Wenn ich durch meinen Instagram-Feed scrolle, frage ich mich: Gibt es überhaupt noch Leute, die nicht wandern?
Die gesamte Bevölkerung scheint zu Outdoor-Enthusiasten mutiert zu sein. Wieso also nicht etwas Abenteuer in den Alltag einbauen, ohne den Trip in die Berge? Mein Rezept: Matratze und Decke packen und im eigenen Garten unter freiem Himmel übernachten, eine Art bequemes Biwakieren for beginners.
Vom Nächtigen in der Natur tagträume ich schon lange, schon vor dem aussergewöhnlichen Sommer 2020. Lassen Sie es mich erklären.
Ausbruch aus dem Alltag
Als Kind liebte ich es, an Sommernachmittagen auf dem Rücken im Gras zu liegen und den Himmel zu beobachten. Sich klein zu fühlen in der Welt und in die unendliche Weite des Himmels einzutauchen. Aber: Das war tagsüber.
Das Schlafen im Freien ist das «im Gras liegen» für Mutige. Man kehrt den kleinkarierten vier Wänden den Rücken zu, flüchtet nachts ins Freie, riecht beim Einschlafen den Duft des Sommers und hört die Lebewesen rundherum. Es hat etwas Aufmüpfiges, beinahe Grenzüberschreitendes.
Steiniger Weg zum Sternenhimmel-Bett
Trotz lebhaftem Vorstellungsvermögen wie nett das Natur-Nickerchen wohl sein mag, sind meine bisherigen Real-Life-Erfahrungen damit lausig.
Outdoor-übernachtungstechnisch wurde ich im Aargauer Blauring sozialisiert. Obwohl das Schlafen im Freien ein fixer Programmpunkt jedes Sommerlagers war, roch ich damals nicht Abenteuer, sondern aufgezwungene Naturliebe. Die Schnecken im Schlafsack fand ich bedingt bequem.
Auch Schlafen im Stroh habe ich ausprobiert – nix mit Sternenhimmel und deshalb enttäuschend.
Ich war auch schon im Mekka der Draussenschläfer: dem australischen Outback. Zugegeben: Der Sternenhimmel Down Under ist der spektakulärste, den ich je gesehen habe. Gekniffen habe ich trotzdem: Die 50 giftigen Schlangenarten waren ein überzeugendes Argument.
Übung macht die Meisterin
Es dauerte, bis ich die für mich perfekte Outdoor-Schlafgelegenheit gefunden habe. Zum Glück habe ich es für diese Sommerserie nochmals probiert.
Scharfzüngige würden meinen Versuch womöglich als urbanes Basler «Glamping» abtun: Schlafen auf einer aufblasbaren Matratze mit Bettdecke und Kissen, umringt von Rosmarin und Sonnenblumen, in unmittelbarer Nähe einer schönen Toilette.
Ich fand es fantastisch. Auch in der Schweiz lässt sich nämlich der Sternenhimmel bewundern, inklusive vorbeiziehendem Kometen.
Nein, es ist nichts für Anfänger. Nein, laut war es nicht. Nein, ich wurde nicht von Mücken attackiert (grosszügiger Insektenspray-Applikation sei Dank). Ja, es war etwas hell. Ja, man ist früh wach. Das wichtigste Fazit: Ja, ich fühlte mich als hätte ich etwas geleistet. Ich bin jetzt eine Draussenschläferin.
Ich kann es nur weiterempfehlen. Instagram-Inspiration gibt es unter dem Hashtag #outdoorsleeping zur Genüge.