Borsten.

Pinsel mit Schweinsborsten.
Legende: Mit traditionellem Werkzeug wird traditionelles Handwerk betrieben: Pinsel mit Schweinsborsten. SRF / Claudia Herzog

In der Schweiz gibt es nur noch zwei, drei Unternehmen, die solche Spezialpinsel aus Schweinsborsten herstellen. Die Ausbildung zum Pinselmacher gibt es in der Schweiz längst nicht mehr.

«Traditionelles Handwerk braucht eben auch traditionelles Werkzeug. Wenn das nicht mehr hergestellt werden kann, geraten auch wir in Bedrängnis», sagt Claudio Fontana nachdenklich. Seine Schwester Sylvia Fontana, die für den Bereich Restaurierung und Vergolderei, nickt. «Darum sind wir bemüht, guten Nachwuchs auszubilden».

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 08.20 Uhr.

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