Es gibt nun mal Knallfrösche, die bereits wieder Bock haben auf Ballermann. Als ich von einer Brücke herab sah, wie in einem an Regentagen zauberhaften Zürcher Flussbad (Name der Redaktion bekannt) die Fleischberge sich erhoben, schwindelte mir auf der Stelle.
Flüsse und Seen mögen wieder bedenkenlos «bebadbar» sein, wie Daniel Koch das in seinem bezaubernden Beamtendeutsch einmal nannte. Mir wird der Sinn für den Rest dieses Sommers nicht nach Dichtestress unter Total-Tätowierten stehen, sondern nach waschechten Bergen. Baden gehen: bestenfalls Plan B.
Abseits der Wassermassen
Bleibt die Frage: Wohin soll man sich verkrümeln, wenn man seine Ruhe haben will, die nicht einmal wohlverdient sein muss? Wo kann der menschenscheue Melancholiker die Menschenmassen meiden, wenn die ganze Schweiz in der Schweiz Urlaub macht?
Am besten bleibt man zuhause, glaube ich, wo alle anderen «ausfliegen» in ihren Autos. Schnorcheln Sie sich durch Ihren Gartenschlauch! Schlagen Sie das Biwakzelt auf dem Balkon auf! Okkupieren Sie Nachbars Obstgarten!
«Yes, we camp» ist ja auch so ein grünes Gebot der Stunde. Bloss, wo findet man um diese Zeit noch ein nicht überlaufenes Schattenplätzchen?
Stille Örtchen mit Stil
Die richtige Antwort lautet Nomady.ch – und muss unser kleines Geheimnis bleiben. Der Winzling von Website, eine Fundgrübchen für die Freundinnen und Freunde des klandestinen Campens in der Schweiz, ist eine meiner jüngeren Zufallsbekanntschaften aus dem Internet, das gegen das Coronavirus noch immer immun scheint. Zum Glück.
Nomady ist eine Art Airbnb im Bonsai-Format für alle Rustikal-Romantiker, die kein festes Dach über dem Kopf brauchen (oder nur das eines VW-Büsslis oder Spatz-Zelts) und trotzdem gern ein kompostierbares Klo in Nutznähe wissen. Oder eine Steckdose, um das Handy mit Solarstrom aufzuladen, ohne das man den Weg ins Off nicht gefunden hätte.
Pack die Badehose aus
Ab ins Abseits: Nomady verzeichnet Plätze für Zelte und Camper, die neckische Namen tragen wie «Bei den wilden Heidelbeeren» oder «Heckenfenster Rossweid».
Dass man sich bei Nomady ein Wort wie «Nachhaltigkeit» gross auf die Fahne schreibt, schön. Dass man auf einen Tourismus der klitzekleinen Orte setzt, Riesensache. Dass ich Sie im «Honig-Linde Camp» auf gar keinen Fall antreffen will – Sie werden es verstehen.
Ach, und falls Sie seit Minuten ungeduldig auf den ultimativen Badetipp warten: Wie wär's mit einer «Auszeit am Forellenweiher»? Bebaden bitte auf eigene Gefahr.